Beilage – Versuch einer Vereinigung der „Iskra" mit dem „Rabotscheje Djelo"

Beilage1

Versuch einer Vereinigung der „Iskra" mit dem „Rabotscheje Djelo

Es bleibt uns noch übrig, die Taktik zu beschreiben, die die „Iskra" in ihren organisatorischen Beziehungen zum „Rabotscheje Djelo" angenommen und konsequent durchgeführt hat. Diese Taktik ist schon klar zum Ausdruck gekommen in Nr. 1 der „Iskra" in dem Artikel „Die Spaltung im ,Auslandsbund der russischen Sozialdemokraten'". Wir haben uns sofort auf den Standpunkt gestellt, dass der wirklicheAuslandsbund der russischen Sozialdemokraten", der auf dem ersten Parteitag unserer Partei als ihr Auslandsvertreter anerkannt worden ist, sich in zwei Organisationen gespalten hat; – dass die Frage der Vertretung der Partei offen bleibt, da die Lösung, für den Pariser internationalen Kongress und für das ständige internationale sozialistische Büro von Russland zwei Mitglieder zu wählen, und zwar je einen von den beiden Teilen des gespaltenen ,Auslandsbundes', nur eine provisorische und bedingte war. Wir erklärten, dass das „Rabotscheje Djelo" sachlich im Unrecht gewesen sei, wir stellten uns in prinzipieller Hinsicht entschieden auf die Seite der Gruppe „Befreiung der Arbeit", lehnten es jedoch ab, uns mit den Einzelheiten der Spaltung zu befassen, und stellten nur die Verdienste des Auslandsbundes auf dem Gebiet der rein praktischen Arbeit fest.A

Auf diese Weise war unsere Stellung bis zu einem gewissen Grade eine abwartende; wir machten ein Zugeständnis an die in der Mehrheit der russischen Sozialdemokratie herrschende Meinung, dass Hand in Hand mit dem „Auslandsbund" auch die entschiedensten Feinde des Ökonomismus arbeiten könnten, denn der „Auslandsbund" hatte sich mehrfach mit der Gruppe „Befreiung der Arbeit" prinzipiell einverstanden erklärt, angeblich ohne Anspruch zu erheben auf eine selbständige Physiognomie in den grundlegenden theoretischen und taktischen Fragen. Die Richtigkeit unserer Stellung wurde indirekt dadurch bestätigt, dass fast gleichzeitig mit dem Erscheinen der ersten Nummer der „Iskra" (Dezember 1900) drei Mitglieder des „Auslandsbundes" sich von ihm trennten und die sogenannte ,Gruppe der Initiatoren" bildeten2; diese wandte sich erstens an die Auslandsabteilung der „Iskra"-Organisation, zweitens an die revolutionäre Organisation „Sozialdemokrat" und drittens an den „Auslandsbund" mit dem Vorschlag, die Vermittlerrolle zu übernehmen bei Verhandlungen über eine Aussöhnung. Die beiden erstgenannten Organisationen gaben sofort ihre Zustimmung, die dritte lehnte den Vorschlag ab. Allerdings erklärte ein Mitglied der Administration des „Auslandsbundes", als ein Redner auf der „Einigungs"-Konferenzdes vorigen Jahres über diese Tatsachen berichtete, ihre Ablehnung sei ausschließlich dadurch hervorgerufen worden, dass der „Auslandsbund" unzufrieden war mit der Zusammensetzung der Initiatorengruppe. Ich halte es für meine Pflicht, diese Erklärung anzuführen, muss jedoch hinzufügen, dass ich sie für unzulänglich halte: da der „Auslandsbund" wusste, dass die beiden Organisationen zu Verhandlungen bereit waren, hätte er sich auch durch einen andern Vermittler oder unmittelbar an sie wenden können.

Im Frühjahr 1901 traten sowohl die „Sarja" (Nr. 1, April) als auch die „Iskra (Nr. 4, Mai) mit einer offenen Polemik gegen das „Rabotscheje Djelo" auf.3 Insbesondere griff die „Iskra" den „Historischen Wendepunkt" des „Rabotscheje Djelo" an, das in seiner Aprilnummer, also schon nach den Frühjahrsereignissen, eine schwankende Haltung gegenüber der Schwärmerei für den Terror und „blutrünstige" Aufrufe einnahm. Trotz dieser Polemik gab der „Auslandsbund" seine Zustimmung zu der Wiederaufnahme der Verhandlungen über eine Aussöhnung, und zwar mit Hilfe einer neuen Gruppe von „Versöhnern"4. Im Juni fand eine vorbereitende Konferenz statt, an der Vertreter der drei obengenannten Organisationen teilnahmen, und es wurde auf der Grundlage einer sehr eingehenden „prinzipiellen Vereinbarung" ein Vertragsentwurf ausgearbeitet, den der „Auslandsbund" in der Broschüre „Zwei Konferenzen" und die Liga in der Broschüre „Dokumente der Einigungskonferenz" zum Abdruck brachten.

Der Inhalt dieser prinzipiellen Vereinbarung (oder der Resolutionen der Juni-Konferenz, wie man sie öfter zu nennen pflegt) zeigt mit aller Klarheit, dass wir die entschiedenste Ablehnung aller Erscheinungen des Opportunismus im Allgemeinen und des russischen Opportunismus im Besonderen als absolut notwendige Vorbedingung für die Einigung forderten.

Wir lehnen“ – lautet Punkt 1 – „alle Versuche ab, den Opportunismus in den Klassenkampf des Proletariats hinein zu tragen, – Versuche, wie sie zum Ausdruck gekommen sind im sogenannten Ökonomismus, im Bernsteinianertum, im Millerandismus usw." „Zum Tätigkeitsgebiet der Sozialdemokratie gehört der ideologische Kampf gegen alle Gegner des revolutionären Marxismus" (4, c). „Auf keinem Gebiet der organisatorischen oder der agitatorischen Tätigkeit darf die Sozialdemokratie auch nur für einen Augenblick die nächste Aufgabe des russischen Proletariats – den Sturz des Absolutismus – außer acht lassen" (5, a). „Agitation nicht nur auf dem Boden des täglichen Kampfes der Lohnarbeit gegen das Kapital" (5, b). „… Das Stadium des rein ökonomischen Kampfes und des Kampfes um politische Teilforderungen ,. lehnen wir ab" (5, c). „…Wir sind der Meinung, dass die Kritik an den Richtungen, die das Elementare… und die Beschränktheit der niederen Formen der Bewegung … zum Prinzip erheben, für die Bewegung von Wichtigkeit ist" (5, d).

Selbst ein ganz abseits stehender Mensch, der diese Resolutionen aufmerksam gelesen hat, wird schon aus ihrer Formulierung ersehen, dass sie gegen Leute gerichtet waren, die Opportunisten und „Ökonomisten" waren, die, wenn auch nur für einen Augenblick, die Aufgabe des Sturzes des Absolutismus vergaßen, die die Stadientheorie anerkannten, die Beschränktheit zum Prinzip erhoben usw. Und wer auch nur einigermaßen vertraut ist mit der Polemik der Gruppe „Befreiung der Arbeit", der „Sarja" und der „Iskra" gegen das „Rabotscheje Djelo", der wird keinen Augenblick daran zweifeln, dass diese Resolutionen Punkt für Punkt gerade die Irrtümer widerlegen, in die das „Rabotscheje Djelo" verfiel. Als darum auf der „Einigungs"-Konferenz ein Mitglied des „Auslandsbundes" erklärte, die Artikel in Nr. 10 des „Rabotscheje Djelo" seien nicht hervorgerufen durch den „Historischen Wendepunkt" des „Auslandsbundes", sondern durch die übermäßige „Abstraktheit“B der Resolutionen – da hatte ein Redner das absolute Recht, darüber zu lachen. Die Resolutionen sind nicht nur nicht abstrakt, – antwortete er – sondern unglaublich konkret: ein Blick auf sie genügt, um zu sehen, dass man hier „jemanden einfangen" wollte.

Dieser Ausdruck gab Anlass zu einem charakteristischen Zwischenfall auf der Konferenz. Einerseits klammerte sich B. Kritschewski an das Wort „einfangen", er glaubte, es sei ein falscher Zungenschlag, der unsere böse Absicht verrate („eine Falle stellen")5, und rief pathetisch aus: „Wer aber, wer sollte eingefangen werden?" – „Ja, wirklich, wer?" fragte ironisch Plechanow. – „Ich werde dem Scharfsinn des Genossen Plechanow zu Hilfe kommen – antwortete B. Kritschewski –, ich werde ihm erklären, dass die Redaktion des Rabotscheje Djelo hier eingefangen werden sollte (allgemeine Heiterkeit). Aber wir haben uns nicht einfangen lassen!" (Zurufe von links: um so schlimmer für euch!). Anderseits erklärte ein Mitglied der Gruppe „Borjba" (Gruppe der Versöhner), als er gegen die Zusatzanträge des „Auslandsbundes" zu den Resolutionen polemisierte und unseren Redner verteidigen wollte, dass das Wort „einfangen" scheinbar nur im Eifer der Polemik zufällig gefallen sei.

Was mich betrifft, so denke ich, dass eine solche „Verteidigung" dem Redner, der den betreffenden Ausdruck gebraucht hat, nicht gut bekommen wird. Ich denke, dass die Worte „man wollte jemanden einfangen" „im Scherz gesagt, aber im Ernst gedacht, sind": wir haben dem „Rabotscheje Djelo" stets Unsicherheit und Schwankungen vorgeworfen, und darum mussten wir uns natürlich darum bemühen, es einzufangen, um in Zukunft Schwankungen unmöglich zu machen. Von bösen Absichten konnte keine Rede sein, denn es handelte sich um eine prinzipielle Unsicherheit. Und es ist uns gelungen, den „Auslandsbund" so kameradschaftlich „einzufangen"C, dass die Juni-Resolutionen von B. Kritschewski selber und noch einem Mitglied der Administration des „Auslandsbundes" unterzeichnet wurden.

Die Artikel in Nr. 10 des Rabotscheje Djelo" (unsere Genossen haben diese Nummer mit zu Gesicht bekommen, als sie zur Konferenz kamen, wenige Tage vor Beginn der Sitzungen) haben klar gezeigt, dass vom Sommer bis zum Herbst im „Auslandsbund" eine neue Schwenkung vor sich gegangen war: Die Ökonomisten gewannen wieder die Oberhand, und die Redaktion, die jeder neuen Strömung gehorchte, begann von neuem, die „eingefleischtesten Bernsteinianer", die „Freiheit der Kritik" und die „Spontaneität" zu verteidigen, und durch den Mund Martynows die „Theorie der Einengung" der Sphäre unserer politischen Einwirkung zu verkünden (angeblich um die Einwirkung selbst zu komplizieren). Wiederum bestätigte sich die treffende Bemerkung von Parvus, dass es schwierig sei, den Opportunisten mit irgendeiner Formel einzufangen: er wird mit Leichtigkeit jede Formel unterzeichnen und mit Leichtigkeit von ihr abweichen, denn der Opportunismus besteht eben gerade im Fehlen irgendwelcher bestimmten und festen Prinzipien. Heute lehnen die Opportunisten jeden Versuch ab, Opportunismus in die Sache hinein zu tragen, sie lehnen jede Einschränkung ab, versprechen feierlich, „keinen Augenblick den Sturz des Absolutismus zu vergessen", „Agitation" zu treiben „nicht nur auf dem Boden des täglichen Kampfes der Lohnarbeit gegen das Kapital" usw. usw. Morgen aber ändern sie die Ausdrucksweise und kehren zum Alten zurück, verteidigen die Spontaneität, den fortschreitenden Gang des grauen Tageskampfes, die Aufstellung von Forderungen, die greifbare Resultate verheißen usw. Der „Auslandsbund", der fortfährt zu behaupten, dass er in den Artikeln der Nr. 10 „keine ketzerische Abweichung von den allgemeinen Prinzipien des Konferenzentwurfes sehe" („Zwei Konferenzen", S. 26), offenbart damit seine absolute Unfähigkeit oder den mangelnden Willen, das Wesen der Meinungsverschiedenheiten zu begreifen.

Nachdem Nr. 10 des „Rabotscheje Djelo" erschienen war, blieb uns nur ein Versuch übrig: eine allgemeine Diskussion zu eröffnen, um zu sehen, ob der gesamte „Auslandsbund" mit diesen Artikeln und mit seiner Redaktion einverstanden sei. Der „Auslandsbund" ist deshalb mit uns besonders unzufrieden, er wirft uns vor, wir hätten den Versuch gemacht, im „Auslandsbund" Uneinigkeit zu stiften, wir hätten uns in fremde Angelegenheiten eingemischt usw. Diese Beschuldigungen sind offensichtlich unbegründet, denn bei einer gewählten Redaktion, die der leiseste Windzug zum Wenden bringt, hängt alles von der Richtung des Windes ab, und wir haben diese Richtung in geschlossenen Sitzungen bestimmt, in denen niemand anwesend war, als die Mitglieder der Organisationen, die gekommen waren, um sich zu vereinigen. Der Umstand, dass der „Auslandsbund" Abänderungsanträge zu den Juni-Resolutionen einbrachte, hat uns den letzten Schatten einer Hoffnung auf eine Verständigung genommen. Die Abänderungsvorschläge waren ein dokumentarischer Beweis für das neue Abschwenken zum Ökonomismus und für die Solidarität der Mehrheit des „Auslandsbundes" mit Nr. 10 des „Rabotscheje Djelo". Aus der Zahl der Äußerungen des Opportunismus wurde der „sogen. Ökonomismus" gestrichen (angeblich wegen des „unklaren Sinnes" dieser Worte, – obgleich sich aus dieser Begründung nur die Notwendigkeit ergibt, das Wesen der weitverbreiteten Verirrung genauer zu definieren), gestrichen wurde ferner der „Millerandismus" (obwohl B. Kritschewski ihn im „Rabotscheje Djelo" Nr. 2/3, S. 83 und 84 und noch offener im „Vorwärts" verteidigt hatteD). Obgleich die Juni-Resolutionen klar hinwiesen auf die Aufgabe der Sozialdemokraten – „jeden Kampf des Proletariats gegen alle Formen der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Unterdrückung zu leiten", wobei schon dadurch an und für sich gefordert wurde, in all diese Kämpfe Planmäßigkeit und Einheitlichkeit hinein zu tragen, – fügte der „Auslandsbund" noch die vollkommen überflüssigen Worte hinzu, dass „der wirtschaftliche Kampf eine machtvolle Triebkraft der Massenbewegung sei" (an und für sich sind diese Worte unbestreitbar, aber in Anbetracht des Vorhandenseins eines engen „Ökonomismus" mussten sie Anlass zu falschen Auslegungen geben). Mehr als das, in die Juni-Resolutionen wurde sogar eine direkte Beschränkung der „Politik" hineingetragen, sowohl durch die Beseitigung der Worte „für keinen Augenblick" das Ziel des Sturzes des Absolutismus vergessen) als auch durch das Hinzufügen der Worte, „der ökonomische Kampf sei das weitest anwendbare Mittel zur Hineinziehung der Massen in den aktiven politischen Kampf". Nachdem solche Abänderungsanträge gestellt waren, war es begreiflich, dass alle Redner von unserer Seite einer nach dem andern auf das Wort verzichteten, da sie die weiteren Verhandlungen mit Leuten für völlig nutzlos hielten, die sich wieder dem Ökonomismus zuwandten und sich die Freiheit des Schwankens sicherten.

Gerade das, was der ,Auslandsbund' als Bedingung sine qua non6 für Dauerhaftigkeit der künftigen Verständigung betrachtete, d. h. die Aufrechterhaltung der selbständigen Physiognomie des ,Rabotscheje Djelo' und einer Autonomie, – gerade das war für die ,Iskra' der Stein des Anstoßes, der die Verständigung verhinderte" („Zwei Konferenzen", S. 25).

Das ist sehr ungenau. Gegen die Autonomie des „Rabotscheje Djelo" haben wir nie unsere Hand erhoben.E Seine selbständige Physiognomie haben wir tatsächlich unbedingt abgelehnt, wenn man darunter die „selbständige Physiognomie" in prinzipiellen theoretischen und taktischen Fragen zu verstehen hat: die Juni-Resolutionen enthalten ja gerade die unbedingte Ablehnung einer solchen Selbständigkeit der Physiognomie, denn diese „Selbständigkeit der Physiognomie" bedeutete in der Praxis stets, wir wiederholen es, alle möglichen Schwankungen und durch diese Schwankungen die Unterstützung der bei uns herrschenden und für die Partei unerträglichen Zerfahrenheit. Durch die Artikel in Nr. 10 und die „Abänderungsanträge" hat das „Rabotscheje Djelo" klar gezeigt, dass es gewillt ist, eben gerade diese Selbständigkeit der Physiognomie aufrechtzuerhalten, das aber musste natürlich und unvermeidlich zum Bruch und zur Kriegserklärung führen. Wir waren dagegen alle bereit, die „selbständige Physiognomie" des „Rabotscheje Djelo" anzuerkennen im Sinne seiner Konzentrierung auf bestimmte literarische Funktionen. Eine richtige Verteilung dieser Funktionen zwang sich von selber auf: 1. die wissenschaftliche Zeitschrift, 2. die politische Zeitung und 3. die populären Sammelbücher und populären Broschüren. Nur die Zustimmung des „Rabotscheje Djelo" zu einer solchen Verteilung hätte seinen aufrichtigen Wunsch bewiesen, endgültig Schluss zu machen mit den Verirrungen, gegen die sich die Juni-Resolutionen richteten, nur eine solche Verteilung würde jede Möglichkeit von Reibungen beseitigen und tatsächlich die Dauerhaftigkeit der Verständigung sichern, und würde gleichzeitig als Grundlage dienen für einen neuen Aufschwung und für neue Erfolge unserer Bewegung.

Jetzt kann kein russischer Sozialdemokrat mehr daran zweifeln, dass der endgültige Bruch der revolutionären Richtung mit der opportunistischen hervorgerufen wurde nicht durch irgendwelche „organisatorische" Umstände, sondern gerade durch den Wunsch der Opportunisten, die selbständige Physiognomie des Opportunismus zu festigen, und den Wunsch, fortzufahren, durch die Ausführungen der Kritschewski und Martynow Verwirrung in die Köpfe zu tragen.

1 In der Ausgabe von 1908 war diese Beilage weggelassen.

A Dieses Urteil über die Spaltung beruhte nicht nur auf der Kenntnis der Literatur, sondern auch auf Material, das einige Mitglieder unserer Organisation, die im Auslande gewesen sind, dort gesammelt haben.

2 Die Zusammensetzung dieser „ersten" Initiatoren-Gruppe ist der Redaktion unbekannt. Sie darf nicht verwechselt werden mit der Initiatoren-Gruppe, die zuerst bei der Einberufung der Juni-Konferenz, und dann der sogenannten „Einigungskonferenz" im Oktober 1901 eine Vermittlerrolle gespielt hat.

3 In Nr. 1 der „Sarja" (April 1901) sind N. Rjasanows „Bemerkungen zu dem Programm des ,Rabotscheje Djelo'" veröffentlicht worden, in denen er die programmatischen Anschauungen des „Rabotscheje Djelo", die in dem Leitartikel der Nr. 1 des „Rabotscheje Djelo" zum Ausdruck gekommen sind, einer kritischen Analyse vom Standpunkte des orthodoxen Marxismus unterzog. Der Verfasser der „Bemerkungen" weist den eklektischen Charakter des Programms des „Rabotscheje Djelo" nach. In Nr. 4 der „Iskra" ist Lenins Artikel „Womit beginnen?" veröffentlicht worden (siehe den ersten Halbband des IV. Bandes, S. 122), in dem die taktischen und organisatorischen Ansichten des „Rabotscheje Djelo" kritisiert werden.

4 Diese, die zweite Initiatoren-Gruppe bestand aus D. B. Rjasanow, J. M. Steklow (Newsorow) und W. Danewitsch (E. Smimow-Gurewitsch), die nach der missglückten Einigungs-Konferenz die selbständige Verlags-Gruppe „Borjba" gründete (die Mitteilung über die Herausgabe von Schriften dieser Gruppe trägt das Datum vom November 1901).

B Diese Behauptung wird in den „Zwei Konferenzen", S. 25, wiederholt.

5 Die Worte „Falle" und „einfangen" haben im Russischen die gleiche Wurzel. D. Red.

C Nämlich: Wir sagten in der Einleitung zu den Juni-Resolutionen, dass die russische Sozialdemokratie als Ganzes stets auf dem Boden der Prinzipien der Gruppe „Befreiung der Arbeit" gestanden hat, und dass das Verdienst des „Auslandsbundes" insbesondere seine Verlags- und Organisationstätigkeit gewesen ist. Mit anderen Worten, wir brachten unsere absolute Bereitschaft zum Ausdruck, das Vergangene zu vergessen und das Nützliche (für die Sache) der Arbeit unserer Genossen vom „Auslandsbund" anzuerkennen, unter der Bedingung, dass alle Schwankungen aufhörten, die wir durch das „Einfangen" verfolgten. Jeder, der die Juni-Resolutionen objektiv liest, kann sie eben nur so verstehen. Wenn aber der „Auslandsbund" jetzt, nachdem er durch sein neues Abschwenken zum Ökonomismus (in den Artikeln der Nr. 10 und in den Abänderungsanträgen) einen Bruch mit uns hervorgerufen hat, uns feierlich Unwahrheit vorwirft („Zwei Konferenzen", S. 30), und zwar wegen dieser Worte über seine Verdienste, so kann eine solche Beschuldigung natürlich nur ein Lächeln hervorrufen.

D Im „Vorwärts" hat aus diesem Anlass eine Polemik begonnen zwischen seiner jetzigen Redaktion, Kautsky und der „Sarja", – Wir werden nicht verfehlen, die russischen Leser über diese Polemik zu unterrichten. {In dem Artikel „Der Lübecker Parteitag der deutschen Sozialdemokratie" („Sarja" Nr. 2/3, Dezember 1901) erwähnt Ignotus (J. Martow) u. a. die Pariser Korrespondenzen B. Kritschewskis im Zentralorgan der deutschen Sozialdemokratie, „Vorwärts", in denen B. Kritschewski eine tendenziöse Information über die Lage in der französischen sozialistischen Bewegung gab, den linken Flügel der französischen Partei (die „Guesdisten") angriff und eine systematische Propaganda für Millerand und die ihn unterstützenden „Jaurèsisten" entfaltete, wodurch er einen günstigen Boden für die Entwicklung des Bernsteinianertums und des Reformismus in Deutschland schuf. Die Notiz Martows beantwortete die Redaktion des „Vorwärts" mit einem kleinen Artikel in der Nummer vom 1. Januar 1902, in dem sie Kritschewski in Schutz nahm. In den Streit mischte sich Kautsky ein, der im „Vorwärts" mit einer indirekten Verteidigung Martows auftrat. Weiter folgten einige Artikel, Notizen und Gegennotizen Martows, Kritschewskis und der Redaktion, die Kritschewski das „Schlusswort" erteilte und damit die Polemik abschloss. Im Zusammenhang mit dieser Polemik veröffentlichte die „Sarja" in Nr. 4 (August 1902) einen Artikel von Ignotus („Vorwärts" und „Sarja") und einen Artikel von Parvus („Millerand" und der „Vorwärts"), während das „Rabotscheje Djelo" in Nr. 11/12 (Februar 1902) eine Notiz unter der Überschrift „Eine neue Methode der revolutionären Propaganda" veröffentlichte. Die „Iskra" fasste die Ergebnisse der Polemik in einer Notiz zusammen, die in Nr. 18 der „Iskra" (10. März 1902) in der Rubrik „Aus der Partei" veröffentlicht wurde.}

6 – absolut notwendige. D. Red.

E Wenn man nicht als Einschränkung der Autonomie die Redaktionskonferenzen im Zusammenhang mit der Gründung eines gemeinsamen obersten Rates der vereinigten Organisationen betrachten will, – Redaktionskonferenzen, zu denen auch das „Rabotscheje Djelo" im Juni seine Zustimmung gegeben hatte.

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