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Wladimir I. Lenin 19041100 Die Semstwokampagne und der Plan der „Iskra"

Wladimir I. Lenin: Die Semstwokampagne und der Plan der „Iskra"1

Nur für Parteimitglieder

[Geschrieben im November 1904 Zum ersten Mal veröffentlicht als Broschüre November 1904 in Genf. Nach Sämtliche Werke, Band 7, 1929, S. 3-26]

Soeben ist ein von der Redaktion der „Iskra" unterzeichnetes Schreiben an die Parteiorganisationen („nur für Parteimitglieder") veröffentlicht worden. Russland sei noch nie einer Verfassung so nahe gewesen, wie jetzt, erklärt die Redaktion und entwickelt ausführlich einen ganzen Plan einer „politischen Kampagne", einen ganzen Plan zur Einwirkung auf unsere liberalen Semstwoleute, die um die Gewährung einer Verfassung petitionieren.

Bevor wir an die Prüfung dieses überaus lehrreichen Planes der neuen „Iskra" herangehen, wollen wir uns daran erinnern, wie die Frage des Verhaltens zu unseren liberalen Semstwoleuten in der russischen Sozialdemokratie seit der Entstehung einer proletarischen Massenbewegung gestellt wurde. Es ist aller Welt bekannt, dass fast seit den ersten Anfängen der proletarischen Massenbewegung auch über diese Frage zwischen den „Ökonomistenund den Revolutionären gestritten wurde. Die Ökonomisten verstiegen sich bis zur direkten Verneinung der bürgerlichen Demokratie in Russland, bis zur Ignorierung der Aufgaben einer Einwirkung des Proletariats auf die oppositionellen Schichten der Gesellschaft, während sie gleichzeitig, indem sie den Spielraum des politischen Kampfes des Proletariats einengten, bewusst oder unbewusst, die politisch führende Rolle den liberalen Elementen der Gesellschaft überließen und die Arbeiter auf den „ökonomischen Kampf gegen die Unternehmer und die Regierung" verwiesen. Die Anhänger der revolutionären Sozialdemokratie in der alten „Iskra" haben diese Richtung bekämpft. Dieser Kampf zerfällt in zwei große Perioden: bis zum Erscheinen des liberalen Organs „Oswoboschdjenije", und nach seinem Erscheinen. In der ersten Periode richteten wir unseren Angriff hauptsächlich gegen die Beschränktheit der „Ökonomisten", „stießen sie mit der Nase" auf die von ihnen übersehene Tatsache des Bestehens einer bürgerlichen Demokratie in Russland, betonten die Aufgabe einer allseitigen politischen Tätigkeit des Proletariats, die Aufgabe seiner Einwirkung auf alle Gesellschaftsschichten, die Aufgabe, zur Avantgarde im Kampfe um die Freiheit zu werden. Gegenwärtig ist es um so angebrachter und notwendiger, an diese Periode und ihre Grundzüge zu erinnern, je gröber die Anhänger der neuen „Iskra" sie entstellen (siehe „Unsere politischen Aufgaben" von Trotzki, herausgegeben unter der Redaktion der „Iskra"), je mehr sie darauf spekulieren, dass die jetzige Jugend die Geschichte der jüngsten Vergangenheit unserer Bewegung nicht kennt.

Mit dem Erscheinen des „Oswoboschdenije" begann die zweite Periode des Kampfes der alten „Iskra". Als die Liberalen mit einem selbständigen Organ und einem besonderen politischen Programm hervorgetreten waren, erfuhr naturgemäß die Aufgabe der Einwirkung des Proletariats auf die „Gesellschaft" eine Änderung: die Arbeiterdemokratie konnte sich nun nicht mehr mit einem „Aufrütteln" der liberalen Demokratie, mit einem Wachrufen ihres oppositionellen Geistes begnügen – sie musste vielmehr die revolutionäre Kritik an den Halbheiten, die in der politischen Stellung des Liberalismus klar zutage traten, in den Vordergrund rücken. Unsere Einwirkung auf die liberalen Schichten nahm die Form ständiger Hinweise auf die Inkonsequenz und die Unzulänglichkeit des politischen Protestes der Herren Liberalen an (es genügt, auf die „Sarja", die das Vorwort des Herrn Struve zu der Denkschrift Wittes kritisierte, und auf zahlreiche Artikel der „Iskra" zu verweisen).

Zur Zeit des II. Parteitages war diese neue Stellung der Sozialdemokratie gegenüber dem offen hervorgetretenen Liberalismus bereits so weit geklärt und gefestigt, dass bei niemand mehr auch nur die Frage auftauchte, ob in Russland eine bürgerliche Demokratie bestehe und ob eine oppositionelle Bewegung die Unterstützung (und welche Art Unterstützung) des Proletariats finden müsse. Es handelte sich lediglich um die Formulierung der Parteiauffassungen über diese Frage, und es genügt, wenn ich hier darauf hinweise, dass die Auffassungen der alten „Iskra" viel besser in der Resolution Plechanows, die den antirevolutionären und proletarierfeindlichen Charakter des liberalen „Oswoboschdenije" betonte, zum Ausdruck gekommen sind als in der konfusen Resolution Starowjers, die einerseits einer „Vereinbarung" mit den Liberalen nachjagt (und zwar ganz zur unrechten Zeit nachjagt) und anderseits fiktive, von vornherein für die Liberalen unerfüllbare Bedingungen solcher Vereinbarungen stellt.

I

Wir kommen nunmehr zu dem Plan der neuen „Iskra". Die Redaktion erkennt es als unsere Pflicht an, das ganze Material über die Unentschlossenheit und Halbheit der liberalen Demokratie, über den feindlichen Gegensatz zwischen den Interessen der liberalen Bourgeoisie und denen des Proletariats gründlich auszunutzen, auszunutzen „entsprechend den prinzipiellen Forderungen unseres Programms".

Aber," fährt die Redaktion fort, „aber im Rahmen des Kampfes gegen den Absolutismus, und gerade in der gegenwärtigen Phase, wird unser Verhalten gegenüber der liberalen Bourgeoisie durch die Aufgabe bestimmt, ihr mehr Mut einzuflößen und sie zu veranlassen, sich jenen Forderungen anzuschließen, mit denen das von der Sozialdemokratie geführte Proletariat hervortreten wird" (? hervorgetreten ist?).

Wir haben die besonders merkwürdigen Worte in diesem merkwürdigen Erguss hervorgehoben. In der Tat, wie soll man es anders als merkwürdig nennen, wenn einerseits die Kritik der Halbheit und die Analyse des Interessengegensatzes und anderseits die Aufgabe, Mut einzuflößen und zum Anschluss zu bewegen, einander gegenübergestellt werden? Wie können wir denn der liberalen Demokratie anders Mut einflößen, als durch die rücksichtslose Auseinandersetzung und die vernichtende Kritik ihrer Halbheit in Fragen der Demokratie? Insofern die bürgerliche (liberale) Demokratie die Absicht hat, als Demokratie aufzutreten, und gezwungen ist, als solche aufzutreten, muss sie sich unvermeidlich auf möglichst breite Volkskreise zu stützen suchen. Dieses Bestreben erzeugt notwendigerweise folgenden Widerspruch: je größer diese Volkskreise sind, um so größer ist unter ihnen die Zahl der Vertreter proletarischer und halb-proletarischer Schichten, die eine völlige Demokratisierung der politischen und sozialen Ordnung fordern, eine so völlige Demokratisierung, dass sie die überaus wichtigen Stützen jeglicher bürgerlicher Herrschaft überhaupt (Monarchie, stehendes Heer, Bürokratie) zu untergraben droht. Die bürgerliche Demokratie ist ihrer Natur nach nicht imstande, diesen Forderungen gerecht zu werden, sie ist daher ihrer Natur nach zu Unentschlossenheit und Halbheit verurteilt. Die Sozialdemokraten stoßen durch ihre Kritik dieser Halbheit die Liberalen ständig vorwärts, ziehen immer mehr Proletarier und Halbproletarier, zum Teil auch Kleinbürger, von der liberalen Demokratie auf die Seite der Arbeiterdemokratie herüber. Wie kann man also da sagen: wir müssen die Halbheit der liberalen Bourgeoisie kritisieren, aber (aber!) unser Verhalten ihr gegenüber wird durch die Aufgabe bestimmt, ihr Mut einzuflößen? Das ist doch eine offenbare Konfusion, die entweder beweist, dass die Verfasser zurückgehen, d. h. zu jenen Zeiten zurückkehren, wo die Liberalen überhaupt noch nicht offen hervortraten, wo man sie überhaupt erst wachrütteln, aufmuntern, bewegen musste, den Mund aufzutun; – oder aber, dass die Verfasser auf den Gedanken verfallen, man könne den Liberalen „Mut einflößen", indem man den Mut der Proletarier verringert.

So ungeheuerlich dieser Gedanke auch ist, in dem nächsten Passus des Schreibens der Redaktion finden wir ihn noch klarer ausgedrückt:

Aber," erklärt die Redaktion einschränkend immer wieder, „aber wir würden in einen verhängnisvollen Fehler verfallen, wollten wir uns zum Ziel setzen, schon jetzt durch energische Maßnahmen der Einschüchterung die Semstwos oder andere Organe der bürgerlichen Opposition zu zwingen, unter dem Einflusse der Panik das formelle Versprechen zu geben, unsere Forderungen der Regierung zu unterbreiten. Eine solche Taktik würde die Sozialdemokratie kompromittieren, da sie unsere ganze politische Kampagne in einen Hebel für die Reaktion verwandeln würde" (Kursivierungen von der Redaktion).

Da haben wir's! Noch ist das revolutionäre Proletariat nicht dazu gekommen, dem zaristischen Absolutismus auch nur einen ernsten Schlag zu versetzen in einem Zeitpunkt, in dem er besonders sichtbar schwankt und ein ernstlicher Schlag besonders nützlich wäre und sich als entscheidender Schlag erweisen könnte, und schon finden sich Sozialdemokraten, die von einem Hebel für die Reaktion faseln. Das ist schon nicht mehr konfus, es ist geradezu abgeschmackt. Und die Redaktion hat sich zu einer solchen Abgeschmacktheit verstiegen, indem sie, eigens um von einem Hebel für die Reaktion zu sprechen, einen besonders schrecklichen Popanz erfunden hat. Man überlege nur: da sprechen Leute allen Ernstes, in einem Schreiben an die Parteiorganisationen der sozialdemokratischen Partei, von der Taktik der Einschüchterung der Semstwoleute, um diese, unter dem Einfluss der Panik, zu einem formellen Versprechen zu zwingen! Es dürfte nicht leicht sein, selbst unter den russischen Würdenträgern, selbst unter unseren Ugrjum-Burtschejews einen politischen Säugling ausfindig zu machen, der an einen derartigen Popanz glaubte. Wir haben bei uns unter den Revolutionären fanatische Terroristen, tollkühne Bombisten, aber selbst der albernste unter den albernen Verfechtern des Bombismus hat bisher, soviel wir wissen, nicht vorgeschlagen … die Semstwoleute einzuschüchtern und eine Panik hervorzurufen in den Reihen der Opposition. Sieht die Redaktion denn wirklich nicht, dass sie unvermeidlich Missverständnisse und Befremden hervorruft, die Erkenntnis trübt und Verwirrung in den Köpfen der kämpfenden Proletarier anrichtet, wenn sie solche lächerliche Popanze erfindet, diese banalen Phrasen in Umlauf setzt? Alle diese Wörtchen von dem Hebel für die Reaktion, von der kompromittierenden Taktik der Einschüchterung fliegen ja doch nicht in den leeren Weltenraum, sie fallen auf den spezifisch russischen Polizeiboden, der wie kein zweiter für das Emporschießen von Unkraut geeignet ist. Von einem Hebel für die Reaktion erzählt man uns jetzt allerdings an jeder Straßenecke, aber es sind die Leute vom „Nowoje Wremja", die das tun. Mit der kompromittierenden Taktik der Einschüchterung hat man uns allerdings die Ohren voll geblasen, aber es war niemand anders als die feigen Führer der bürgerlichen Opposition.

Nehmen wir den Professor Fürst J. N. Trubezkoi. Ein, so sollte man meinen, genügend „aufgeklärter" und – für einen russischen legalen Politiker – genügend „mutiger" Liberaler. Und doch, wie abgeschmackt behandelt er im liberalen „Prawo" (Nr. 39) die Frage der „inneren Gefahr", nämlich der Gefahr der extremen Parteien! Da hat man ein lebendiges Beispiel dafür, wer in der Tat einer Panik nahe ist, da hat man ein anschauliches Beispiel dessen, was auf die echten Liberalen wirklich eine einschüchternde Wirkung ausübt. Selbstverständlich fürchten sie nicht den Plan, von dem die Redakteure der „Iskra" geträumt haben, den Plan, den Semstwoleuten formelle Versprechungen zugunsten der Revolutionäre abzunötigen (Herr Trubezkoi würde nur lachen, wenn man ihm von einem solchen Plane erzählte), sie fürchten die revolutionär-sozialistischen Ziele der „extremen" Parteien, sie fürchten die Flugblätter auf den Straßen, diese ersten Schwalben der revolutionären Selbsttätigkeit des Proletariats, das nicht ruhen, die Waffen nicht niederlegen wird, bevor es die Herrschaft der Bourgeoisie gestürzt hat. Diese Furcht wird nicht durch lächerliche Popanze, sondern durch den wirklichen Charakter der Arbeiterbewegung hervorgerufen; diese Furcht ist aus dem Herzen der Bourgeoisie nicht auszutilgen (einzelne Personen und einzelne Gruppen zählen natürlich nicht mit). Und deswegen klingen die Ausführungen der neuen „Iskra" über die kompromittierende Taktik der Einschüchterung der Semstwoleute und der Vertreter der bürgerlichen Opposition so falsch. In ihrer Furcht vor den Flugblättern auf den Straßen, in ihrer Furcht vor allem, was über eine Zensusverfassung hinausgeht, werden die Herren Liberalen sich immer vor der Losung „demokratische Republik" und vor dem Appell zum bewaffneten Volksaufstand fürchten. Das klassenbewusste Proletariat wird jedoch mit Empörung schon den bloßen Gedanken von sich weisen, als könnten wir auf diese Losung und auf diesen Appell verzichten, als könnten wir uns bei unserem Vorgehen überhaupt von der Panik und den Ängsten der Bourgeoisie leiten lassen.

Nehmen wir das „Nowoje Wremja". Welch liebliche Arien weiß es doch von dem Hebel für die Reaktion zu singen. Da lesen wir in den „Notizen" in Nr. 10 285 (vom 18. Oktober):

Jugend und Reaktion … diese Worte reimen sich nicht zusammen, und dennoch können unüberlegte Handlungen, überschäumende Begeisterung und der Wunsch, um jeden Preis sofort an den Geschicken des Staates Anteil zu nehmen, die Jugend in diese hoffnungslose Sackgasse führen. Vor einigen Tagen eine Demonstration vor dem Wiborger Gefängnis, darauf der Versuch, aus irgendeinem Anlass schon im Zentrum der Hauptstadt zu demonstrieren, in Moskau ein Spaziergang von 200 Studenten mit Fahnen und Protesten gegen den Krieg Da ist die Reaktion erklärlich … Studentenunruhen, Demonstrationen der Jugend, das ist ja ein gefundenes Fressen, das ist ein Trumpf, ein unerwarteter, gewaltiger Trumpf in den Händen der Reaktionäre. Das ist ja ein wahrhaft kostbares Geschenk für sie, das sie auszunutzen wissen werden. Man soll dieses Geschenk nicht machen, man darf keine eingebildeten (!!!) Gitter brechen: jetzt sind auch die Türen offen (vielleicht die des Wiborger und der anderen Gefängnisse?), weit offen"!

Diese Ausführungen bedürfen keines Kommentars. Es genügt, sie zu zitieren, um zu erkennen, wie abgeschmackt es ist, jetzt von einem Hebel für die Reaktion zu sprechen, jetzt, wo nicht eine einzige Tür in dem allrussischen Gefängnis für die kämpfenden Arbeiter geöffnet ist, wo die zaristische Selbstherrschaft noch kein einziges, für das Proletariat auch nur halbwegs fühlbares Zugeständnis gemacht hat, wo alle Aufmerksamkeit und alle Anstrengungen darauf gerichtet sein müssen, einen richtigen und entscheidenden Kampf gegen den Feind des russischen Volkes vorzubereiten. Gewiss, schon allein der Gedanke an einen solchen Kampf jagt den Herren Trubezkois und Tausenden minder „aufgeklärten" Herren Liberalen Angst und Schrecken ein. Wir wären aber Narren, wollten wir auf ihre Panik Rücksicht nehmen. Rücksicht zu nehmen haben wir auf den Stand unserer Kräfte, auf das Ansteigen der Volkserregung und -empörung, auf den Zeitpunkt, wo der direkte Ansturm des Proletariats gegen den Absolutismus Anschluss findet an eine der spontanen und spontan wachsenden Bewegungen.

II

Wir haben oben, als wir von dem Popanz sprachen, der unserer Redaktion im Traume erschienen ist, einen weiteren charakteristischen Zug in ihren Ausführungen noch nicht hervorgehoben. Die Redaktion fiel über die kompromittierende Taktik her, die dahin gehe, den Semstwoleuten „das formelle Versprechen, unsere Forderungen der Regierung zu unterbreiten", abzunötigen. Abgesehen von den Ungereimtheiten, auf die wir schon früher hingewiesen haben, ist hier der Gedanke selbst befremdlich, dass die liberale Demokratie „unsere" Forderungen, die Forderungen der Arbeiterdemokratie, der Regierung unterbreiten soll. Einerseits kann die liberale Demokratie, eben weil sie eine bürgerliche Demokratie ist, niemals „unsere" Forderungen sich zu eigen machen, sie ist nicht fähig, sie aufrichtig, folgerichtig und entschlossen zu vertreten. Selbst wenn die Liberalen ein formelles Versprechen, unsere Forderungen zu unterbreiten, gegeben, „freiwillig" gegeben hätten, würden sie dieses Versprechen selbstverständlich nicht halten, würden sie das Proletariat betrügen. Anderseits, wenn wir so stark wären, dass wir ernstlich auf die bürgerliche Demokratie im Allgemeinen und die Herren Semstwoleute im Besonderen Einfluss üben könnten, so würde eine solche Kraft durchaus genügen, um unsere Forderungen selbständig an die Regierung zu stellen.

Der befremdende Gedanke der Redaktion ist nicht das Resultat eines falschen Zungenschlages, sondern die unvermeidliche Folge der konfusen Stellung, die sie überhaupt in dieser Frage eingenommen hat. Man höre: „Zentraler Brennpunkt und Richtschnur … muss die praktische Aufgabe … einer organisierten Einwirkung auf die bürgerliche Opposition" sein; in dem „Entwurf einer Erklärung der Arbeiter an das betreffende Organ der liberalen Opposition" muss enthalten sein „eine Erklärung, weshalb sich die Arbeiter nicht an die Regierung, sondern an die Vertreterversammlung gerade dieser Opposition wenden". Die Aufgabe so zu stellen, ist von Grund auf falsch. Wir als Partei des Proletariats müssen natürlich „in alle Klassen der Bevölkerung eindringen", indem wir offen und energisch vor dem ganzen Volk unser Programm und unsere nächsten Forderungen vertreten, wir müssen uns bemühen, diese Forderungen auch vor den Herren aus den Semstwos zu erheben, aber zentraler Brennpunkt und Richtschnur für uns muss gerade nicht die Einwirkung auf die Semstwoleute, sondern auf die Regierung sein. Die Redaktion der „Iskra" hat die Frage nach dem zentralen Brennpunkt geradezu auf den Kopf gestellt. Die bürgerliche Opposition ist ja deshalb nur eine bürgerliche und nur eine Opposition, weil sie nicht selbst kämpft, kein eigenes Programm hat, das sie unbedingt verteidigt, weil sie zwischen den beiden kämpfenden Parteien (der Regierung und dem revolutionären Proletariat mit seinem wenig zahlreichen intellektuellen Anhang) steht und das Ergebnis des Kampfes für sich verwertet. Je heißer daher der Kampf wird, je näher der Augenblick der Entscheidungsschlacht heranrückt, um so mehr müssen wir unsere Aufmerksamkeit und unsere Einwirkung auf unseren wirklichen Feind richten und nicht auf jenen Verbündeten, der notorisch ein bedingter, problematischer, unzuverlässiger und unentschlossener Verbündeter ist. Es wäre unklug, diesen Verbündeten zu ignorieren, es wäre unsinnig, sich zum Ziel zu setzen, ihn einzuschüchtern und zu schrecken – alles das ist so selbstverständlich, dass es sonderbar ist, darüber überhaupt zu reden. Aber zentraler Brennpunkt und Richtschnur unserer Agitation muss, ich wiederhole, nicht die Einwirkung auf diesen Verbündeten sein, sondern die Vorbereitung des entscheidenden Kampfes gegen den Feind. Dadurch, dass die Regierung mit den Semstwos liebäugelt, ihnen belanglose Zugeständnisse macht, hat sie ja dem Volke praktisch noch nicht das Geringste zugestanden; die Regierung kann noch durchaus und jederzeit zur Reaktion zurückkehren (richtiger, die Reaktion fortsetzen), wie dies in Russland Dutzende und Hunderte von Malen nach rasch verflogenen liberalen Anwandlungen dieses oder jenes Selbstherrschers der Fall war. Gerade in einem solchen Augenblick des Liebäugelns mit den Semstwos, der Ablenkung des Volkes, des Einlullens des Volkes durch leere Worte muss man sich vor der Fuchsschwänzerei besonders in Acht nehmen, muss man besonders hartnäckig daran erinnern, dass der Feind noch nicht niedergerungen ist, muss man besonders energisch zur Fortsetzung und Verzehnfachung des Kampfes gegen den Feind aufrufen, und nicht das Schwergewicht von dem „Appell" an die Regierung auf den Appell an die Semstwos verlegen. Gerade im gegenwärtigen Augenblick sind es die notorischen Rahmabschöpfer und Verräter der Freiheit und niemand anders, die alle Kräfte anstrengen, um das Schwergewicht der Aufmerksamkeit der Gesellschaft und des Volkes auf die Semstwos zu lenken, um Vertrauen zu den Semstwos zu wecken, die in Wirklichkeit das Vertrauen der wahren Demokratie keineswegs verdienen. Nehmen wir das „Nowoje Wremja": in dem bereits zitierten Artikel kann man die folgenden Ausführungen lesen:

Es ist für jeden klar, dass mit der Möglichkeit, alle unsere Mängel und Unvollkommenheiten mutig und wahrheitsgetreu zu erörtern, mit der Möglichkeit für jeden, der im öffentlichen Leben steht, seine Tätigkeit frei zu entfalten, bald auch die Mängel ein Ende nehmen werden, und Russland furchtlos den Weg des Fortschritts und der Vervollkommnung wird beschreiten können, den es so dringend benötigt. Man braucht nicht einmal die Organisation, das Instrument dieses Fortschritts erst zu erfinden: es ist vorhanden in Gestalt der Semstwos, die man nur (!!) sich frei entfalten lassen muss; darin liegt die Gewähr einer wirklich urwüchsigen und nicht nachgeahmten Vervollkommnung."

Solche und ähnliche Reden „verdecken" nicht nur „das Streben nach der beschränkten Monarchie und einer Zensusverfassung" (wie die Redaktion an einer anderen Stelle ihres Schreibens sagt), sie bereiten direkt den Boden vor, damit die ganze Sache sich auf ein paar Freundlichkeiten an die Adresse der Semstwos beschränke, ohne dass die Monarchie überhaupt irgendwie beschränkt wird!

Indem man als zentralen Brennpunkt eine Einwirkung auf die Semstwos und nicht eine Einwirkung auf die Regierung proklamiert, gelangt man naturgemäß zu jenem unglückseligen Gedanken, der der Resolution Starowjers zugrunde liegt, nämlich dem Gedanken, sofort und unverzüglich eine Basis für irgendwelche „Vereinbarungen" mit den Liberalen zu suchen.

Gegenüber den heutigen Semstwos“ – sagt die Redaktion in ihrem Schreiben – „reduziert sich (!!) unsere Aufgabe darauf, ihnen die politischen Forderungen des revolutionären Proletariats zu stellen, die sie verpflichtet sind, zu unterstützen, um wenigstens ein gewisses Recht zu haben, im Namen des Volkes aufzutreten und auf eine energische Unterstützung von Seiten der Arbeitermassen zu rechnen."

Man muss schon sagen: eine schöne Definition der Aufgaben einer Arbeiterpartei! In einer Zeit, wo vor uns ganz deutlich die Umrisse eines möglichen und wahrscheinlichen Bündnisses der gemäßigten Semstwovertreter mit der Regierung zum Kampfe gegen das revolutionäre Proletariat hervortreten (die Redaktion gibt selbst die Möglichkeit eines solchen Bündnisses zu), sollen wir unsere Aufgabe „reduzieren" nicht auf eine Verzehnfachung der Energie im Kampfe gegen die Regierung, sondern auf die Ausarbeitung kasuistischer Bedingungen für eine Vereinbarung mit den Liberalen über gegenseitige Unterstützung. Wenn ich an eine andere Person mit Forderungen herantrete, die sie zu unterstützen sich verpflichten muss, um ein Anrecht auf meine Unterstützung zu haben, so schließe ich eben eine Vereinbarung. Und wir fragen alle und jeden: wohin haben sich die „Bedingungen" für Vereinbarungen mit den Liberalen verflüchtigt, die Starowjer in seiner (auch von Axelrod und Martow unterzeichneten) Resolution* aufgestellt hat und deren Undurchführbarkeit in unserer Literatur bereits vorausgesagt worden ist? Diese Bedingungen erwähnt die Redaktion in ihrem Schreiben mit keinem Wort. Die Redaktion hat auf dem Parteitag eine Resolution zur Annahme gebracht, um sie später in den Papierkorb zu werfen. Schon beim ersten Versuch, praktisch an die Sache heranzugehen, wurde sofort klar, dass die Vorlegung der Starowjerschen „Bedingungen" bei den Herren liberalen Semstwovertretern nur ein homerisches Gelächter hervorgerufen hätte.

Gehen wir weiter. Ist es überhaupt prinzipiell richtig, dass sich die Arbeiterpartei die Aufgabe stellt, der liberalen Demokratie bzw. den Semstwoleuten solche politische Forderungen zu unterbreiten, „die sie verpflichtet sind, zu unterstützen, um wenigstens ein gewisses Recht zu haben, im Namen des Volkes aufzutreten"? Nein, so die Aufgabe zu stellen, ist prinzipiell falsch und führt nur zu einer Verdunkelung des proletarischen Klassenbewusstseins, zu völlig unfruchtbarer Kasuistik. Im Namen des Volkes auftreten heißt ja als Demokrat auftreten. Jeder Demokrat (also auch der bürgerliche Demokrat) hat das Recht, im Namen des Volkes aufzutreten, aber er hat dieses Recht nur insofern, als er die Demokratie konsequent, entschlossen und bis zum letzten durchführt. Mithin hat jeder bürgerliche Demokrat „ein gewisses Recht, im Namen des Volkes aufzutreten" (denn jeder bürgerliche Demokrat vertritt, solange er Demokrat ist, diese oder jene demokratische Forderung), gleichzeitig jedoch ist kein einziger bürgerlicher Demokrat berechtigt, auf der ganzen Linie im Namen des Volkes aufzutreten (denn kein einziger bürgerlicher Demokrat ist heute fähig, die Demokratie entschlossen und bis zum letzten durchzuführen). Herr Struve ist berechtigt im Namen des Volkes zu sprechen, soweit das „Oswoboschdenije" gegen den Absolutismus kämpft. Herr Struve hat kein Recht, im Namen des Volkes aufzutreten, soweit das „Oswoboschdenije" sich windet und dreht, sich auf eine Zensusverfassung beschränkt, die Opposition der Semstwos als einen Kampf hinstellt, einem konsequenten und klaren demokratischen Programm ausweicht. Die deutschen Nationalliberalen hatten das Recht, im Namen des Volkes aufzutreten, soweit sie für die Freizügigkeit kämpften. Die deutschen Nationalliberalen hatten aber gar kein Recht, im Namen des Volkes aufzutreten, soweit sie die reaktionäre Politik Bismarcks unterstützten.

Der Arbeiterpartei die Aufgabe stellen, den Herren liberalen Bourgeois solche Forderungen zu unterbreiten, bei deren Unterstützung sie ein gewisses Recht haben würden, im Namen des Volkes aufzutreten, heißt somit, eine ungereimte und unsinnige Aufgabe aushecken. Wir haben es nicht nötig, irgendwelche besonderen demokratischen Forderungen neben den in unserem Programm niedergelegten zu erfinden. Auf Grund dieses Programms sind wir verpflichtet, jeden (also auch den bürgerlichen) Demokraten zu unterstützen, sofern er die Demokratie durchführt; wir sind verpflichtet, jeden Demokraten (auch den Sozialrevolutionär) schonungslos zu entlarven, soweit er von der Demokratie abweicht (sei es z. B. in der Frage des freien Austritts aus der Dorfgemeinde oder des freien Bodenverkaufs durch den Bauer). Den Versuch aber zu machen, im Voraus das Maß sozusagen zulässiger Niedertracht zu bestimmen, den Versuch zu machen, im Voraus festzustellen, welche Abweichungen von der Demokratie für einen Demokraten statthaft sind, damit er ein gewisses Recht hat, als Demokrat aufzutreten – dies ist eine so gescheite Aufgabe, dass unwillkürlich der Verdacht auftaucht, ob nicht der Genosse Martynow oder der Genosse Dan der Redaktion dabei behilflich gewesen sind.

III

Nachdem die Redaktion in ihrem Schreiben die politischen Leitgedanken dargelegt hat, gibt sie eine ausführliche Schilderung ihres eigenen großen Planes.

Die Gouvernements-Semstwoversammlungen petitionieren um eine Verfassung. In den Städten X., Y., Z. stellen die Komiteemitglieder plus die aufgeklärten Arbeiter den Plan einer politischen Kampagne frei „nach Axelrod" auf. Der zentrale Brennpunkt der Agitation liegt in der Einwirkung auf die bürgerliche Opposition. Es wird eine Organisationsgruppe gewählt. Die Organisationsgruppe wählt eine Vollzugskommission. Die Vollzugskommission wählt einen besonderen Redner. Man bemüht sich, „die Massen in unmittelbare Berührung mit den Semstwoversammlungen zu bringen, die Kundgebung gerade vor dem Gebäude zu konzentrieren, in dem die Semstwoabgeordneten tagen. Ein Teil der Demonstranten dringt in den Sitzungssaal ein, um im geeigneten Augenblick, mit Hilfe des besonders hierzu beauftragten Redners, die Versammlung (? den der Versammlung Vorsitzenden Adelsmarschall?) um die Genehmigung zu bitten, ihr eine Erklärung der Arbeiter vorzulesen. Für den Fall, dass das abgelehnt wird, legt der Redner mit lauter Stimme Protest ein gegen die Weigerung der Versammlung, die im Namen des Volkes spricht, die Stimme der wahren Vertreter dieses selben Volkes anzuhören."

So sieht der neue Plan der neuen „Iskra" aus. Wir werden gleich sehen, wie bescheiden die Redaktion selbst seine Bedeutung bewertet, vorher jedoch wollen wir die höchst prinzipiellen Erläuterungen der Redaktion über die Funktionen der Vollzugskommission zitieren:

„… Die Vollzugskommission wird im Voraus Maßnahmen treffen müssen, damit das Erscheinen von einigen tausend Arbeitern vor dem Gebäude, in dem die Semstwoabgeordneten tagen, und von einigen Dutzenden oder Hunderten im Gebäude selbst bei den Semstwovertretern keinen panischen Schrecken (!!) hervorrufe, unter dessen Eindruck sie fähig wären, sich unter den schimpflichen Schutz der Polizisten und Kosaken zu flüchten (!), und so die friedliche Manifestation in eine widerliche Keilerei und barbarische Prügelei verwandeln und ihren ganzen Sinn verzerren würden …"

Die Redaktion scheint selbst an den ihr im Traume erschienenen Popanz zu glauben. Für die Redaktion stellt sich die Sache nach dem buchstäblichen grammatikalischen Sinne der Worte so dar, als ob die Semstwoleute die Manifestation in eine Prügelei verwandeln und ihren Sinn verzerren würden. Wir haben eine sehr geringe Meinung von den liberalen Semstwoleuten, aber dennoch scheint uns der panische Schrecken der Redaktion vor einer Alarmierung von Polizei und Kosaken durch die Liberalen in der Semstwoversammlung vollkommen unsinnig. Jeder, der auch nur einmal in einer Semstwoversammlung gewesen ist, weiß genau, dass im Falle einer sogenannten Störung der Ordnung entweder der den Vorsitz führende Adelsmarschall oder der im Nebenzimmer inoffiziell sich aufhaltende Polizeibeamte die Polizei herbeirufen wird. Oder werden vielleicht die Mitglieder der Vollzugskommission dem Revieraufseher bei dieser Gelegenheit klarmachen, dass die Verwandlung einer friedlichen Demonstration in eine barbarische Prügelei gar nicht in dem „Plan" der Redaktion der neuen „Iskra" liegt?

„… Um eine solche Überraschung zu vermeiden, muss die Vollzugskommission vorher die liberalen Abgeordneten (wohl damit sie das .formelle Versprechen' geben, keine Kosaken herbeizurufen?) über die in Vorbereitung begriffene Manifestation und ihr wahres Ziel verständigen (d. h. sie darüber verständigen, dass unser wahres Ziel keineswegs darin besteht, dass man uns barbarisch verprügelt und dadurch den Sinn des Axelrodschen Planes verzerrt …). Außerdem wird sie versuchen müssen, eine gewisse Vereinbarung (hört, hört!) mit den Vertretern des linken Flügels der oppositionellen Bourgeoisie zu treffen und sich, wenn auch nicht ihre aktive Unterstützung, so doch wenigstens ihre Sympathie für unseren politischen Akt zu sichern. Die Unterhandlungen mit ihnen muss sie selbstverständlich im Namen der Partei führen, im Auftrage von Arbeiterzirkeln und -versammlungen, in denen nicht nur der allgemeine Plan der politischen Kampagne besprochen, sondern auch über ihren Verlauf berichtet wird – natürlich, unter strikter Beobachtung der Forderungen der Konspiration."

Ja, ja, man sieht mit eigenen Augen, dass die große Idee Starowjers von einer Vereinbarung mit den Liberalen auf der Basis genau festgelegter Bedingungen nicht täglich, sondern stündlich wächst und erstarkt. Allerdings, alle diese festgelegten Bedingungen sind „zeitweilig" beiseite gelegt (wir sind ja keine Formalisten!), dafür aber wird eine Vereinbarung praktisch erreicht, sofort erreicht, nämlich: die Vereinbarung, keinen panischen Schrecken zu verursachen.

Man mag das Schreiben der Redaktion drehen und wenden, wie man will, man wird in ihm keinen anderen Inhalt der famosen „Vereinbarung" mit den Liberalen finden, als den von uns festgestellten: entweder ist es eine Vereinbarung über die Bedingungen, unter denen die Liberalen berechtigt sind, im Namen des Volkes aufzutreten (und dann kompromittiert schon allein der Gedanke einer solchen Vereinbarung auf das Ernstlichste die Sozialdemokraten, die sie in Vorschlag bringen), oder es ist eine Vereinbarung darüber, dass man keinen panischen Schrecken erzeuge, eine Vereinbarung über Sympathie für eine friedliche Demonstration – und dann ist es einfach ein Unsinn, über den im Ernst zu sprechen schwer fällt. Die unsinnige Idee von der zentralen Bedeutung der Einwirkung auf die bürgerliche Opposition, statt auf die Regierung, konnte auch zu nichts anderem führen als zu einer Absurdität. Wenn wir eine eindrucksvolle Massendemonstration der Arbeiter im Saale der Semstwoversammlung veranstalten können, werden wir sie natürlich veranstalten (obgleich es viel besser wäre, falls die Kräfte für eine Massendemonstration ausreichen, sie nicht „vor dem Gebäude" der Semstwoversammlung zu „konzentrieren", sondern vor den Versammlungen der Polizisten, Gendarmen und Zensoren). Sich hierbei jedoch von Erwägungen über den panischen Schrecken der Semstwoleute leiten zu lassen, mit ihnen hierüber zu verhandeln – das ist der Gipfel der Unvernunft, der Gipfel der Komik. Panischen Schrecken wird unter einem sehr beträchtlichen Teile, sicherlich unter den meisten russischen Semstwoleuten stets und unvermeidlich der bloße Inhalt der Rede eines konsequenten Sozialdemokraten hervorrufen. Mit den Leuten von den Semstwos im Voraus darüber zu sprechen, dass ein solcher panischer Schrecken unerwünscht sei, heißt sich selbst in eine sehr schiefe und unwürdige Lage versetzen. Eine andere Art panischen Schreckens wird ebenso unvermeidlich durch die barbarische Prügelei oder den Gedanken an die Möglichkeit einer solchen hervorgerufen werden. Wegen dieses panischen Schreckens mit den Semstwoleuten Unterhandlungen zu führen, ist überaus unklug, denn keiner von den Liberalen, selbst der Gemäßigteste nicht, wird jemals eine Schlägerei hervorrufen oder mit ihr sympathisieren, aber das hängt gar nicht von ihm ab. Hier sind nicht „Unterhandlungen" nötig, sondern eine tatsächliche Vorbereitung der Kräfte, keine Einwirkung auf die Semstwoleute, sondern gerade eine Einwirkung auf die Regierung und ihre Agenten. Fehlt die Kraft, so tut man besser daran, von großen Plänen gar nicht erst zu schwätzen, ist aber die Kraft da, so muss man sie eben den Kosaken und der Polizei entgegenstellen, muss man sich bemühen, eine solche Menge und an einer solchen Stelle zu versammeln, dass sie den Ansturm der Kosaken und der Polizei zurückschlagen oder ihm zumindest Einhalt gebieten kann. Wenn wir imstande sind, wirklich und nicht in Worten „eine eindrucksvolle organisierte Einwirkung auf die bürgerliche Opposition" auszuüben, so gewiss nicht durch dumme „Unterhandlungen" über die Vermeidung eines panischen Schreckens, sondern nur durch die Kraft, durch die Kraft eines Massenwiderstandes gegen die Kosaken und die zaristische Polizei, durch die Kraft eines Massenansturms, der sich zu einem Volksaufstand auswachsen kann.

Die Redaktion der neuen „Iskra" sieht die Dinge anders. Sie ist mit ihrem Plane über Vereinbarungen und Unterhandlungen so zufrieden, dass sie sich an ihm nicht sattsehen, ihn nicht genug loben kann … Die aktiven Demonstranten müssen „durchdrungen sein von der Erkenntnis des grundlegenden Unterschiedes zwischen einer gewöhnlichen Demonstration gegen die Polizei oder die Regierung überhaupt und einer Demonstration, deren unmittelbarer Zweck der Kampf gegen den Absolutismus ist, mit Hilfe einer direkten Einwirkung des revolutionären Proletariats auf die politische Taktik (sieh mal an!) der liberalen Elemente im gegenwärtigen (von der Redaktion gesperrt) Augenblick Zur Veranstaltung von Demonstrationen des gewöhnlichen, sozusagen allgemein-demokratischen (!!) Typus, die nicht das unmittelbare Ziel haben, das revolutionäre Proletariat und die liberal-oppositionelle Bourgeoisie als zwei selbständige politische Kräfte einander konkret gegenüberzustellen, genügt allein schon das Vorhandensein einer starken politischen Gärung unter den Volksmassen." „… Dass unsere Partei verpflichtet ist diese Stimmung der Massen auszunutzen, und sei es auch zu einem, wenn man so sagen darf niederen Typus (hört, hört!) der Mobilisation dieser Massen gegen den Absolutismus…“ „… Dass wir die ersten (!) Schritte auf dem neuen (!) Wege der politischen Tätigkeit machen, auf dem Wege der Organisierung eines solchen planmäßigen Eingreifens der Arbeitermassen (NB) in das öffentliche Leben, dessen unmittelbares Ziel es ist, sie der bürgerlichen Opposition als selbständige Kraft gegenüberzustellen, die ihren Klasseninteressen nach zu ihr im Gegensatz steht und gleichzeitig ihr Bedingungen (welche denn?) für einen gemeinsamen energischen Kampf gegen den gemeinsamen Feind vorschlägt."

Es ist nicht jedem gegeben, die ganze Tiefe dieser merkwürdigen Betrachtungen zu erfassen. Die Demonstration in Rostow, wo vor tausenden und abertausenden Arbeitern die Ziele des Sozialismus und die Forderungen der Arbeiterdemokratie erläutert wurden, ist eine „Mobilisation niederen Typus", ist der gewöhnliche allgemein-demokratische Typus, hier gibt es keine konkrete Gegenüberstellung von revolutionärem Proletariat und bürgerlicher Opposition. Wenn aber ein besonders dazu beauftragter Redner, den die Vollzugskommission bestimmt hat, die ihrerseits von der aus Komiteemitgliedern und aktiven Arbeitern bestehenden Organisationsgruppe gewählt wurde, wenn dieser Redner, nach Vorbesprechungen mit den Semstwoleuten, in der Semstwoversammlung mit lauter Stimme Protest einlegt gegen die Weigerung, ihn anzuhören, so wird das eine „konkrete" und „unmittelbare" Gegenüberstellung zweier selbständiger Kräfte, so wird dies eine „direkte" Einwirkung auf die Taktik der Liberalen, so wird dies der „erste Schritt auf dem neuen Wege" sein. Ihr solltet euch doch schämen, Herrschaften! Selbst Martynow hat sich in den schlimmsten Zeiten des „Rabotscheje Djelo" kaum zu solchen Plattheiten verstiegen!

Massenversammlungen von Arbeitern in den Straßen der südrussischen Städte, Dutzende Arbeiterredner, direkte Zusammenstöße mit der wirklichen Macht des Zarismus sind „Mobilisationen niederen Typus". Eine Vereinbarung mit den Semstwovertretern über das friedliche Auftreten unseres Redners, der sich verpflichtet, bei den Herren Liberalen keine Panik hervorzurufen, das ist „der neue Weg". Das also sind die neuen taktischen Aufgaben, die neuen taktischen Ansichten der neuen „Iskra", die der ganzen Welt so feierlich durch den redaktionellen Balalaikin verkündet worden sind. In einer Hinsicht jedoch hat dieser Balalaikin ungewollt die Wahrheit gesagt: zwischen der alten und der neuen „Iskra" klafft wirklich ein Abgrund. Die alte „Iskra" hatte nur Worte der Verachtung und des Spottes übrig für Leute, die imstande sind, sich für eine theatralisch aufgemachte Klassenverständigung zu begeistern und darin einen „neuen Weg" zu sehen. Dieser neue Weg ist uns längst bekannt aus der Erfahrung jener französischen und deutschen „Staatsmänner" des Sozialismus, die ebenfalls die alte revolutionäre Taktik für einen „niederen Typus" halten und das „planmäßige und unmittelbare Eingreifen in das öffentliche Leben" in Form von Vereinbarungen über ein friedliches und bescheidenes Auftreten der Arbeiterredner nach vorhergehenden Unterhandlungen mit dem linken Flügel der oppositionellen Bourgeoisie nicht genug preisen können.

Vor dem panischen Schrecken der liberalen Semstwoleute empfindet die Redaktion ihrerseits einen solchen panischen Schrecken, dass sie den Teilnehmern an dem von ihr erfundenen „neuen" Plan „besondere Vorsicht" anempfiehlt.

Im Notfall, wenn es gilt, bei der Durchführung dieses Aktes nach außen hin vorsichtig vorzugehen“ – lesen wir in dem Schreiben –, „denken wir uns die Zustellung der Arbeiterdeklaration an die Abgeordneten durch die Post und ihre Verteilung als Flugblatt in größerer Anzahl in dem Sitzungssaal der Semstwoversammlung. Sich darüber aufregen könnte nur jemand, der auf dem Standpunkt des bürgerlichen Revolutionismus (sic!) steht, für den der äußere Effekt alles, der Prozess einer planmäßigen Entwicklung des Klassenbewusstseins und der Selbsttätigkeit des Proletariat aber nichts bedeutet."

Es liegt unsereinem nicht, sich über die Versendung und Verteilung von Flugblättern aufzuregen, aber wir werden uns immer aufregen über geschwollene und inhaltsleere Phrasendrescherei. Aus Anlass der Versendung und Verteilung von Flugblättern mit ernster Miene von dem Prozess einer planmäßigen Entwicklung des Klassenbewusstseins und der Selbsttätigkeit des Proletariats zu reden – dazu muss man ein Held selbstgefälliger Plattheit sein. Neue taktische Aufgaben in die ganze Welt hinauszuschreien, um das Ganze auf eine Versendung und Verteilung von Flugblättern hinauslaufen zu lassen, das steht wirklich einzig da, und ist äußerst charakteristisch für die Vertreter der intelligenzlerischen Schattierung in unserer Partei, die heute hysterisch einem neuen taktischen Wort nachjagen, nachdem sie mit ihren neuen organisatorischen Worten Schiffbruch erlitten haben. Und die reden noch mit der ihnen eigenen Bescheidenheit von der Nichtigkeit des äußeren Effekts. Seht ihr denn wirklich nicht, Herrschaften, dass bestenfalls, im Falle eines vollen Gelingens eures angeblich neuen Planes, eben nur ein äußerlicher Effekt durch das Auftreten eines Arbeiters vor den Herren Semstwovertretern erzielt würde, dass von einer wirklich „eindrucksvollen" Einwirkung einer solchen Aktion auf die „Taktik der liberalen Elemente" nur im Scherz gesprochen werden könnte? Wird nicht umgekehrt ein Schuh daraus, haben nicht jene Massendemonstrationen der Arbeiter, die euch als Demonstration des „gewöhnlichen allgemein-demokratischen, niederen Typus" erschienen, tatsächlich eine eindrucksvolle Einwirkung auf die Taktik der liberalen Elemente ausgeübt? Und wenn es dem russischen Proletariat noch einmal vergönnt sein sollte, auf die Taktik der Liberalen einzuwirken, so dürft ihr versichert sein, es wird diese Einwirkung durch einen Massenansturm auf die Regierung und nicht durch eine Vereinbarung mit den Semstwoleuten ausüben.

IV

Die mit gütiger Erlaubnis der Polizei eröffnete Semstwokampagne, die zärtlichen Reden Swjatopolk-Mirskis und der Regierungsoffiziösen, die stärkeren Töne in der liberalen Presse, die Belebung der sogenannten gebildeten Gesellschaft – dies alles stellt die Arbeiterpartei vor die ernstesten Aufgaben. Diese Aufgaben werden jedoch in dem Schreiben der „Iskra"-Redaktion ganz verkehrt formuliert. Gerade im gegenwärtigen Augenblick muss der zentrale Brennpunkt der politischen Tätigkeit des Proletariats die Organisation einer eindrucksvollen Einwirkung auf die Regierung und nicht auf die liberale Opposition sein. Gerade jetzt sind Vereinbarungen zwischen den Arbeitern und den Semstwovertretern über friedliche Manifestationen – Vereinbarungen, die sich unvermeidlich in possenhafte Effekthascherei verwandeln würden – weniger denn je am Platz, ist der Zusammenschluss der vorgeschrittenen revolutionären Elemente des Proletariats zur Vorbereitung des Entscheidungskampfes um die Freiheit mehr denn je vonnöten. Gerade jetzt, wo unsere Verfassungsbewegung die alten Sünden jedes bürgerlichen Liberalismus und besonders des russischen, krass zu offenbaren beginnt: Überwuchern der Phrase, Missbrauch des Wortes, das mit der Tat nicht übereinstimmt, rein philiströses Vertrauen zur Regierung und allen Helden einer fuchsschlauen Politik – gerade jetzt sind die Redensarten über die Unerwünschtheit einer Einschüchterung und Panik der Herren Semstwovertreter, über den Hebel für die Reaktion usw. usw. besonders abgeschmackt. Gerade jetzt ist es am allerwichtigsten, im revolutionären Proletariat die unerschütterliche Überzeugung zu festigen, dass auch die gegenwärtige „Befreiungsbewegung in der Gesellschaft" sich unvermeidlich und unweigerlich, ebenso wie die früheren, als Seifenblase erweisen wird, wenn nicht die Macht der Arbeitermassen eingreift, die fähig und bereit sind, den Aufstand zu machen.

Die politische Erregung in den verschiedensten Volksschichten, die eine notwendige Vorbedingung für die Möglichkeit des Aufstandes bildet und die Gewähr seines Erfolges, die Gewähr für eine Unterstützung der Initiative des Proletariats ist, greift um sich, entfaltet und verschärft sich immer mehr. Es wäre daher sehr unklug, wenn sich jetzt wieder irgend jemand einfallen ließe, nach dem sofortigen Sturm zu rufen, zur sofortigen Formierung von Sturmkolonnen aufzufordern usw. Der ganze Gang der Ereignisse bietet eine Gewähr dafür, dass die zaristische Regierung in der allernächsten Zukunft noch mehr in Verwirrung geraten, die Erbitterung gegen sie noch drohender werden wird. Die Regierung wird auch in dem von ihr begonnenen Spiel mit dem Semstwo-Konstitutionalismus unvermeidlich in eine Sackgasse geraten. Sowohl in dem Falle, dass sie kümmerliche Zugeständnisse machen sollte, als auch in dem Falle, dass sie keinerlei Zugeständnisse macht, werden Unzufriedenheit und Erregung unvermeidlich noch weitere Kreise ziehen. Die Regierung wird unvermeidlich auch mit jenem schändlichen und verbrecherischen mandschurischen Abenteuer in eine Sackgasse geraten, das sowohl im Falle einer entscheidenden militärischen Niederlage als auch im Falle einer Verschleppung des für Russland hoffnungslosen Krieges eine politische Krise mit sich bringen wird.

Sache der Arbeiterklasse ist es, ihre Organisation zu erweitern und zu festigen, die Agitation unter den Massen zu verzehnfachen, indem sie jedes Schwanken der Regierung ausnutzt, indem sie die Idee des Aufstandes propagiert und seine Notwendigkeit erläutert an dem Beispiel aller jener halben und von vornherein zum Scheitern verurteilten „Schritte", über die jetzt so viel geredet wird. Es braucht nicht erst gesagt zu werden, dass die Arbeiter auf die Petitionen der Semstwos reagieren müssen, indem sie Versammlungen veranstalten, Flugblätter verbreiten, dort, wo die Kräfte ausreichen, Demonstrationen organisieren, um alle sozialdemokratischen Forderungen vorzubringen, ohne auf die „Panik" der Herren Trubezkois Rücksicht zu nehmen, ohne das Gejammer der Philister über den Hebel für die Reaktion zu beachten. Und wenn man es schon wagt, im Voraus und zudem vom Auslande aus, von möglichen und erwünschten Massendemonstrationen höheren Typus zu sprechen (denn Demonstrationen, die keine Massendemonstrationen sind, haben gar keine Bedeutung mehr), wenn man schon die Frage der Konzentration der Kräfte der Demonstrierenden vor diesem oder jenem Gebäude berührt, so würden wir gerade auf jene Gebäude hinweisen, wo die Polizeiaktionen zur Verfolgung der Arbeiterbewegung ausgeheckt werden, wir würden auf die Häuser der Polizei-, Gendarmerie- und Zensurverwaltungen hinweisen, auf die Kerker für politische „Verbrecher". Die ernste Unterstützung der Semstwopetitionen durch die Arbeiter muss bestehen nicht in einer Vereinbarung über die Bedingungen, unter denen die Semstwoleute im Namen des Volkes reden dürften, sondern in der Austeilung von Schlägen an die Feinde des Volkes. Und es ist wohl kaum daran zu zweifeln, dass der Gedanke einer solchen Demonstration die Sympathie des Proletariats finden wird. Die Arbeiter hören jetzt von allen Seiten hochtrabende Phrasen und große Versprechungen, sie sehen eine wirkliche – zwar eine sehr geringe, aber doch wirkliche – Erweiterung der Freiheit für die „Gesellschaft" (Lockerung der Zügel gegenüber den Semstwos, Rückkehr der verbannten Semstwoleute, Milderung des Wütens gegen die liberale Presse), aber die Arbeiter sehen absolut nichts, was die Freiheit ihres politischen Kampfes erweitert hätte. Unter dem Druck des revolutionären Ansturms des Proletariats gestattete die Regierung den Liberalen ein wenig über Freiheit zu reden! Die Rechtlosigkeit und die Erniedrigung der Sklaven des Kapitals tritt nunmehr vor den Proletariern noch krasser zutage. Weder haben die Arbeiter überall Organisationen zum Zwecke einer (vom russischen Standpunkte aus) verhältnismäßig freien Erörterung politischer Angelegenheiten noch haben sie Versammlungssäle; die Arbeiter haben keine eigenen Zeitungen, den Arbeitern werden ihre Kameraden aus den Gefängnissen und aus der Verbannung nicht zurückgegeben. Die Arbeiter sehen jetzt, dass das Fell des Bären – den sie noch nicht getötet, den jedoch sie und nur sie, die Proletarier, ernstlich verwundet haben –, sie sehen, dass die Herren liberalen Bourgeois dieses Fell zu teilen beginnen. Die Arbeiter sehen, dass diese Herren liberalen Bourgeois, kaum dass sie an die Teilung des Felles, das sie noch nicht haben, herangehen, schon beginnen, die Zähne zu fletschen und gegen die „extremen Parteien", gegen die „inneren Feinde", die rücksichtslosen Feinde der bürgerlichen Herrschaft und Ruhe, zu brüllen. Und die Arbeiter werden sich noch mutiger, in noch größeren Massen erheben, um den Bären zu erlegen, um für sich mit Gewalt das zu erkämpfen, was man den Herren liberalen Bourgeois als Almosen zu geben verspricht: Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit für die Arbeiter, völlige politische Freiheit für einen umfassenden und offenen Kampf um den vollständigen Sieg des Sozialismus.

Wir veröffentlichen die vorliegende Broschüre mit dem Vermerk: „Nur für Parteimitglieder" mit Rücksicht darauf, dass auch das „Schreiben" der „Iskra"-Redaktion mit einem solchen Vermerk versehen ist. Was die Sache selbst anbelangt, so ist das „Konspirieren" mit einem solchen Plan, der Dutzenden von Städten mitgeteilt, in Hunderten von Arbeiterzirkeln durch beraten, in Agitationsflugblättern und Aufrufen erläutert werden soll, einfach lächerlich. Es ist dies ein Musterbeispiel jener bürokratischen Geheimnistuerei in der Praxis der Redaktion und des Parteirates, auf die Genosse Galerka („Auf einem neuen Weg") bereits hingewiesen hat. Nur von einem Standpunkte aus könnte man die Verheimlichung des Schreibens der Redaktion vor dem großen Publikum im Allgemeinen und vor dem liberalen im Besonderen rechtfertigen: ein solches Schreiben kompromittiert gar zu sehr unsere Partei …

1 Die Broschüre erschien zwischen dem 11./24. und 17./30. November. Dieser Zeitpunkt lässt sich folgendermaßen feststellen. Im Parteiarchiv ist erhalten eine Einladungskarte zu einem Referat von Lenin in Genf für den 11./24. November 1904 über das Thema: „Die Semstwokampagne und der Plan der ,Iskra'". Dieses Referat hat zur angegebenen Zeit auch stattgefunden. Die Broschüre ist zweifellos nach dem Referat erschienen. Sie musste jedoch nicht später als am 17./30. November erschienen sein, da Parvus sich schon am 2. Dezember 1904 von München aus schriftlich zu ihr in einem Brief an Lenin äußerte (siehe das Buch von Parvus: „Russland und die Revolution", Petersburg 1906, S. 177–181, russisch).

Die Broschüre „Die Semstwokampagne und der Plan der ,Iskra'" erschien in Genf im Verlag für sozialdemokra­tische Parteiliteratur von W. Bontsch-Brujewitsch und N. Lenin.

* Wir erinnern den Leser daran, dass in der vom Parteitag (entgegen meiner und Plechanows Meinung) angenommenen Resolution Starowjers drei Bedingungen für provisorische Vereinbarungen mit den Liberalen aufgestellt waren: 1. dass die Liberalen „klar und unzweideutig erklären, dass sie sich in ihrem Kampf gegen die absolutistische Regierung entschieden auf die Seite der Sozialdemokratie stellen"; 2. dass „sie in ihren Programmen keine Forderungen aufstellen werden, die den Interessen der Arbeiterklasse sowie der Demokratie überhaupt zuwiderlaufen oder ihr Klassenbewusstsein verdunkeln"; 3. dass „sie das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht zu ihrer Kampflosung machen werden".

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