Redaktion 19170922 Aus der Partei

Redaktion: Aus der Partei

[Nach Bote der Russischen Revolution. Organ der ausländischen Vertretung des Zentralkomitees der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (Bolschewiki) Nr. 2, 22. Sept. 1917, S. 16]

Zur Angelegenheit Grimm

Die russische Presse veröffentlicht Nachrichten über die Zimmerwalder Konferenz, in denen unter anderen Unrichtigkeiten behauptet wird., die Konferenz hätte nach einem Referat des Gen. Radek dem Urteil der Untersuchungskommission in der Angelegenheit des Gen. Grimm zugestimmt und dem schwer erkranktem Genossen ein Begrüßungstelegramm gesandt.

Dem gegenüber erklären die Unterzeichneten, dass Gen. Radek kein Referat über die Affäre Grimm hielt und dass kein Telegramm an Grimm gesandt wurde.

Zum Beschluss über die Liquidierung der Angelegenheit gaben wir unsere Zustimmung bevor der Bericht der Schweizer Parteikommission und der Neutralitätskommission des Schweizer Nationalrats vorlag.

Orlowski, Radek,

Mitglieder der Untersuchungskommission in Angelegenheit Grimm.

Wladislaw Kasparow (Slawa)

In Davos, Schweiz, starb an Schwindsucht Genosse Wladislaw Kasparow, Mitglied der bolschewistischen Partei, im Alter von 33 Jahren.

Kasparow spielte während der Revolution 1905-6 eine hervorragende Rolle in der sozialdemokratischen Bewegung des Kaukasus. Trotz seiner Jugend war er dank seiner großen Energie, seinem klaren Geist zum Mitglied des Vollzugsausschusses des Sowjet in Baku gewählt, und gehörte dem Bakuer Komitee unserer Partei. Unter dem Pseudonym Slawa in weiten Kreisen der Arbeiterschaft als Organisator und Agitator bekannt, leistete er dem revolutionären Flügel der Partei namhafte Dienste. Er bewahrte ihr Treue im Gefängnis wie in der schwarzen Epoche der Konterrevolution, als die Intelligenz massenhaft die Reihen der Sozialdemokratie verließ. Genötigt ins Ausland zu flüchten gehörte er auch dort zu den treuesten und rührigsten Genossen, half eifrig mit, die ausländische Operationsbasis der Partei auszubauen. Als der Krieg ausbrach und der große Verrat begann, wankte Kasparow keinen Augenblick in seinen Anschauungen, kämpfte gegen den Sozialpatriotismus, wie den zentrümlichen passiven Internationalismus. Kasparow nahm teil an der Berner Konferenz 1915, in der der Standpunkt unserer Partei formuliert wurde

Im Jahre 1916 schwer erkrankt, verlor er noch auf dem Davoser Krankenbett weder das glühende Interesse an der Entwickelung unseres Kampfes, noch seinen unbeugsamen Kampfesgeist. Als die russische Gesandtschaft in Bern die Unterstützung der kranken Russen, die sie aus öffentlichen Mitteln bisher bestritt, von einer Unterwerfung unter ihre Kontrolle abhängig machte, hatte der todkranke Genosse keinen Augenblick gezaudert, ihr das Geld vor die Füße zu werfen. Beim Ausbruch der Revolution wachte in ihm die Hoffnung auf, dass es ihm noch vergönnt sein wird, in Reih und Glied zu streiten. Obwohl die Hoffnung gering war, wollte Lenin den Kranken noch nach Russland transportieren, um zu versuchen, ob die südliche Luft ihn nicht heilen wird. Die Ärzte erlaubten aber die weite Reise nicht. Die Arbeiter von Baku behielten sein Angedenken und wählten den Abwesenden in den Vollzugsausschuss des Bakuer Sowjets.

Als sich sein Gesundheitszustand verschlechterte, reiste seine Frau nach Stockholm, um von hier nach Davos zu eilen. Aber die Provisorische Regierung verbot unter der Strafe der Banition die Reise durch Deutschland und das treue verbündete Frankreich erlaubte ihr die Reise über Frankreich nicht, obwohl sie ärztliche Atteste vorlegen konnte, dass ihr Mann stirbt. Zwei Tage vor seinem Tode erhielt Kasparow vom russischen Konsulat die Nachricht, dass die Provisorische Regierung der Russischen Revolution, die Millionen übrig hat, um den alten abgesetzten Generalen und Tschinowniks des Zaren vollen Gehalt auszuzahlen, keine Mittel besitzt, um den sterbenden Revolutionären die Sorge um die äußerste Not zu nehmen.

Die russischen und die kaukasischen Arbeiter werden des toten Mitkämpfers in Treue gedenken und der revolutionieren Regierung, die Ihn nicht in Ruhe sterben ließ, nach Verdienst heimzahlen, wenn die Stunde geschlagen haben wird.

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