Der Allrussische Eisenbahnerverband – entstand auf dem Moskauer Kongress von zehn staatlichen Eisenbahnen am 3./4. Mai (20./21. April), schloss auf diese Weise die spontan entstandenen Organisationen der Verbände der einzelnen Eisenbahnlinien zusammen und koordinierte ihr Vorgehen. Der Kongress stellte eine Reihe ökonomischer und politischer Forderungen auf: Verwirklichung der politischen Freiheiten, Einberufung der Konstituierenden Versammlung, Demokratisierung des Regimes usw. Daneben stellte der Kongress auch eine Reihe ökonomischer Forderungen auf: Verbesserung der Arbeitsbedingungen auf den Eisenbahnen, der materiellen Lage der Eisenbahnangestellten usw. Der Kongress wählte einen Zentralvorstand aus fünf Mitgliedern, dem Vorsitzenden W. N. Perewersew, dem stellvertretenden Vorsitzenden W. Romanow und den Vorstandsmitgliedern I. I. Bedkow, dem Buchhalter Woronin und dem Arbeiter Grischin. Später wurden M. I. Bogdanow, G. B. Krassin, der Maschinist Uchtomski u. a. kooptiert. Der gemäßigte Charakter des Programms des Allrussischen Eisenbahnerverbandes erklärt sich in erster Linie durch die Zusammensetzung des Kongresses, an dem in der Hauptsache Vertreter der Verwaltungselemente teilnahmen. Arbeiter waren fast gar nicht anwesend. Bereits auf dem 1. Kongress traten ernsthafte Meinungsverschiedenheiten in Erscheinung. Die Arbeiter, die den Einfluss der Sozialdemokratie zur Geltung bringen wollten, forderten, dass sich der Verband zu einem beruflichen und politischen Verband erklärte. Nach langen Debatten erklärte sich der Verband ausschließlich als beruflicher Verband. Im Zusammenhang damit traten die Arbeiter mit dem Plan eines eigenen, getrennten Verbandes mit sozialdemokratischer Richtung hervor. Zum 2. Kongress begannen im Verband die radikaleren Stimmen zu erstarken und der im Juli in Moskau abgehaltene Kongress, der unter Beteiligung der Vertreter der Sozialdemokratie, des Bund und der Sozialrevolutionäre mit beratender Stimme stattfand, war fast ausschließlich der Frage des Kampfes gegen die Regierung, der Erklärung des politischen Streiks unter der Losung – „sofortige Einberufung der Konstituierenden Versammlung" gewidmet. Der Streik, der am 20. (7.) Oktober auf der Moskau-Kasaner Eisenbahn begann, dehnte sich rasch zu einem allgemeinen russischen Generalstreik aus und versetzte dem Absolutismus bekanntlich einen besonders empfindlichen Schlag. Der Verband, der in der Revolution eine höchst bedeutende Rolle spielte, hielt drei Kongresse ab, den letzten im Oktober 1905.