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Fenier MEW

In den fünfziger und sechziger Jahren kam es in Irland zu einer Agrarumwälzung. Kleine Ackerwirtschaften wurden massenweise von großen Weidewirtschaften verdrängt. Da die irische Industrie klein und rückständig war, mussten Hunderttausende irischer Pachtbauern auswandern, vornehmlich nach Nordamerika. Auf dem Hintergrund dieser Entwicklung bildete sich 1857 unter den Iren in den USA und später auch in Irland die Geheimorganisation der Fenier, die Irische Republikanische oder Fenier-Bruderschaft. Ihr Ziel war die Errichtung einer unabhängigen Republik Irland. Objektiv vertraten die Fenier die Interessen der irischen Bauernschaft, ihrer sozialen Zusammensetzung nach gehörten sie vorwiegend zu den Bauern, zum städtischen Kleinbürgertum und zur demokratisch gesinnten Intelligenz. Marx und Engels wiesen wiederholt auf die Schwächen der Fenier-Bewegung hin und kritisierten sie wegen ihrer Verschworertaktik und sektiererischen und bürgerlich-nationalistischen Fehler; sie schätzten jedoch den revolutionären Charakter dieser Bewegung und waren bestrebt, sie auf den Weg des Massenkampfes und der gemeinsamen Aktionen mit der englischen Arbeiterklasse zu führen. Im September 1865 ließ die englische Regierung viele Führer der Fenier (Clarke Luby, O'Leary, Jeremiah O'Donovan Rossa u.a.) verhaften und ihre Zeitungen verbieten. Die Habeas-Corpus-Akte, nach der jeder Haftbefehl motiviert und der Verhaftete in kurzer Frist dem Gericht zugeführt oder freigelassen werden musste, wurde annulliert und die Eingekerkerten grausam misshandelt. Der Zentral- bzw. Generalrat der Internationalen Arbeiterassoziation trat öffentlich zur Verteidigung der Verhafteten auf und protestierte gegen den Terror der englischen Regierung. In vielen Artikeln und Reden entlarvten Marx und Engels sowie auch Marx' Tochter Jenny die brutale Kolonialpolitik der englischen Regierung in Irland. (Siehe Band 16 unserer Ausgabe, S. 550-552, 570-574 und 579-601.) [MEW 31, Anm. 202]

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