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Linksblock

Der Gedanke des „Linksblocks" wurde von den Bolschewiki schon zur Zeit der Wahlen in die II. Reichsduma ausgesprochen. (Siehe die Artikel über die Frage des „Linksblocks" bei den Wahlen in die II. Duma in Band X der Sämtlichen Werke.) Die Taktik des „Linksblocks" wurde von den Bolschewiki bei den Wahlen in die III. und in die IV. Reichsduma beschlossen. In dem Artikel „Prinzipielle Fragen in der Wahlkampagne" („Prosweschtschenije" Nr. 1/2 für Dezember 1911 und Januar 1912, siehe Band XVI der Sämtlichen Werke) entwickelte Lenin den Gedanken des „Linksblocks" bei den Wahlen in die IV. Duma.

In Verbindung mit den Ereignissen vom 22. April/5. Mai warf Lenin neuerlich den Gedanken eines „Linksblocks" auf, wobei er von einem „gemeinsamen Handeln der proletarischen und der bürgerlichen Demokratie" sprach. Dieses gemeinsame Handeln kam in einer Reihe von Tatsachen zum Ausdruck. Die Trudowiki traten in der Reichsduma mehr als einmal gemeinsam mit den Sozialdemokralen auf, wobei sie mit ihnen eine Einheitsfront gegen alle anderen Gruppierungen bildeten. So wurde die Interpellation über die Entschädigung für die Familien der bei dem Gemetzel an der Lena getöteten Arbeiter von den Sozialdemokraten und den Trudowiki gemeinsam eingebracht; am 15./28. Mai 1913 verließen die Sozialdemokraten und die Trudowiki gemeinsam den Sitzungssaal zum Protest dagegen, dass während der Budgetdebatte Tschcheïdse das Wort entzogen wurde; gemeinsam überreichten sie auch eine Interpellation am 4./17. Februar 1914 wegen der Anordnung des Petersburger Stadthauptmanns (Chef der Petersburger Polizei), die gegen das Recht der Mitglieder der Krankenkassen gerichtet war, in den Versicherungsrat und in die Versicherungsbehörde ihre Vertreter zu entsenden; auch traten sie in der Sitzung vom 4./17. März mit einem Protest gegen die geheime Beratung der Regierung mit gewissen Mitgliedern der Reichsduma, die am 1./14. März stattgefunden hatte, sowie bei anderen Angelegenheiten gemeinsam auf.

Die Idee des „Linksblocks", die von Lenin in dem Artikel „Über die politische Lage" entwickelt wird, fand in der Presse verschiedene Beurteilung. Die Presse der Kadetten schwieg die Sache tot, während die Presse der Narodniki sie mit einiger Sympathie aufnahm, die allerdings in recht nebelhafter Form ausgesprochen wurde. In der Presse der Liquidatoren stieß jedoch diese Idee auf schroffe Ablehnung. Martow fand richtig heraus, dass die Idee des „Linksblocks", wie sie von Lenin 1914 neuerlich aufgeworfen wurde, die ideelle Nachfolgerin der Ideen der Revolution von 1905–1907 war. Er schreibt: „Der ,Prawdismus' stellt an und für sich eine neue Erscheinungsform des ,Bolschewismus' dar, der, nach seinem vollständigen Niedergange, als Fraktion in der neuen Arbeiterbewegung wieder neu erstanden ist. Nachdem er sich wieder erholt hat, kehrt er allmählich wieder zu den ideologischen Verbrämungen der Jahre 1905/06 zurück, vor allem zur Ideologie des ,Linksblocks', zur Utopie der ,Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft'." („Nascha Sarja", 1914, Nr. 5.) [Band 17]

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