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Konferenz der sozialdemokratischen Parteien und Organisationen Russlands

Die Konferenz der sozialdemokratischen Parteien und Organisationen Russlands fand vom 7./20. bis 9./22. September 1905 in Riga statt. Es nahmen an ihr teil: D. S. Postolowski (Wadim) vom ZK der SDAPR (Bolschewiki), W. A. Gutowski (Simonow) von der Organisationskommission der SDAPR (Menschewiki), I. Eisenstadt (Judina) und noch ein Vertreter (dessen Name nicht festgestellt werden konnte) vom „Bund", P. Stutschka und Osol von der Lettischen SD, Tyszka (L. Jogiches) von der Polnischen SD und ein Vertreter der Revolutionären Ukrainischen Partei. Die Einberufung der Konferenz war vom ZK der SDAPR kurz nach dem Erscheinen des Gesetzes über die Bulyginsche Duma beschlossen worden. Der Bericht von der Konferenz und ihre Resolution erschienen in Nr. 22 des „Proletarij" vom 11./24. Oktober, und in Nr. 253 der „Pоslednije Iswestija" vom 4./17. Oktober. Die Bedeutung der Konferenz liegt darin, dass es dem Vertreter der Bolschewiki, Postolowski, gelang, mit allen sozialdemokratischen Organisationen Russlands den Boykott der Duma zu vereinbaren; ausgenommen die Menschewiki, die dadurch isoliert blieben. Der Punkt der Resolution: „Alle aufrichtig demokratischen Elemente der Gesellschaft zum aktiven Boykott der Duma aufzufordern und diejenigen, die sich an der Wahl beteiligen, als Verräter an der Sache der Volksfreiheit zu brandmarken," rief den Protest der „Iskra" hervor, der in dem Artikel „Die Früchte des Zirkelwesens" in Nr. 112 vom 8./21. Oktober zum Ausdruck kam. Auf diesen Artikel antwortete Lenin in dem Artikel „Hysterie der Geschlagenen" und der „Bund" in dem Artikel „Die Demagogie der Ohnmacht" in Nr. 254 der „Poslednije Iswestija" vom 17./30. Oktober. Martow schrieb in einem Briefe an Axelrod am 2./15. Oktober über die Konferenz: „Wir unternehmen die folgenden Schritte: 1. schreiben wir sofort an Rosa, dass wir darauf bestehen, dass ihr ZK (das der Polnischen SD. D. Red.) auf irgendeine Weise seine Unterschrift unter dem letzten Absatz der Resolution zurückziehe oder erkläre, dass da ein Missverständnis vorliege, dass sein Vertreter nicht jedwede Beteiligung im Auge gehabt habe…" (Siehe Briefwechsel Axelrods und Martows, russ. in Berlin 1924 erschienen). In dem (russ.) Sammelbuch „Die sozialdemokratische Bewegung in Russland" (Moskau 1928, Staatsverlag) ist ein Brief Rosa Luxemburgs an Dan abgedruckt, in dem sie die Taktik der „Iskra" kritisiert. Zu der oben angeführten Resolution schreibt sie: „Der von Ihnen getadelte Satz kann sich meines Erachtens nur auf die bürgerlichen Parteien beziehen." Einem (nicht veröffentlichten) Briefe Worowskis an Lenin ist zu entnehmen, dass die Menschewiki einen vergeblichen Versuch machten, an Bebel, Kautsky und Rosa Luxemburg zu appellieren. Tyszka (Jogiches) schrieb in Nr. 28 des polnischen „Czerwony Sztandar" (Rote Fahne) in einem Artikel „Die Verfassung der Knute" über die Resolution der Konferenz: „Als wir eine verderbliche Taktik verurteilten, wollten wir nicht die an der Wahl teilnehmenden Sozialdemokraten, sondern nur die Bourgeoisie anprangern." In einem Brief vom 12./25. Oktober schrieb Martow an Axelrod über diese Stelle des Artikels von Tyszka: „Man kann schwerlich dümmer schreiben." [Lenin, Sämtliche Werke, Band 8, Anm. 148]

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