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Hottentottenwahlen

Hottentottenwahlen: Die Reichstagswahlen 1907 wurden Hottentottenwahlen genannt, weil sie im Zusammenhang mit den deutschen Kolonialkriegen in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) gegen die Herero und Nama (abfällig als „Hottentotten“ bezeichnet) standen. Nachdem ein Nachtragshaushalt zur Finanzierung des Krieges auf Widerstand nicht nur der SPD, sondern auch des katholischen Zentrums stieß, wurde der Reichstag aufgelöst. Im Wahlkampf gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen Staatsapparat, Konservativen, Nationalliberalen und Linksliberalen. Bei den Wahlen fiel die SPD von 81 auf 43 Mandate, obwohl sie von 3 auf 3¼ Millionen Stimmen wuchs (vor allem wegen der Mobilisierung von Nichtwählern – die Wählerzahl stieg von 9½ auf 11¼ Millionen – und Stichwahlabsprachen zwischen den rechten Parteien). Die Rechten triumphierten, sie hätten die Sozialdemokraten „niedergeritten“. Der gemäßigte Teil der SPD zog die falsche Schlussfolgerung, dass man das Thema Außenpolitik und Imperialismus meiden müsse, weil es Stimmen koste. Deshalb zögerten sie im Sommer 1911 in der zweiten Marokkokrise, eine Protestbewegung zu organisieren.

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