Die
Wahlen zum Zentralen Kriegsindustriekomitee fanden Ende September
1914 in Petrograd statt. Die Kampagne für die Beteiligung am
Kriegsindustriekomitee war ein Versuch der Bourgeoisie, die Arbeiter
für die „Vaterlandsverteidigung“ zu gewinnen. In einer
Wahlmänner-Versammlung, in der mehr als 200.000 Arbeiter vertreten
waren, sprachen sich 95 Wahlmänner gegen Wahlbeteiligung aus (diese
95 bekannten sich zu der Deklaration des bolschewistischen
ZK, der „Defätisten“),
während 81 Wahlmänner für die Wahlbeteiligung sprachen. Bei
Wiederholung der Abstimmung erhielten die Bolschewiki (die
„Poraschenzy“, d. h. die „Defätisten“) 91, die
menschewistischen
„Oboronzy“ (d. h. die
„Vaterlandsverteidiger) 81 Stimmen. Das Petersburger Parteikomitee
hatte sich von Anfang an auf konsequent internationalistischen
Standpunkt gestellt. Es forderte die Arbeiter auf, das erste
Wahlstadium zu Agitationszwecken auszunutzen, und wandte sich
entschieden gegen die Beteiligung an den Kriegsindustriekomitees. Die
Sozialchauvinisten in Russland sprachen sich in ihren offiziellen
Organen (die Zeitung „Rabotscheje
Utro“ und die Zeitschrift „Nasche
Djelo“) für die Beteiligung
aus. Das OK
der Menschewiki sah von einer offiziellen Formulierung seines
Standpunktes überhaupt ab. Nach dem Durchfall der Sozialchauvinisten
focht der geistige Leiter der ganzen Kampagne, der Menschewik K.
Gwosdjew,
die Resultate der Abstimmung an; im November, nach Vereinbarung mit
Gutschkow
und mit Unterstützung der Ochranka, organisierte er dann neue
Wahlen; in der neuen Wahlmännerversammlung gelang es ihm, nachdem
die Internationalisten sie verlassen hatten, eine Resolution
zugunsten der Beteiligung an den Kriegsindustriekomitees zur Annahme
zu bringen. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 18, Anm. 201] Die Kriegsindustriekomitees wurden von den russischen Fabrikanten im Herbst 1915 gebildet; ihr Zweck war, Lieferungsaufträge für das Heer zu erhalten, dieselben auf die einzelnen Werke zu verteilen und die gegenseitige Konkurrenz auszuschalten. Offiziell wurde natürlich die „Versorgung der Armee" und „Förderung der Landesverteidigung" als Zweck angegeben. Zur Teilnahme an diesen Komitees wurden auch Vertreter der Industriearbeiter herangezogen, die Arbeiter haben jedoch in den meisten Fällen unter Führung der Bolschewiki diese Komitees boykottiert. Das zentrale Kriegsindustriekomitee hatte seinen Sitz in Petrograd und leitete die Tätigkeit der örtlichen Komitees; Vorsitzender war Gutschkow. An der Spitze der Arbeiterfraktion im zentralen Kriegsindustriekomitee, die ausschließlich aus Oboronzen bestand, stand Gwosdjew, der spätere Vizeminister für Arbeit in der Koalitionsregierung. Die Heranziehung von Arbeitern zu den Kriegsindustriekomitees, die von Gutschkow eifrig betrieben wurde, sollte den „Klassenfrieden" herbeiführen und die Streikbewegung lähmen. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 20.1, Anm. 165] Bald
nach dem Beginn des Krieges gründete die Organisation der russischen
Bourgeoisie, die sich „Rat der Kongresse der Vertreter des Handels
und der Industrie“ nannte, ein Komitee, das die Kriegsbestellungen
der Regierung auf die einzelnen Unternehmer, Trusts, Syndikate usw.
aufteilte und die Bezeichnung „Zentrales
Kriegsindustriekomitee“
erhielt. Nach dem Muster dieses Komitees wurden auch in den einzelnen
Orten und gebietsweise solche Kriegsindustriekomitees gebildet. Im
Juli 1915 fand ein Reichskongress dieser Organisationen statt. Auf
diesem Kongress wurde ein Statut für die Kriegsindustriekomitees
ausgearbeitet, das von der Reichsduma und vom Zaren bestätigt wurde.
Die russische Bourgeoisie, die nach dem Vorbild der westeuropäischen
Bourgeoisie die Arbeiter zur aktiven Teilnahme am „Krieg bis zum
siegreichen Ende“ heranziehen wollte, nahm in das Statut einen
Punkt auf, der den Arbeitern das Recht gibt, ihre Vertreter in die
Kriegsindustriekomitees zu entsenden. Gegen diesen Kniff der
Bourgeoisie führten die Bolschewiki
in den Arbeitermassen eine breitangelegte Boykottkampagne, wobei sie
die Wahlversammlungen der Arbeiter für die Agitation und Propaganda
gegen den Krieg ausnutzten. Die Arbeitermassen in ihrer Mehrheit
boykottierten die Kriegsindustriekomitees. Die für die
Vaterlandsverteidigung eintretenden Menschewiki
setzten sich für die Teilnahme an diesen Komitees ein, sie konnten
aber nur unbedeutende Schichten der Arbeiter für diese Beteiligung
gewinnen. Sie organisierten beim Zentralen Kriegsindustriekomitee,
ungeachtet des Boykotts durch die Mehrheit der Petrograder Arbeiter,
eine „Arbeiterfraktion“, die natürlich auf dem Standpunkt der
Vaterlandsverteidigung stand. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 5, Anm. 36] Bald nach dem Beginn des Krieges gründete die russische Bourgeoisie ein Komitee, das die Kriegsbestellungen der Regierung auf die einzelnen Unternehmer, Trusts, Syndikate usw. aufteilte und die Bezeichnung Zentrales Kriegsindustriekomitee erhielt. Nach dem Muster dieses Komitees wurden auch in den einzelnen Orten und gebietsweise solche Kriegsindustriekomitees gebildet. Die russische Bourgeoisie, die nach dem Vorbild der westeuropäischen Bourgeoisie die Arbeiter zur aktiven Teilnahme am „Krieg bis zum siegreichen Ende“ heranziehen wollte, nahm in das Statut einen Punkt auf, der den Arbeitern das Recht gab, ihre Vertreter in die Kriegsindustriekomitees zu entsenden. Gegen diesen Kniff der Bourgeoisie führten die Bolschewiki in den Arbeitermassen eine breitangelegte Boykottkampagne, wobei sie die Wahlversammlungen der Arbeiter für die Agitation und Propaganda gegen den Krieg ausnutzten. Die Arbeitermassen in ihrer Mehrheit boykottierten die Kriegsindustriekomitees. Die für die Vaterlandsverteidigung eintretenden Menschewiki agitierten für die Teilnahme an diesen Komitees, es gelang ihnen aber nur unbedeutende Schichten der Arbeiter für diese Beteiligung zu gewinnen. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 6, Anm. 4] |
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