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Aufstand der Sappeure in Turkestan

Die Aufstände und die Aufstandsversuche der Soldaten in Turkestan und der Matrosen in der Baltischen und in der Schwarzmeer-Flotte ereigneten sich im Frühjahr und Sommer 1912. Am 1./14. Juli 1912 brach ein Aufstand der Sappeure (Genietruppen) im Militärlager von Troizk bei Taschkent aus. Es empörten sich die Soldaten von zwei Sappeurbataillonen gegen die Brutalitäten der Militärdisziplin, die Behandlung durch die Offiziere, gegen die schlechte Ernährung, wegen der außerordentlich schweren Verhältnisse des Lagerlebens, wegen der langen Dauer des Militärdienstes usw. Das Ziel des Aufstandes wurde von den Teilnehmern folgendermaßen beschrieben: „Wir müssen uns erheben, um die Dienstzeit abzukürzen, die Ernährung zu verbessern und die Behandlung der Soldaten durch die Offiziere besser zu gestalten“. Schon einige Monate vorher setzte dm Lager eine lebhafte revolutionäre Agitation und Vorbereitung zum Aufstand ein; es gab zahlreich besuchte geheime Zusammenkünfte und Versammlungen, es wurden Flugblätter gegen die Leistung der Ehrenbezeugung verbreitet, unter den Teilnehmern der Zusammenkünfte wurde darüber gesprochen, dass man es in Russland ebenso machen müsse wie in China, d. h. den Absolutismus stürzen und eine Republik errichten müsse, wie es in der chinesischen Revolution 1911 geschehen war. Die Anstifter des Aufstandes, unter denen es auch Teilnehmer an der früheren revolutionären Bewegung gab, standen mit der Taschkenter revolutionären Militärorganisation in Verbindung; aber diese Verbindung war schwach und nur gelegentlich. Die Aufständischen besaßen keinen klaren und ausgearbeiteten Plan ihres Vorgehens. Infolgedessen war der Aufstand äußerst schwach organisiert und nahm die Form einer spontanen Empörung an, die keine Führung hatte. Nachdem die Aufständischen einige Offiziere erschlagen hatten, die bei den Soldaten wegen ihrer groben und grausamen Behandlung der Soldaten am meisten verhasst waren, traten sie ganz unorganisiert auf und beschränkten sich auf eine ungeordnete Schießerei gegen jene Abteilungen, die dem Lagerkommando treu geblieben waren. Nach einer kurzen gegenseitigen Beschießung wurde der Aufstand unterdrückt, die Teilnehmer wurden verhaftet und 223 von ihnen wurden dem Kriegsgericht zur Aburteilung übergeben. 14 wurden zu lebenslänglicher Zwangsarbeit, 94 zu Zwangsarbeit von verschiedener Dauer, 81 zum Dienst in den Arrestantenabteilungen und 15 zum Dienst im Disziplinarbataillon verurteilt; 7 wurden freigesprochen. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 88]

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