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Plattform der Zehn

Der Entwurf der Gewerkschaftskommission des ZK erhielt in der Diskussion die Bezeichnung „Plattform der Zehn“. Er wurde erstmalig in der „Prawda“ vom 18. Januar 1921 veröffentlicht.

Diese Thesen wurden unter unmittelbarer Leitung Lenins ausgearbeitet. Darin werden die Aufgaben der Gewerkschaften unter dem Gesichtswinkel der allgemeinen politischen und ökonomischen Aufgaben der Partei betrachtet. In den Thesen wurde darauf hingewiesen, dass die Kommunistische Partei die Diktatur des Proletariats in einem Lande verwirklichen muss, wo die bäuerliche Bevölkerung die übergroße Mehrheit bildet. In dem Augenblick, wo der Bauernschaft eine Wiederherstellung der Macht der Gutsherren nicht mehr unmittelbar drohte, stieß die Verwirklichung der Aufgaben der proletarischen Diktatur auf neue Schwierigkeiten. „Die erfolgreiche Verwirklichung dieser Diktatur“ – hieß es in den Thesen – „ist nur möglich, wenn mächtige, von der Einheit des Willens und der Bestrebungen durchdrungene Gewerkschaften vorhanden sind, als Massenorganisationen, die allen Proletariern, die sich auf verschiedenen Entwicklungsstufen ihres Klassenbewusstseins befinden, offenstehen.“

In den Thesen wurde das Vorhandensein irgendeiner „besonderen“, „speziellen“ Krise der Gewerkschaften verneint. „Die Besonderheiten der gegebenen Übergangszeit, wie jeder Übergangsperiode überhaupt, bereiten den Gewerkschaften erhebliche Schwierigkeiten. Aber nichtsdestoweniger ist das, was die Gewerkschaften jetzt durchmachen, keine Krise und kein Zerfall, sondern ein Symptom des Wachstums. In dieser Hinsicht unterscheidet sich das Schicksal der Gewerkschaftsbewegung in Russland in nichts von den Schicksalen der Partei und der Sowjets.“ Die Thesen heben die Rolle und die Aufgaben der Gewerkschaften als Schule des Kommunismus hervor und wenden sich entschieden gegen die trotzkistische Losung der Verstaatlichung der Gewerkschaften. „Eine rasche Verstaatlichung der Gewerkschaften wäre ein großer politischer Fehler.“ In den Thesen wird die vollständige Aufhebung der Politischen Zentralstelle für Verkehrswesen und der entschiedene Übergang zu den Methoden der Arbeiterdemokratie im den Gewerkschaften vorgeschlagen: „Die Methoden der Arbeiterdemokratie, die im Laufe des dreijährigen erbittertsten Bürgerkrieges stark eingeengt worden sind, müssen in erster Linie am umfassendsten in der Gewerkschaftsbewegung wiederhergestellt werden.“

In dem Thesen werden eingehend die Aufgaben der Gewerkschaften auf dem Gebiet der Organisierung der Produktion, der Stärkung der Arbeitsdisziplin und der Entwicklung der Produktionspropaganda dargelegt. Zum Unterschied von dem Trotzkischen Kurs auf eine beschleunigte Verstaatlichung gehen die „Thesen der Zehn“ davon aus, dass die Hauptaufgabe der Gewerkschaften in der „Heranziehung der breiten Arbeitermassen zur Verwaltung der Wirtschaft der Sowjetrepublik“ besteht.

Ein besonderer Abschnitt der Thesen ist der Arbeit der Gewerkschaften auf dem Lande gewidmet. Diese Arbeit ist von besonderer Bedeutung für die Stärkung des „Einflusses des städtischen Proletariats auf die werktätigen Massen des flachen Landes“. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 9, Anm. 19]

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