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Bonapartismus

Bonapartismus: „Dank des relativen Gleichgewichts zwischen dem aggressiven Lager der Konterrevolution und dem defensiven Lager der Revolution, dank ihrer zeitweiligen, wechselseitigen Neutralisierung hat sich die Achse der Macht über die Klassen und ihre parlamentarische Vertretung erhoben. (…) Die Regierung erscheint nicht mehr als Exekutivorgan der Parlamentsmehrheit, sondern als Schiedsrichter zwischen den beiden kämpfenden Lagern.

Eine Regierung, die sich über die Nation erhebt, hängt aber nicht in der Luft. Die wirkliche Achse der gegenwärtigen Regierung [in Frankreich] läuft durch die Polizei, die Bürokratie und die Militärclique. Wir haben eine militärisch-polizeiliche Diktatur vor uns, kaum verhüllt durch Dekorationen des Parlamentarismus. Aber eine Regierung des Säbels als Schiedsrichter der Nation ist — Bonapartismus.

Der Säbel hat kein selbständiges Programm. Er ist das Instrument der „Ordnung“. Er ist berufen, zu sichern, was besteht. Wie sein Vorgänger, der Cäsarismus, repräsentiert darum der Bonapartismus, der sich politisch über den Klassen erhebt, im sozialen Sinne immer und jederzeit die Regierung der stärksten und mächtigsten Gruppe der Ausbeuter; folglich kann der heutige Bonapartismus nichts anderes sein als die Regierung des Finanzkapitals, das die Spitzen der Bürokratie, der Polizei, der Offizierskaste und der Presse steuert, inspiriert und korrumpiert.“ (Trotzki, Bonapartismus und Faschismus, 15. Juli 1934, in Schriften über Deutschland, a.a.O., Band 2, S. 677-685, hier S. 679f.)

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