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Lehren der Pariser Kommune

Lenin hat hier jene Arbeiten, Briefe und Artikel von Marx und Engels im Auge, in denen sie das Fazit der Pariser Kommune ziehen und das Neue formulieren, dass diese Erfahrung für die Entwicklung und Präzisierung jener Leitgedanken des Marxismus über den Staat und die Diktatur des Proletariats gab, die von Marx und Engels schon vor der Pariser Kommune entwickelt worden waren. Besonders hat Lenin hier den Brief von Marx an Kugelmann vom 12. April 1871, die Arbeit von Marx über den „Bürgerkrieg in Frankreich 1871“ und das von Marx und Engels 1872 verfasste Vorwort zum „Kommunistischen Manifest“, ferner die Arbeit von Engels „Die Wohnungsfrage“ (1872 [1873]), die „Glossen“ von Marx zum Programmentwurf der deutschen Sozialdemokratischen Partei von 1875 („Kritik des Gothaer Programms“) und schließlich den Brief von Engels an Bebel vom 18.-28. März 1875 im Auge, in welchem Engels diesen Programmentwurf ebenfalls kritisiert. In diesen Arbeiten unterstreichen sowohl Marx als auch Engels besonders stark die Notwendigkeit, die für das Proletariat und die proletarische Revolution besteht, die bürgerliche Staatsmaschine zu zertrümmern. „Namentlich hat die Kommune den Beweis geliefert, dass ,die Arbeiterklasse nicht die fertige Staatsmaschine einfach in Besitz nehmen und sie für ihre eigenen Zwecke in Bewegung setzen kann'", sagen Marx und Engels in ihrem 1872 geschriebenen Vorwort zur neuen deutschen Ausgabe des „Kommunistischen Manifestes“ (siehe Elementarbücher des Kommunismus, S. 14). In dem Briefe an Kugelmann schreibt Marx: „Wenn Du das letzte Kapitel meines ,Achtzehnten Brumaire' nachsiehst, wirst Du finden, dass ich als nächsten Versuch der französischen Revolution aussprach, nicht mehr wie bisher die bürokratisch-militärische Maschinerie aus einer Hand in die andere zu übertragen, sondern sie zu zerbrechen, und dies ist die Vorbedingung jeder wirklichen Volksrevolution auf dem Kontinente. Dies ist auch der Versuch unserer heroischen Pariser Parteigenossen“ (Karl Marx, „Briefe an Kugelmann“, Elementarbücher des Kommunismus, S. 86).

Was für einen Staat das Proletariat aufbauen muss, wenn es die Staatsmaschinerie der Bourgeoisie zertrümmert, zeigt Marx auf Grund derselben Erfahrung der „Pariser Parteigenossen“, d. h. der Pariser Kommune, ausführlich in Kapitel III seiner Broschüre über den „Bürgerkrieg in Frankreich 1871“. Lenin stellte die Gedanken von Marx über diesen Staat in seiner 1917 geschriebenen Arbeit „Staat und Revolution“ genau wieder her und entwickelte sie weiter. Dieses Kapitel ist besonders dieser Frage gewidmet: „Die Erfahrungen der Pariser Kommune von 1871. Die Analyse von Marx.“ Im Verlaufe des ganzen Jahres 1917 äußerte sich Lenin wiederholt zu dieser Frage. Besonders über den „Staat vom Typus der Pariser Kommune“ und von der Notwendigkeit der Errichtung gerade eines solchen Staatswesens in der Gestalt der Sowjetmacht spricht er in folgenden Artikel „Über Doppelherrschaft“. Noch vor der Februarrevolution, Anfang 1917, bereitete Lenin das Material für seine Arbeit „Staat und Revolution“ vor und untersuchte die Ansichten von Marx über den Staat vom Typus der Pariser Kommune; er schrieb, die russische Revolution von 1905 habe „zaghafter“ aber „breiter“ als die Pariser Kommune den neuen Staatstypus aufgezeigt, dadurch, dass sie die „Arbeiterdeputiertenräte“, „Eisenbahnerdeputiertenräte“, „Soldaten- und Matrosendeputiertenräte“ hervorbrachte. Und Lenin kam schon damals zu dem Schluss, dass man „möglicherweise die ganze Sache kurz folgendermaßen zum Ausdruck bringen kann: Ersetzung der alten (.fertigen') Staatsmaschinerie und der Parlamente durch Arbeiterdeputiertenräte und deren Vertrauenspersonen“. „Darin liegt der Kern!“ – bemerkte er für sich in diesen Notizen. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 6, Anm. 16]

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