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Agrarreformen in Irland

Die Gladstoneschen Landbills sind die vom englischen liberalen Ministerpräsidenten Gladstone durchgeführten Agrargesetze für Irland. So erlegte die Landakte vom Jahre 1870 den Großgrundbesitzern die Pflicht auf, im Falle einer von ihnen vor Ablauf der Pachtfrist vorgenommenen Aufhebung der Pacht die Pächter für die von ihnen durchgeführten und noch nicht abgelösten Verbesserungen zu entschädigen. Dieses Gesetz gab den Pächtern auch einige Möglichkeit, den Pachtgrund von den Adligen zu kaufen. Durch die Gladstoneschen Gesetze wurde die Agrarfrage in Irland natürlich nicht gelöst, sie waren nur darauf berechnet, der revolutionären Bewegung durch kleine Zugeständnisse den Boden zu entziehen. [Ausgewählte Werke, Band 1]

Hier sind die Agrarreformen am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts in Irland gemeint. Dort war am Ende des 19. Jahrhunderts die Agrarfrage mit außergewöhnlicher Schärfe gestellt. Die Bauernschaft war des Bodens beraubt, dieser befand sich in den Händen der Großgrundbesitzer (Landlords), die ihn unter wucherischen Bedingungen den Bauern verpachteten. Die Hauptmasse der irländischen Bauern lebte in furchtbaren Verhältnissen, das Elend war groß, die Sterblichkeit ungewöhnlich hoch. Es brachen Bauernbewegungen aus. Unter ihrem Druck gab die englische Regierung 1881 ein Gesetz heraus, nach welchem die Höhe des Pachtzinses im Falle von Differenzen zwischen den Grundbesitzern und den Pächtern durch besondere Kommissionen oder Gerichte festgesetzt werden sollte. Der so festgesetzte Pachtzins durfte vom Grundbesitzer im Laufe von 15 Jahren nicht erhöht werden. Der Grundbesitzer durfte den Pächter auch während dieser Zeit nicht davon jagen. Dieses Gesetz konnte natürlich die Agrarfrage bei weitem nicht lösen, und außerdem galt es nur für den kleineren Teil Irlands. Durch weitere Gesetze wurde seine Gültigkeit auf andere Teile des Landes erstreckt. Zugleich ergriff die Regierung Maßnahmen zur Bildung einer Schicht von Großfarmern und Eigentümern, denen sie beim Ankauf von Land usw. behilflich war. Schließlich wurde 1903 ein Gesetz über den Ankauf von Land aus dem Besitz der Großgrundbesitzer und seine Übergabe an die Farmer herausgegeben. Für diesen Zweck wurden Geldsummen in der Höhe von 120 Millionen Pfund Sterling bewilligt, die in die Taschen der Landlords fließen sollten. Außerdem wurden die Großgrundbesitzer von der Zahlung aller Gebühren für den Verkauf ihres Landes befreit. Alle diese Lasten wurden den Farmern auferlegt, die verpflichtet waren, die Kaufsumme für das Land samt Zinsen innerhalb 68 Jahren zu bezahlen. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 3]

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