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Kölner Gewerkschaftskongress

Der Kölner Gewerkschaftskongress tagte vom 22. bis zum 27. Mai 1905. Die Tagesordnung wies die folgenden Punkte auf: Rechenschaftsbericht der Generalkommission, Bericht über das Zentral-Arbeitersekretariat, Stellung der Gewerkschaften zum Generalstreik, Gewerkschaften und Maifeier, Gewerkschaften und Genossenschaften, Aufgaben der Gewerkschaftskartelle, gesetzliche Vertretung der Arbeiterschaft in den Arbeitskammern; Übertritt aus einer Gewerkschaft in die andere infolge Berufswechsel. Auf dem Kongress traten die reformistischen und nur-gewerkschaftlichen, zünftlerischen Tendenzen klar zutage. Auf der ganzen Linie wurde auf dem Kongress der Kampf gegen den linken Flügel der deutschen Sozialdemokratie geführt. Am deutlichsten zeigte sich der Opportunismus der Gewerkschaftsführer in den Debatten über den Generalstreik und die Maifeier. In der Resolution über den Generalstreik, die Bömelburg im Namen der Generalkommission eingebracht und als Referent vertreten hatte, heißt es:

Der Kongress hält… alle Versuche, durch die Propagierung des politischen Massenstreiks eine bestimmte Taktik festlegen zu wollen, für verwerflich: er empfiehlt der organisierten Arbeiterschaft, solchen Versuchen energisch entgegenzutreten. Den Generalstreik, wie er von Anarchisten und Leuten ohne jegliche Erfahrung auf dem Gebiete des wirtschaftlichen Kampfes vertreten wird, hält der Kongress für undiskutabel; er warnt die Arbeiterschaft, sich durch die Aufnahme und Verbreitung solcher Ideen von der täglichen Kleinarbeit zur Stärkung der Arbeiterorganisation abhalten zu lassen." Über die Maifeier referierte Robert Schmidt, der eine Resolution vorlegte, in der es heißt: „Nicht in der Arbeitsruhe liegt der Wert der Maifeier, sondern in der Massendemonstration, die allen Arbeitern ungehindert die Teilnahme gestattet Die Arbeitsruhe bedeutet Ausschluss großer Arbeiterschichten von der Maifeier … Die Gewerkschaften sind daher der Meinung, dass die Feier am Abend des 1. Mai an Bedeutung gewinnen würde…" Mit Rücksicht auf die Beschlüsse des internationalen Kongresses jedoch „begnügen sich die Gewerkschaften mit der Erklärung ihres prinzipiellen Standpunktes". Da sich alle von den Organisationen eingebrachten Anträge gegen jede Abschwächung der Maifeier wandten, und auch die Debatte die Ablehnung dieser Resolution befürchten ließ, waren die Führer so klug, die Resolution zurückzuziehen, womit sie die Zurückziehung auch der anderen Anträge erreichten und so die Abstimmung vermieden. (S. Protokoll der Verhandl. d. 5. Kongr. d. Gewerkschaften Deutschlands. Berlin 1905.) [Lenin, Sämtliche Werke, Band 8, Anm. 103]

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