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nationaler Befreiungskampf Irlands

Das Ende der sechziger Jahre war eine Periode einer bisher unerhörten Verschärfung des nationalen Befreiungskampfes Irlands gegen England. An der Spitze dieses Kampfes stand die Partei der sogenannten „Fenier“, die sich am Beginn der sechziger Jahre gebildet hatte und eine halb terroristische Organisation der irländischen kleinbürgerlichen Intelligenz war. Die englische Regierung beantwortete die Bewegung mit Unterdrückungsmaßnahmen. Im Jahre 1865 begannen die Verhaftungen der hervorragenden Führer der Fenierbewegung. Die Fenier organisierten damals den Kampf für die Befreiung ihrer Führer. Es kam zu offenen Revolten. Am 18. September 1867 wurde ein offener Überfall auf einen Arrestantenwagen mit verhafteten Feniern unternommen. Als die Regierung einige Teilnehmer dieses Überfalls hinrichten ließ, organisierten die Fenier die Sprengung einer Mauer des Gefängnisses, in welchem die verhafteten Mitglieder der „Fenierorganisation“ saßen. Schließlich wurde die Bewegung durch grausame Unterdrückungsmaßnahmen niedergeworfen. Gegen 1869 waren bereits alle Führer der Bewegung eingekerkert oder ausgewandert. Mehrere Jahre hindurch war nun die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Frage des Kampfes für die Amnestierung der eingekerkerten Fenier gerichtet. In Irland und London wurden Demonstrationen für die Amnestie veranstaltet. Im englischen Parlament wurden einige Interpellationen zu dieser Frage eingebracht. Einen energischen Kampf für die Amnestie führte auch Marx. In der hier zitierten Resolution des Zentralrates der I. Internationale kommt das Verhalten von Marx zu dieser Frage zum Ausdruck. Gladstone, dessen Verhalten in dieser Resolution gebrandmarkt wird, war der Führer der englischen Liberalen (der „Whigs“). Während des Kampfes für die Amnestie stand er an der Spitze der Regierung. Diese Regierung war im Jahre 1867 gebildet worden, wo die von Gladstone geführten Liberalen die Konservativen (die „Tories“), besiegt hatten. Wenn Marx von dem Auftreten Gladstones zugunsten der amerikanischen Sklavenhalter spricht, so meint er damit das Verhalten Gladstones während des Bürgerkrieges zwischen den sklavenhalterischen Südstaaten und den industriellen Nordstaaten Nordamerikas in den Jahren 1862–1863. Zu dieser Zeit besuchte Gladstone, der damals englischer Finanzminister war, Amerika. Als Liberaler wurde er in den Nordstaaten mit großer Begeisterung empfangen. Er aber hielt bei einem feierlichen Bankett in Newcastle eine Rede, in welcher er die Hoffnung aussprach, dass die sklavenhalterischen Südstaaten siegen werden. Bei den Parlamentswahlen von 1867 hatte Gladstone die Amnestie der Führer des irländischen Aufstandes versprochen, und dieses Versprechen war einer der Punkte des Wahlprogramms Gladstones, der ihm auch den Sieg über die Konservativen und die Übernahme der Regierung sicherte. Trotzdem aber lehnte er lange Zeit hindurch die Amnestie entweder ab, oder er stellte den Insurgenten die Bedingung, sich England bedingungslos unterzuordnen und jedweden Kampf einzustellen. Die Amnestie wurde schließlich nur unter dem Druck der öffentlichen Meinung und jener Agitation gewährt, die sowohl in England als auch außerhalb Englands zu ihren Gunsten geführt wurde. In dieser Agitation spielte unter anderem die ältere Tochter von Marx, Jenny, eine große Rolle, die in der französischen Presse eine Reihe von Artikeln veröffentlichte, in denen alle Schrecken der Behandlung der eingekerkerten Fenier enthüllt wurden. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 125]

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