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Legalisierung der Menschewiki und Sozialrevolutionäre

Es handelt sich hier um die Menschewiki und Sozialrevolutionäre. Auf Beschluss des Allrussischen Zentralexekutivkomitees vom 14. Juni 1918 wurden sie wegen ihrer aktiven Teilnahme an der Organisierung der bewaffneten Konterrevolution und der Intervention aus den Sowjets entfernt.

Gegen Ende des Jahres 1918 bewogen die Erfahrungen des Bürgerkrieges die Mittelbauernschaft und in gewissem Maße auch das städtische Kleinbürgertum, eine Wendung zum Proletariat und zur Unterstützung der Sowjetmacht gegen Konterrevolution und Intervention zu machen. Diese Wendung spiegelte sich in der Partei der Menschewiki und teilweise bei den Sozialrevolutionären darin wieder, dass sie ihre Taktik gegenüber der Sowjetmacht änderten. Die Menschewiki und ein Teil der Sozialrevolutionäre begannen heuchlerisch von einer Unterstützung der Sowjetmacht zu sprechen. Das Zentralkomitee der Menschewiki veröffentlichte sogar entsprechende Thesen und einen Aufruf an die Menschewiki und an „alle demokratischen Elemente“, mit der Aufforderung, die Sowjetmacht zu unterstützen und mit ihr zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig stellten die Menschewiki die Forderung auf, dass „die Tscheka (Außerordentliche Kommission zur Bekämpfung der Spekulation und der Konterrevolution) und ihre Organe liquidiert und der rote Terror eingestellt“ werden solle, d. h. mit anderen Worten, sie forderten die Entwaffnung der Revolution angesichts des vorstoßenden Feindes. Diese neue Taktik der Menschewiki und eines Teils der Sozialrevolutionäre, auf einen Kampf gegen die proletarische Diktatur von den Sowjets heraus berechnet, brachte immerhin den Umstand zum Ausdruck, dass Teile ihrer Anhänger zwischen Revolution und Konterrevolution schwankten. Lenin, der das konterrevolutionäre Wesen dieser Parteien hervorhob, wies gleichzeitig (siehe Artikel „Wertvolle Eingeständnisse Pitirim Sorokins“, sowie „Referat über die kleinbürgerlichen Parteien“) darauf hin, dass es diese Schwankungen für die Revolution auszunutzen gilt. „Wir müssen“ – sagte er – „jene Elemente unter den Schwankenden, die von den Bestialitäten des Imperialismus in unsere Arme getrieben werden, ausnutzen. Und wir werden dies tun. Ihr wisst ausgezeichnet, dass man im Krieg keine Hilfe, selbst nicht eine indirekte Hilfe verschmähen darf. Im Krieg ist selbst die Haltung der schwankenden Klassen von ungeheurer Bedeutung. Je schärfer der Krieg ist, desto mehr Einfluss müssen wir auf die schwankenden Elemente, die zu uns kommen, gewinnen. Daraus folgt, dass die Taktik, die wir ein halbes Jahr lang angewandt haben, entsprechend den neuen Aufgaben gegenüber den verschiedenen Schichten der kleinbürgerlichen Demokratie abgeändert werden muss“

Im Einklang damit hob das Allrussische Zentralexekutivkomitee durch seinen Beschluss vom 30. November 1918 das frühere Dekret über die Entfernung der Menschewiki und der Sozialrevolutionäre aus den Sowjets auf und gestattete ihnen die Aufstellung von Wahllisten zu den Sowjetwahlen sowie die legale Existenz ihrer Parteiorganisationen. Die Menschewiki durften sogar ein gedrucktes Organ „Wsegda Wperjod“ („Immer vorwärts“) herausgeben.

Das war eine neue Prüfung, die die Menschewiki und Sozialrevolutionäre vor den Arbeiter- und Bauernmassen ablegen mussten. Und wenn einzelne Personen aus diesen Parteien sich ernsthaft dem Proletariat zuwandten und ganz zu ihm übergingen, so zeigten sich die beiden Parteien als solche bei dieser Prüfung als Parteien der Konterrevolution. [...] [Ausgewählte Werke, Band 9, Anm. 127]

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