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Gesamtrussischer Bauernbund LW

Gesamtrussischer Bauernbund – revolutionär-demokratische Organisation, die 1905 entstand. Auf dem ersten und dem zweiten Kongress des Bundes, die im August und November 1905 in Moskau stattfanden, wurden das Programm und die Taktik des Bundes ausgearbeitet. Der Bauernbund forderte politische Freiheit und sofortige Einberufung einer konstituierenden Versammlung; er befolgte die Taktik des Boykotts der I. Reichsduma. Das Agrarprogramm des Bauernbundes enthielt die Forderung nach Aufhebung des Privateigentums am. Grund und Boden und nach Übergabe der Kloster-, Kirchen-, Apanage-, Kabinetts- und Staatsländereien ohne Ablösung an die Bauern. In der Politik des Bauernbundes gab es Halbheiten und Schwankungen. Er forderte zwar die Liquidierung des gutsherrlichen Grundeigentums, billigte aber eine teilweise Entschädigung der Gutsbesitzer. Von allem Anfang seiner Tätigkeit an wurde der Bauernbund von der Polizei verfolgt. Ende 1906 löste er sich auf. [Lenin Werke]

Der Allrussische Bauernverband, der in kurzer Zeit die breite Masse der Bauernschaft umfasste, entstand auf Initiative einer Gruppe von Bauern des Moskauer Gouvernements, die am 5./18. Mai 1905 den Beschluss gefasst hatten, einen Verband zur Verteidigung der Interessen der Bauernschaft zu gründen. Der Gründungskongress des Verbandes wurde auf den 31. Juli/13. August und 1./14. August nach Moskau einberufen. Diesem Kongress war der Artikel W. Karpinskis (unterschrieben: W. Kalinin) „Ein Bauernkongress" in Nr. 25 des „Proletarij" vom 3./16. November 1905 gewidmet. In dem Manuskript des Artikels, das erhalten geblieben ist, befinden sich Einfügungen von der Hand Lenins. Zwei von ihnen beziehen sich auf die vom Kongress angenommene Resolution. In der ersten Einfügung heißt es u. a.: „Der Kampf der Bauern für Land und Freiheit ist ein großer Schritt zum Sozialismus, aber er ist bei weitem, bei weitem noch kein Sozialismus." In der zweiten Einfügung wird über die Resolution des Bauernkongresses selbst gesagt: „Eine solche Resolution ist äußerst unbefriedigend. Anstatt einer revolutionären Aufforderung zum Aufstand gibt sie nur liberale Ratschläge allgemeinen Charakters. Anstatt der Organisierung einer revolutionären Partei bedeutet sie nur die Aufführung eines Anbaus zur liberalen Partei. Der Gang der Bewegung selbst wird die liberalen Gutsbesitzer und die revolutionären Bauern unvermeidlich und unausweichlich auseinanderbringen und wir Sozialdemokraten werden für die Beschleunigung dieser Spaltung sorgen." Vom 6./19. bis 10./23. November fand der zweite Kongress statt. Auf diesen beiden Kongressen wurden das Programm und die Taktik des Verbandes ausgearbeitet. Ideologisch stand der Verband stark unter dem Einfluss der Sozialrevolutionäre und ihnen verwandter Gruppen.

Die Zusammensetzung der führenden Organe einerseits und die erdrückende Mehrheit der kleinen Besitzer in den Reihen des Verbandes anderseits drückten allen Kundgebungen des Verbandes den Stempel der kleinbürgerlichen Halbheit, des Schwankens und der Unentschiedenheit auf. Außer der Forderung nach politischen Freiheiten (Presse-, Versammlungs-, Streikfreiheit etc.) und nach Befreiung der wegen ihres Kampfes gegen die Regierung Eingekerkerten, stellte der Verband als Hauptforderung die nach Einberufung einer konstituierenden Versammlung auf Grund des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts mit geheimer Stimmabgabe auf. Den politischen Fragen widmete der Verband sonst im allgemeinen verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit. Die Bodenfrage betrachtet der Verband als die grundlegende Frage. Hier ging er in seinen Forderungen weiter, indem er forderte: 1. Abschaffung des Privateigentums; 2. Übergabe der klösterlichen Apanage-, Kabinetts- und Staatsländereien ohne Ablösung an die Bauern u.a.m. Im November machte der Verband zur Verwirklichung seiner Forderungen folgende Vorschläge: a. von den Eigentümern keinen Boden abzukaufen; b. keinen Boden mehr in Pacht zu nehmen, wenn die Forderungen des Volkes nicht erfüllt werden; c. den landwirtschaftlichen Streik zu erklären, d. h. den Bodenbesitzern keine Arbeitskraft mehr zu stellen; d. Verweigerung der Steuerzahlung und, im äußersten Falle, allgemeiner Volksaufstand. Der Verband sprach sich für den Boykott der Reichsduma aus, erklärte alle, die sich an den Wahlen beteiligen, für Feinde des Volkes und kündigte an, dass nach der Eroberung der Macht durch das Volk alle von der Regierung nach dem 10./23. November aufgenommenen Anleihen annulliert würden usw. Die Halbheit in der Tätigkeit des Verbandes kam darin zum Ausdruck, dass er zugleich mit diesen Forderungen den folgenden Punkt annahm; den privaten Besitzern soll der Boden zum Teil gegen Entschädigung, zum Teil ohne Entschädigung weggenommen werden; dabei wurde auf den Kongressen darüber geredet, dass man auch die Gutsbesitzer nicht dem Hungertode überliefern dürfe usw. Nicht weniger charakteristisch ist auch der Umstand, dass der Verband den Landarbeitern keinerlei Beachtung schenkte. Gegen Ende des Jahres 1906 verlor der Verband seine Bedeutung und seine Rolle ging an die Trudowaja-Gruppe über. Das ganze Büro und ein Teil der Komiteemitglieder wurden schon im November 1905 verhaftet, die übrigen gingen teils ins Ausland, teils setzten sie ihre Arbeit illegal fort.

In seiner Broschüre „Der Sieg der Kadetten und die Aufgabe der Arbeiterpartei" (IX. Band der „Sämtlichen Werke") charakterisiert Lenin die Rolle und die Bedeutung des Bauernverbandes folgendermaßen: „Der Bauernverband wuchs in der Periode des revolutionären Feuers mit märchenhafter Schnelligkeit. Er war eine wirkliche Volks- und Massenorganisation, die freilich eine Reihe von bäuerlichen Vorurteilen teilte und den kleinbürgerlichen Illusionen des Bauern unterlagen (so wie ihnen auch unsere Sozialrevolutionäre unterliegen), aber unbedingt eine ,urwüchsige' reale, im Grunde unbedingt revolutionäre Massenorganisation, die fähig war, wirklich revolutionäre Kampfesmethoden anzuwenden, die die Entfaltung der politischen Schaffenskraft der Bauernschaft nicht behinderte, sondern förderte und die die Bauern selbst, mitsamt ihrem Hass gegen die Beamten und Gutsbesitzer, auf die Bühne der Geschehnisse brachte und nicht Halbintellektuelle, die so oft dazu neigen, allerhand Pläne von Kompromissen zwischen der revolutionären Bauernschaft und den liberalen Gutsbesitzern zu erfinden." [Lenin, Sämtliche Werke, Band 8, Anm. 79]

Der Gesamtrussische Bauernverband, der in kurzer Zeit die breite Masse der Bauernschaft umfasste, entstand auf Initiative einer Gruppe von Bauern des Moskauer Gouvernements. Der Gründungskongress des Verbandes wurde auf den 31. Juli/13. August und 1./14. August) nach Moskau einberufen. Vom 6./19. bis 10./23. November fand der zweite Kongress statt. Auf diesen beiden Kongressen wurden das Programm und die Taktik des Verbandes ausgearbeitet. Ideologisch stand der Verband stark unter dem Einfluss der Sozialrevolutionäre und ihnen verwandter Gruppen. Außer der Forderung nach politischen Freiheiten (Presse-, Versammlungs-, Streikfreiheit etc.) und nach Befreiung der wegen ihres Kampfes gegen die Regierung Eingekerkerten, stellte der Verband als Hauptforderung die nach Einberufung einer konstituierenden Versammlung auf Grund des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts mit geheimer Stimmabgabe auf. Den politischen Fragen widmete der Verband sonst im Allgemeinen verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit. Die Bodenfrage betrachtete der Verband als die grundlegende Frage. Er forderte: 1. Abschaffung des Privateigentums; 2. Übergabe der klösterlichen, Apanage-, Kabinetts- und Staatsländereien ohne Ablösung an die Bauern u. a. m. Im November machte der Verband zur Verwirklichung seiner Forderungen die folgenden Vorschläge: a. den Eigentümern keinen Boden abzukaufen; b. keinen Boden mehr in Pacht zu nehmen, wenn die Forderungen des Volkes nicht erfüllt werden; c. den landwirtschaftlichen Streik zu erklären, d. h. den Grundherren keine Arbeitskraft mehr zu stellen; d. Verweigerung der Steuerzahlung und, im äußersten Falle, allgemeiner Volksaufstand. Der Verband sprach sich für den Boykott der Reichsduma aus, erklärte alle, die sich an den Wahlen beteiligen, für Feinde des Volkes und kündigte an, dass nach der Eroberung der Macht durch das Volk alle von der Regierung nach dem 10./23. November aufgenommenen Anleihen annulliert würden usw. Die Halbheit in der Tätigkeit des Verbandes kam darin zum Ausdruck, dass er zugleich mit diesen Forderungen den folgenden Punkt annahm: den privaten Besitzern soll der Boden zum Teil gegen Entschädigung, zum Teil ohne Entschädigung weggenommen werden. Nicht weniger charakteristisch ist auch der Umstand, dass der Verband den Landarbeitern keinerlei Beachtung schenkte. Gegen Ende des Jahres 1908 verlor der Verband seine Bedeutung, und seine Rolle ging an die „Arbeitsgruppe“ über. Das ganze Büro und ein Teil der Komiteemitglieder wurden schon im November 1905 verhaftet, die übrigen gingen teils ins Ausland, teils setzten sie ihre Arbeit illegal fort. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 3, Anm. 61]

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