Redaktion 19171128 Zur Friedenskundgebung des Kongresses der Arbeiter- u. Soldatendelegiertenräte

Redaktion: Zur Friedenskundgebung des Kongresses der Arbeiter- u. Soldatendelegiertenräte

[Nach Bote der Russischen Revolution. Organ der ausländischen Vertretung des Zentralkomitees der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (Bolschewiki) Nr. 11, 28. Nov. 1917, S. 6]

In der Sitzung des Kongresses am 8 November, gab Genosse Lenin folgende Erläuterung zum Texte der bekannten Friedenskundgebung:1 wir schlagen dem Kongress vor, die Kundgebung anzunehmen. Wir wenden uns ebenso an die Regierungen, wie an die kriegführenden Völker, denn eine Kundgebung, die sich nur an die Völker wenden würde, könnte die Verlängerung des Krieges zur Folge haben. Die Friedensbedingungen, die während des Waffenstillstandes besprochen, sollen der Konstituierenden Versammlung zur Sanktionierung vorgelegt werden. – Die lange Frist haben wir vorgeschlagen, damit die Völker möglichst lange von der blutigen Schlächterei ruhen. Die Friedensvorschläge, werden auf den Widerstand der imperialistischen Regierungen stoßen, das verhehlen wir uns nicht. Wir hoffen aber auf die in allen Ländern nähende Revolution, deswegen wenden wir uns mit besonderem Nachdruck an die Arbeiter Frankreichs, Englands, Italiens und Deutschlands."

Lenin spricht weiter seine Überzeugung aus, dass die am 6 November stattgefundene Revolution, die Ära der Revolutionen in Europa eröffnet und das die Arbeiterbewegung in Namen des Friedens und des Sozialismus überhandnehmen und den Weg zum Siege bahnen wird.

Als einer der Delegierten darauf hinwies, das es ein Widerspruch ist, wenn man in der Kundgebung bestimmte Friedensbedingungen proklamiert und zugleich sagt, dass man bereit, sei auch andere Friedensvorschläge zu diskutieren, erwidert Lenin:

Wir wollen einen gerechten Frieden und schrecken nicht vor einem revolutionären Krieg zurück. Es ist möglich, dass die Regierungen uns keine Antwort geben werden, alle aber sollen wissen, dass wir keine Ultimata den Regierungen stellen, die ihnen erleichtern würden, eine verneinende Antwort auf unseren Vorschlag zu geben. Wir sind bereit einen jeden ihrer Vorschläge zu erwägen, d. h. aber nicht, dass wir bereit sind jeden Vorschlag anzunehmen. Es gibt Friedensvorschläge, für die wir bis zu Ende kämpfen werden, es gibt aber auch solche, derentwegen wir vielleicht den Krieg nicht führen wollen werden. Wir tun alles um den Frieden zu beschleunigen und alles um die Friedensbedingungen aller Kriegführenden zu erfahren. Wir sind bereit alle diese Bedingungen zu erwägen."

Zu den anderen Punkten der Kundgebung übergehend weist Lenin darauf hin, dass der Punkt, der sich auf die Aufhebung der Geheimverträge bezieht, nur diejenigen Verträge im Auge hat, welche Annexionen und Kontributionen bezwecken, nicht aber die Handelsverträge: die letzteren bleiben in Kraft.

Lenin kommt dann auf den Waffenstillstand zurück. Er unterstreicht, dass der Waffenstillstand allen Völker vorgeschlagen sein wird. Die Frist ist so lange bemessen, damit den Volksvertretern in allen Ländern die Möglichkeit gegeben sei, die Friedensbedingungen auszuarbeiten. Sollte seitens der kriegführenden Länder ein Vorschlag auf kürzere Waffenstillstandsfrist gemacht werden, so muss die zukünftige Regierung auch diesen Vorschlag annehmen…

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