Die Diskussion über die nationale Frage in der „Neuen Zeit“ 1896 wurde durch einen Artikel von Rosa Luxemburg „Die neuen Strömungen in der polnischen sozialistischen Bewegung in Deutschland und Österreich“ („Die Neue Zeit“ Nr. 32 vom 26. April 1896 und Nr. 33 vom 6. Mai 1896) eingeleitet, der sich gegen die nationalistischen Sozialisten, die PPS-Leute, richtete. Rosa Luxemburgs Haupteinwand war, dass infolge des Anwachsens der ökonomischen Bindungen zwischen den einzelnen Teilen des früheren Polen und den Aufteilungsmächten die Frage der Wiederherstellung Polens nicht mehr aktuell sei. Die Aufgabe der polnischen Sozialdemokratie sei vielmehr die Koordinierung ihrer taktischen Linie mit der jener sozialdemokratischen Parteien, in dessen Lande die polnische Bevölkerung lebt, wobei Rosa Luxemburg auf die Notwendigkeit hinwies, z. B. in Österreich den Kampf der österreichischen Sozialdemokratie für das allgemeine Wahlrecht zu unterstützen. In Nr. 37 (vom 3. Juni 1896) erschien dann eine Erwiderung von Häcker „Der Sozialismus in Polen“, der den Vorwurf patriotischer Einstellung zu widerlegen versuchte und die Vereinigung aller polnischen sozialistischen Parteien (in Russland, Deutschland und Österreich) in einer Partei forderte. Darauf
folgte ein Artikel Rosa Luxemburgs „Der
Sozialpatriotismus in Polen“ („Die Neue Zeit“ Nr. 41 vom 1.
Juli 1896) und als Abschluss der Diskussion ein Artikel Kautskys
„Finis
Poloniae?“
(Nr. 42 und 43 vom 7. und 15. Juli 1896), in dem sich Kautsky mit der
Behauptung Rosa Luxemburgs solidarisierte, dass nur der Sieg der
Demokratie in Russland die Unabhängigkeit Polens sichern kann, sich
aber entschieden gegen ihre Behauptung wandte, dass die polnische
Sozialdemokratie die Forderung der Unabhängigkeit Polens nicht
aufstellen dürfe. Kautsky schließt seinen Artikel mit der Betonung
der Notwendigkeit der Wiederherstellung Polens, da dies erstens
gerecht sei und zweitens der zaristischen Reaktion einen Schlag
versetze. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 19, Anm. 113] |
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