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Aufstand von 1885

Aufstand von 1885 - Mit dem Beschluss des Berliner Kongresses von 1878 wurde Ostrumelien der Souveränität der Türkei unterstellt, erhielt aber eine autonome Struktur, einen christlichen Generalgouverneur und ein Repräsentantenhaus mit legislativen Funktionen. Diese zweideutige Position der Provinz konnte weder die Türkei noch Bulgarien befriedigen; gleichzeitig stellte die Zunahme des bürokratischen Apparats eine noch größere Belastung für die Bauern in Ostrumelien dar als vor dem „Befreiungskrieg". Nach einer Reihe von lokalen Aufständen rebellierte die Bevölkerung der Dörfer um Filippopol, aufgestachelt von speziell entsandten Abgesandten des bulgarischen Fürstentums, gegen den Generalgouverneur und forderte eine Verbindung mit Bulgarien (18. September 1885). Eine Schar von Bauern zog in die Stadt, wo sich ein Teil der Rumelischen Landwehr anschloss. Der Palast des Generalgouverneurs (Krestovic) wurde umzingelt, der Generalgouverneur selbst verhaftet, und die Aufständischen kündigten mit der Sanktionierung des bulgarischen Fürsten Alexander Battenberg die Annexion Ostrumeliens an Bulgarien an. Dieser Akt führte zu großer Unzufriedenheit bei Bulgariens „Patronin“ – Russland, das befürchtete, dass die Verletzung des Berliner Vertrages zu einem europäischen Krieg führen würde, sowie bei Österreich, das eine solche Stärkung Bulgariens nicht wollte. Die russische Regierung zog ihre Offiziere aus Protest aus Bulgarien zurück, und Österreich ließ Serbien Bulgarien angreifen. Erst nach dem Ende des bulgarisch-serbischen Krieges wurde der Konflikt durch die Unterzeichnung eines Vertrages am 1. Februar 1886 beigelegt, der Ostrumelien formell unter türkischer Souveränität beließ, aber der Sultan ernannte einen bulgarischen Fürsten als Generalgouverneur Ostrumeliens, dessen Befugnisse alle fünf Jahre erneuert werden. Seitdem war Ostrumelien zu einem untrennbaren Teil Bulgariens geworden. [Trotzki, Sotschinenija, Band 6, S. 453 f.]

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