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Mongolei 1911/12

Die Mongolei befand sich zu jener Zeit unter chinesischer Herrschaft. Das chinesische Handelskapital beutete die Bevölkerung der Mongolei auf dem Wege wucherischer Operationen in der räuberischsten Weise aus. Außerdem arbeitete die Pekinger Regierung gerade am Vorabend der Revolution von 1911 zum Zwecke der Befestigung ihrer Herrschaft einen umfangreichen Plan der Kolonisierung der Mongolei durch Chinesen aus und begann diesen Plan durchzuführen. Das alles rief eine nationale Bewegung in der Mongolei gegen China hervor. Die zaristische Regierung beschloss, diese Bewegung zu benützen, um die Mongolei von China loszureißen und an Russland anzugliedern. Zu diesem Zwecke unterstützte sie im Herbst 1910 den mongolischen Freischarenführer Bair-Toktocho, der den Aufstand gegen China inszenierte, gewährte ihm Zuflucht auf russischem Gebiete und alle Möglichkeiten für Überfälle auf die in der Mongolei lebenden Chinesen und für die Propaganda der Loslösung der Mongolei von China. Als im Ergebnis dieser Propaganda die Fürsten und die Lamas (Geistliche) der Mongolei im Sommer 1911 von ihrem Kongress in Urga eine Abordnung nach Petersburg schickten mit der Bitte um das Eingreifen Russlands in die mongolischen Angelegenheiten, erhielt diese Abordnung das Versprechen der Unterstützung und der Hilfe. Im Herbst desselben Jahres nahmen die Fürsten und die Lamas (die Geistlichkeit) der Mongolei den Ausbruch der Revolution in China zum Anlass, und erklärten die Unabhängigkeit der Äußeren Mongolei. Die zaristische Regierung beeilte sich sofort, ihre Positionen in der Mongolei zu stärken. Am 21. Oktober/3. November 1912 wurde mit der neuen mongolischen Regierung ein Vertrag abgeschlossen, in welchem Russland seine Hilfe gegen die Chinesen versprach und dafür eine ganze Reihe von Rechten und Vorzügen zuerkannt erhielt (Recht des zollfreien Handels, des freien Kaufs und der freien Pacht von Böden, der freien Viehweide, der freien Benutzung der Wiesen, das Recht des Fischfangs, der Jagd usw.). Diese ganze Unterstützung der nationalen Bewegung im Interesse der russischen herrschenden Klasse nannte Lenin die „zärtliche Umarmung“ der Mongolei durch Russland. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 136]

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