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Parteitag der deutschen Sozialdemokratie in Jena 1905

Der Jenaer Parteitag der deutschen Sozialdemokratie fand vom 17. bis 23. September 1905 statt. Die Tagesordnung war: 1. Parteiorganisation; 2. Geschäftsbericht des Vorstandes; 3. Bericht der Kontrollkommission; 4. Bericht über die parlamentarische Tätigkeit; 5. Maifeier; 6. Der politische Massenstreik und die Sozialdemokratie. Die beiden letztgenannten Fragen standen im Mittelpunkte des Interesses des Parteitags. In der von Bebel vorgelegten und mit 287 gegen 14 Stimmen bei 2 Stimmenenthaltungen angenommenen Resolution heißt es: „Als eines der wichtigsten Kampfmittel… betrachtet gegebenenfalls der Parteitag die umfassendste Anwendung der Massenarbeitseinstellung." (Protokoll, S. 143.) Die Frage der Maifeier wurde im Geiste der früheren Parteitage gelöst, d. h. ohne jede Abschwächung ihres politischen und internationalen Charakters. Der Parteitag nahm auch ein neues Organisationsstatut der Partei an (Protokoll, S. 99). Als Grundlage der Parteiorganisation werden darin die örtlichen Sozialdemokratischen Vereine in den Wahlkreisen bezeichnet, die alle Mitglieder der einzelnen Orte umfassen und sich zu Bezirksverbänden und Landesorganisationen zusammenschließen. Der Parteitag nahm auch einige Resolutionen an, in denen er seine Solidarität mit der internationalen Arbeiterbewegung unterstrich: Sympathieerklärungen für das kämpfende englische und französische Proletariat, eine Begrüßung an das russische Proletariat u. ä. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 8, Anm. 101]

Auf dem Jenaer Parteitag (17.–23. September 1905) änderte die deutsche Sozialdemokratie, hauptsächlich wohl unter dem Einfluss des Kampfes des russischen Proletariats, ihre scharf ablehnende Haltung zur Losung des Generalstreiks und anerkannte, dass dieser unter gewissen Umständen auch in Deutschland anwendbar sei. Darüber heißt es im Punkt 1 der vom Parteitag angenommenen Resolution über den politischen Massenstreik wie folgt:

„… Der Parteitag erklärt, dass es namentlich im Falle eines Anschlages auf das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht oder das Koalitionsrecht die Pflicht der gesamten Arbeiterklasse ist, jedes geeignet erscheinende Mittel zur Abwehr nachdrücklich anzuwenden.

Als eines der wirksamsten Kampfmittel, um ein solches politisches Verbrechen an der Arbeiterklasse abzuwehren oder um sich ein wichtiges Grundrecht für ihre Befreiung zu erobern, betrachtet gegebenenfalls der Parteitag die umfassendste Anwendung der Massenarbeitseinstellung."

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