Die Drei Balkankriege, von denen Lenin spricht, spielten sich in den Jahren 1912 bis 1913 ab. Der erste begann am 22. Oktober 1912 und wurde durch den Waffenstillstand vom 4. Januar 1913 unterbrochen. Der zweite begann am 12. Februar 1913 infolge des Bruchs des Waffenstillstandes und dauerte bis zum 27. Mai 1913. Der dritte Balkankrieg dauerte vom 13. Juli bis zum 23. August 1913. Die ersten beiden Feldzüge wurden von den kleinen Balkanstaaten (Bulgarien, Serbien, Griechenland und Montenegro) gegen die Türkei geführt. Der dritte Balkankrieg wurde zwischen Bulgarien einerseits und Rumänien, Griechenland und Serbien anderseits geführt. In den ersten beiden Balkankriegen ging der Streit um Mazedonien. Die Balkanstaaten setzten sich das Ziel, Mazedonien von der Türkei loszulösen und unter sich aufzuteilen. Der dritte Balkankrieg wurde nach der Niederlage der Türkei um die Teilung der Beute geführt. In diesen Kriegen gab es unbedingt Elemente des nationalen Befreiungskrieges. Die Politik der europäischen Großmächte hatte in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts die nationalen Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel derart durcheinander gebracht, dass es beliebig viele Vorwände zu „Grenzberichtigungen“ geben konnte. In einem seiner Artikel warnte Lenin vor der Überschätzung dieses Moments. Er schrieb: „Die bürgerlichen Zeitungen, von den ,Nowoje Wremja' bis zur ,Rjetsch', schreiben von der nationalen Befreiung am Balkan, lassen aber die ökonomische Befreiung im Dunkeln. In Wirklichkeit ist aber die ökonomische die Hauptsache“ (siehe den Artikel „Die soziale Bedeutung der serbisch-bulgarischen Siege“). Objektiv stand in allen Balkanstaaten die Aufgabe der ökonomischen Befreiung der Bauernschaft aller Nationen von der Herrschaft der Großgrundbesitzer auf der Tagesordnung. Besonders scharf war diese Frage in Mazedonien gestellt, wo die Großgrundbesitzer Türken und die Bauern Slawen waren. Die Verjagung der Türken aus Mazedonien war daher eine revolutionäre Aufgabe: „… die Siege der Serben und der Bulgaren bedeuten die Untergrabung der Herrschaft des Feudalismus in Mazedonien, sie bedeuten die Schaffung einer mehr oder weniger freien Klasse grundbesitzender Bauern, sie bedeuten die Sicherung der ganzen sozialen Entwicklung der Balkanländer, die durch die absolutistischen und fronwirtschaftlichen Verhältnisse aufgehalten worden sind“ (Lenin in demselben Artikel). [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 118]

Der zweite Balkankrieg fand vom 29. Juni bis 10. August 1913 statt