Auf
dem Gründungskongress des Eisenbahnerverbandes, der am 20. und 21.
April (alten Stils) 1905 in Moskau stattfand und nur aus Angestellten
bestand (es nahm ein einziger Arbeiter an ihm teil) erhielten die
Sozialrevolutionäre
das Übergewicht, die bestrebt waren, dem Verbände nach außen hin
den Charakter einer unparteilichen Organisation zu verleihen. Im Juli
1905 fand der II. Kongress statt, auf welchem wiederum die
Sozialrevolutionäre überwogen. Auf dem Kongress trat ein Vertreter
der PPS
auf und verlangte im Namen einer Reihe von Delegierten eine
Abänderung der Resolution über die nationale Frage im Geiste der
PPS. Der Antrag der PPS wurde infolge der Unterstützung durch die
Sozialrevolutionäre entgegen dem Protest der sozialdemokratischen
Delegierten angenommen. Die Sozialrevolutionäre begründeten ihre
Haltung damit, dass „der Verband … sich nicht auf einen
engparteilichen sozialdemokratischen Standpunkt stellen darf".
Die Vertreter dreier Eisenbahnlinien, eine Reihe von Delegierten und
Mitgliedern des Zentralbüros der Eisenbahner, Sozialdemokraten und
Parteilose, erklärten ihren Austritt aus dem Verbande zum Protest
gegen die Taktik der Sozialrevolutionäre und der mit ihnen
verbündeten Anhänger der PPS, die im Verband offen ihre Parteilinie
durchzusetzen suchten. Nach dem Kongress sprach sich eine Reihe von
Eisenbahnlinien gegen das Bestehen des Zentralbüros aus. Immer mehr
und mehr Organisationen von klassenbewussten Eisenbahnern, die unter
dem Einfluss der Sozialdemokratie standen, traten aus dem Verbande
aus. Auf diese Weise bestanden zur Zeit der Revolution von 1905 auf
den Eisenbahnen in Russland in Wirklichkeit parallele
Gewerkschaftsverbände. [Band 17] |
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