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7. Kongress des „Bund"

Der 7. Kongress des „Bund" fand Ende August 1906 in Lemberg statt. Anwesend waren 68 Delegierte, die 22.783 Parteimitglieder vertraten, und 26 Personen mit beratender Stimme, unter denen sich auch 2 Vertreter vom Zentralkomitee der SDAPR befanden. Auf dem Kongress wurde die Frage der Verschmelzung mit der SDAPR entschieden, wobei sich der Kongress mit zwei Dritteln der Stimmen für den Beitritt des „Bund" zur SDAPR auf der Grundlage des vom Stockholmer Parteitag angenommenen Statuts aussprach. Der Kongress des „Bund" hob jedoch bei der Annahme der Resolution über die Verschmelzung sein Nichteinverständnis mit dem nationalen Programm der SDAPR hervor: „Der Kongress erklärt, dass der ,Bund', der der SDAPR beitritt und ihr Programm annimmt, in der nationalen Frage sein eigenes Programm beibehält und dass dieses vom 6. Kongress des ,Bund' angenommene Programm nur durch den Kongress des ,Bund' abgeändert oder abgeschafft werden kann." Weiter nahm der Kongress eine Resolution über die Taktik der Partei, über die Partisanenaktionen und über das Organisationsstatut an. Wegen Zeitmangels wurde die Frage der Gewerkschaftsverbände abgesetzt. Die vom Kongress angenommenen Resolutionen geben keine Möglichkeit, den „Bund" dieser Periode restlos einer der zwei Hauptfraktionen der SDAPR zuzuzählen – den Bolschewiki oder den Menschewiki. So z. B. rücken die Bundisten in ihrer taktischen Resolution von den Menschewiki ab, soweit sie Nachdruck auf den außerparlamentarischen Kampf legen, andererseits sprechen sie sich, im Widerspruch zu ihrer eigenen prinzipiellen Beurteilung der damaligen Lage, kategorisch gegen die Partisanenaktionen aus. In ihrer praktischen Politik glitten die Bundisten nach dem Kongress unaufhaltsam zum Menschewismus ab. Deshalb ist der 6. Kongress des „Bund" in die Geschichte des Parteikampfes eingegangen als der Rubikon, nach dessen Überschreitung der „Bund" unter Führung von Abramowitsch (Rein) endgültig in allen Fragen der Politik die menschewistische Bahn betrat und z. B. auf der Allrussischen Konferenz zusammen mit den Menschewiki für Blocks mit den konstitutionellen Demokraten bei den Wahlen zur zweiten Reichsduma stimmte (siehe den Artikel von M. Rafes: „Der Bund" in der „Großen Sowjetenzyklopädie").

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