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Kautsky 1902 über Krieg und Revolution

In seiner Broschüre „Die soziale Revolution", erster Teil (Berlin 1902; eine russische Übersetzung dieser Broschüre unter Lenins Redaktion erschien 1903), schreibt Karl Kautsky: „… Aber selbst wenn eine Revolution nicht ein Mittel zum Zweck, sondern ein Endzweck wäre, der um jeden Preis, auch den blutigsten, nicht zu teuer erkauft wäre, könnte man nicht einen Krieg als Mittel wünschen, die Revolution zu entfesseln. Denn er ist das irrationellste Mittel zu diesem Zweck. Eine feindliche Invasion bringt so entsetzliche Zerstörungen mit sich, schafft so ungeheuerliche Anforderungen an den Staat, dass sie eine Revolution, die aus ihr entspringt, aufs Schwerste mit Aufgaben belastet, die dieser nicht eigentümlich sind und die vorübergehend fast alle ihre Mittel und Kräfte absorbieren. Dabei fällt eine Revolution, die aus einem Kriege entspringt, mitunter mit einem Versagen der revolutionären Kräfte zusammen, wenn diese durch den Krieg vorzeitig zur Lösung von Aufgaben berufen wird, für die sie noch zu schwach ist. Der Krieg selbst kann diese Schwäche noch steigern, schon durch die Opfer, die er mit sich bringt, wie durch die moralische und intellektuelle Degradierung, die ein Krieg meist hervorruft. Also enorme Vermehrung der Aufgaben des revolutionären Regimes und gleichzeitige Schwächung seiner Kräfte." [Lenin, Sämtliche Werke, Band 7, Anm. 107]

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