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Bezeichnung „sozialdemokratisch" unpassend

Die „populäre Wiederholung“ der Marxschen „wissenschaftlichen Begründung“, warum die Bezeichnung „sozialdemokratisch" für die Arbeiterpartei nicht geeignet sei, befindet sich in dem 1894 geschriebenen Vorwort von Engels zu einer Sammlung seiner Aufsätze aus den 70er Jahren (unter dem Gesamttitel „Internationales aus dem »Volksstaat' “). Dort schreibt Engels über die Bezeichnung der deutschen Partei als sozialdemokratische: „Für mich und Marx war … es rein unmöglich, einen Ausdruck von solcher Dehnbarkeit zu wählen. Heute ist das anders, und so mag das Wort passieren, so unpassend es bleibt für eine Partei, deren ökonomisches Programm nicht bloß allgemein sozialistisch, sondern direkt kommunistisch und deren politisches Endziel die Überwindung des ganzen Staates, also auch der Demokratie ist.“ Bei diesen Worten von Engels verweilt Lenin ausführlich in § 6 des IV. Kapitels seiner Arbeit „Staat und Revolution“. Eine wissenschaftliche Begründung dafür, dass die Bezeichnung „sozialdemokratisch“ für eine proletarische Partei nicht zutreffend ist, nennt Lenin jenen Teil der „Kritik des Gothaer Programms“ von Marx, wo dieser zeigt, dass eine proletarische Partei auf Grund ihres ökonomischen Programms eine kommunistische ist und in ihren politischen Zielen über die Demokratie hinausgeht – durch die Diktatur des Proletariats hindurch zum Absterben jedweden Staates zugleich mit der Abschaffung der Klassen. Diese Programmkritik schrieb Marx aus Anlass des Entwurfs eines Programms der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, das dem Gothaer Parteitag von 1875 vorgelegt wurde. Auf diesem Parteitage vollzog sich die Vereinigung der Anhänger des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (Lassalleaner) und der Sozialdemokratischen Partei (die 1869 von Bebel und Liebknecht auf dem Parteitag zu Eisenach gegründet wurde, weshalb man ihre Anhänger als die „Eisenacher“ bezeichnete). Trotz der Kritik von Marx blieben in dem vom Vereinigungsparteitag beschlossenen Programm eine Reihe von Fehlern, Zugeständnissen an die Lassalleaner, vor allem einige unmarxistische Sätze über den Staat, über den Übergang zum Sozialismus auf dem Wege der Arbeiterproduktivgenossenschaften mit Hilfe von Krediten des „freien Staates“, d. h. des bürgerlichen Staates, usw. stehen. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 6, Anm. 34]

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