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Freidenker

Partei der „Freidenker" – eine typische Intellektuellen-Gruppierung, entstanden im November 1905, die, obwohl sie den Sozialisten nahezustehen vorgab, nicht nur auf dem Boden der kapitalistischen Verhältnisse verblieb, sondern sogar in das Lager der feudalherrschaftlichen Elemente abglitt. So forderte die Partei z. B. die Errichtung einer „demokratischen konstitutionellen Monarchie", da „die Idee des Zaren, als eine Idee der höchsten Gerechtigkeit und Macht des Staates, gegenwärtig tiefe Wurzeln in den Volksmassen" habe; sie unterstützte die Idee der panslawischen Vereinigung und „Befreiung" aller christlichen Völker der Türkei usw.

Das Agrarprogramm der „Freidenker" war insofern fast restlos von den konstitutionellen Demokraten abgeschrieben, als es betonte, dass die Enteignung des Grund und Bodens „erfolgen wird auf der Grundlage gerechter, auf der Bestimmung des wirtschaftlichen Bodenertrags beruhender Kompensierung des den Besitzern zugefügten Schadens". Dabei sollte die Höhe der Kompensationen bestimmt werden durch besondere, von den Semstwoversammlungen, d. h. im Grunde von den Grundbesitzern zu wählende Kommissionen.

Im Gegensatz zur Sozialdemokratie erklärte die Partei, dass sie „nicht nur die Interessen des einzelnen proletarischen Arbeiters berücksichtige, sondern die aller benachteiligten Massen der Bevölkerung im Auge habe". Die Partei unterschied sich von den Sozialdemokraten auch in den zur Erreichung der Endziele anzuwendenden Mitteln. „Während die Sozialdemokraten die soziale Revolution anstreben und die politische Revolution, die Eroberung der Diktatur durch das Proletariat als eine unerlässliche Voraussetzung des Erfolges betrachten, sprechen sich die Freidenker entschieden gegen jegliche Diktatur aus."

Selbständige Bedeutung hat die Partei nicht erlangt. Bei den Wahlen schwankte sie zwischen den konstitutionellen Demokraten und den Sozialdemokraten. Sie verschwand von der Bildfläche nach der Auseinanderjagung der zweiten Duma.

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