Glossar‎ > ‎

Partei der friedlichen Erneuerung

Mirnoobnowlenzi" – „Partei der friedlichen Erneuerung" – entstand 1906 in der ersten Reichsduma aus liberalen Provinzabgeordneten (I. N. Jefromow, M. E. Schurawski), rechten konstitutionellen Demokraten (N. N. Lwow) und einigen Mitgliedern des „Verbandes des 17. Oktober", der das Bestehen einzelner Gruppen und Parteien in seinen Reihen zuließ. Das Programm der neuen Partei stand dem Programm der Oktobristen in der ersten Periode ihrer Entwicklung (bis zum September 1906) derart nahe, dass das Zentralkomitee des „Verbandes des 17. Oktober" beschloss, den Aufruf der friedlichen Erneuerer zu verbreiten und sich mit der Gegenüberstellung beider Programme zwecks Verschmelzung der Parteien zu befassen. Allein der Akt der Regierung vom 6. September (24. August) 1906 (siehe Ein neuer Staatsstreich in Sicht!“), die einen scharfen und entschlossenen Kurs auf die Liquidierung aller Zugeständnisse an die Revolution einschlug, änderte die Beziehungen der beiden Parteien zueinander. Die Oktobristen traten restlos für das Kabinett Stolypin ein und nahmen entsprechende Änderungen an ihrem Programm, besonders in der Agrarfrage, vor. Die friedlichen Erneuerer dagegen versuchten, sich ihre alten prinzipiellen Positionen zu erhalten, forderten von der Regierung die Erfüllung aller Versprechungen des Manifestes vom 17. Oktober und hielten es für notwendig, nicht haltzumachen vor der „Zulässigkeit der Zwangsenteignung der erforderlichen Menge im Privatbesitz befindlicher Ländereien zwecks Schaffung eines festen bäuerlichen Grundbesitzes". Gerade in dieser, in der Periode der Revolution höchst wichtigen Frage, kam es denn auch zur Trennung zwischen den Oktobristen, die das Stolypinsche Agrarprogramm annahmen, und den friedlichen Erneuerern, für die die Anerkennung des Prinzips der Enteignung, wenn auch in sehr beschränktem Umfang, der im Privatbesitz befindlichen Ländereien im Programm das letzte Mittel war, um breitere Gruppen der Bourgeoisie in ihrer Gefolgschaft zu erhalten.

Die Führer der „Partei der friedlichen Erneuerung" waren: Graf P. A. Heiden, N. N. Lwow (früher konstitutioneller Demokrat), später D. N. Schipow und M. A. Stachowitsch, die mit dem „Verband des 17. Oktober", dessen Mitglieder sie waren, brachen. In dem Aufruf vor den Wahlen zur zweiten Reichsduma betonte die neue Partei, die „Partei der friedlichen Erneuerung", dass sie sich von den anderen konstitutionellen Parteien, denen sie, was ihr Programm anbelangt, nahestehe, in der Hauptsache durch die Besonderheit ihrer Taktik unterscheide: dadurch, dass sie keinerlei Abkommen mit den Extremen dulde und gleichzeitig unversöhnlich oppositionell gegen jegliche antikonstitutionelle Regierung sei. Der Partei schlossen sich Fürst E. N. Trubetzkoi, P. P. Rjabuschinski, Fürst G. N. Trubetzkoi usw. an

In der ersten Reichsduma hatte die Partei 29 Abgeordnete, „die sowohl der Reaktion als auch der Revolution feindlich geblieben waren und breite demokratische Reformen, aber auf friedlichem Wege anstrebten". Faktisch haben die friedlichen Erneuerer in der ersten Duma, in der es keine Rechten gab, die Rolle einer Regierungspartei gespielt.

In der zweiten Duma hatte die Partei bei den Wahlen keinen Erfolg, da die Hauptmasse der Großbourgeoisie in den Oktobristen entschiedenere Wortführer fanden, die energischer gegen die Revolution und für die Reaktion eintraten. [Band ?]

Meone" – „Partei der friedlichen Erneuerung" – (so genannt nach den Anfangsbuchstaben der Worte „Mirnoje Obnowlenije" – friedliche Erneuerung) entstand 1906 aus linken Oktobristen (Graf Heyden, M. Stachowitsch), denen sich auch rechte Kadetten (Fürst E. Trubezkoi, N. N. Lwow) anschlossen. Formell entstand die Partei unmittelbar nach der Auflösung der ersten Duma, in der die Gruppe der „linken" Oktobristen, die später den Kern der „Partei der friedlichen Erneuerung" bildete, bestrebt war, die Rolle der Regierungspartei zu spielen, und an der Spitze des rechten Dumaflügels stand.

Die erste Zeit nach ihrer Entstehung brach die Partei ihre organisatorischen Verbindungen mit den Oktobristen nicht ab. Sie betrachtete die Auflösung der ersten Duma als einen durchaus verfassungsmäßigen Akt, und auch die Oktobristen-Partei unterstützte eine Zeitlang ihren Standpunkt.

Die Scheidung von den Oktobristen vollzog sich nach der Einführung der Feldkriegsgerichte am 24. August 1906. Die Oktobristen benutzten die Gelegenheit, um sich in deutlicher Form mit der Regierung zu solidarisieren. Die „Partei der friedlichen Erneuerung" war gegen die Einführung der Feldkriegsgerichte und gegen die vorbehaltlose Anerkennung der Stolypinschen Agrarpolitik. Sie zerfiel bald, und ihre Führer bildeten zusammen mit der Demokratischen Reformpartei die Progressisten-Fraktion der III. und IV. Duma. Presseorgan der „Partei der friedlichen Erneuerung" war „Moskowskij Jeschenedelnik" („Moskauer Wochenblatt" 1907). [Band 12]

Die „Partei der friedlichen Erneuerung“ entstand im Jahre 1906 in der ersten Reichsduma und war eine kleine liberale Gruppe, die noch gemäßigter war als die Kadetten. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 3, Anm. 125]

Friedliche Erneuerer sind eine politische Gruppe gemäßigt liberaler Professoren und Publizisten, die vor dem Krieg von Maxim Kowalewski und anderen gegründet wurde. Der politische Einfluss dieser Gruppe war äußerst unbedeutend, und in den wichtigsten Fragen trat sie am häufigsten mit den Oktobristen auf. Ihr Ideal war der friedliche Übergang Russlands auf die Bahnen bürgerlicher Staatlichkeit, die „friedlichen Erneuerung" des zaristischen Regimes. [Trotzki, Sotschinenija 3.2]

Kommentare