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Lena-Massaker

Diese Schießerei war mit einem Streik der Arbeiter in den Goldgruben der Lena-Goldindustriegesellschaft nördlich vom damaligen Gouvernement Irkutsk im Kreis Bodaibo (Stadt am gleichnamigen rechten Nebenfluss der Lena, an ihrem Oberlauf nordöstlich vom Baikalsee) verbunden. Dieser Streik wurde durch die außerordentlich schweren, direkt sklavischen Arbeitsverhältnisse in den Goldgruben hervorgerufen und brach schon Anfang März (Ende Februar) in einer der Goldgruben der Gesellschaft aus, von wo er sich dann auf die anderen Gruben verbreitete. Die Goldgrubengesellschaft wandte sich an die Regierung in Petersburg um Hilfe, und diese beauftragte die Gendarmeriebehörden mit der Niederschlagung des Streiks. Die Gendarmerie verhaftete das Streikkomitee. Die Arbeiter beschlossen, den stellvertretenden Staatsanwalt im Orte um die Freilassung der Verhafteten zu bitten, und gingen in großen Massen zu ihm. Auf dem Wege zum stellvertretenden Prokuror wurden sie mit Salven des Militärs unter der Führung des Gendarmeriekommandanten Treschtschenko empfangen. 270 absolut unbewaffnete Arbeiter wurden getötet und verwundet. Dann wurden die Verhaftungen fortgesetzt, die Arbeiter wurden aus den Goldgruben entfernt, und der hartnäckig fortgesetzte Streik wurde schließlich zugunsten der Lenagesellschaft von den Behörden niedergeschlagen. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 78]

Lena-Massaker – Die Arbeitsbedingungen in den Goldfeldern am Fluss Lena in Nordostsibirien waren furchtbar. 15-16-stündige Arbeitstage, viele Arbeitsunfälle, niedrige Löhne, von denen ein Teil durch willkürliche Strafen abgezogen wurde. Mit dem Lohn musste im firmeneigenen Laden eingekauft werden. Am 29. Februar/13. März führte die schlechte Qualität des Essens im firmeneigenen Laden zu einem spontanen Streik. Forderungen nach einem 8-Stundentag, einer Lohnerhöhung um 30% etc. wurden aufgestellt, 6000 streikten, ein Streikkomitee gebildet. In der Nacht zum 4./17. April rückte das Militär ein, das Streikkomitee wurde festgenommen. Am folgenden Tag gab es eine Protestdemonstration von 2500, das Militär schoss in die Menge, laut der örtlichen Presse gab es 270 Tote und 250 Verwundete. Das Massaker führte zu einer landesweiten Welle von Proteststreik mit rund 300.000 Teilnehmer*innen. Nach dem fast vollständigen Verschwinden von Streiks nach der Niederlage der Revolution 1905-1907 und der langsamen Wiederbelebung von Klassenkämpfen gab es jetzt eine stürmische Entwicklung von wirtschaftlichen und politischen Streiks bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs.

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