Glossar‎ > ‎

Martows hysterische Rede Herbst 1903

Die Rede Martows, von der Lenin hier spricht, wurde von ihm auf der 2. Tagung der „Liga der revolutionären Sozialdemokratie" im Herbst 1903 gehalten, wo er als Korreferent über den 2. Parteitag sprach. In seiner Rede überging Martow die prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten und beschränkte sich statt dessen auf Andeutungen, Berufungen auf Privatgespräche, die nicht nachgeprüft werden konnten und von ihm in ein falsches Licht gerückt wurden. Nachdem Martow gesprochen hatte, gab Lenin an das Kongressbüro der Liga folgende Erklärung ab: „Ich protestiere aufs Energischste gegen diese jämmerliche Kampfesmethode, gegen die Behandlung der Frage durch Martow von dem Standpunkt aus, wer in der Darlegung der Privatgespräche zwischen mir, ihm und Starowjer gelogen oder intrigiert hat … Ich erkläre, dass Martow das fragliche Privatgespräch absolut falsch dargestellt hat … Ich erkläre, dass die sittliche Pflicht Martows, der heute keine direkten Beschuldigungen aufstellt, sondern nur unklare Andeutungen macht, darin besteht, zu einer offenen Verfechtung der von ihm erhobenen Beschuldigungen den Mut aufzubringen" (siehe „Protokolle des 2. Kongresses der Liga", S. 60). Plechanow erklärte, er hätte beabsichtigt. Martow in einer prinzipiellen Rede zu antworten, da aber der ganze Streit auf das Gebiet von Gerüchten und Klatsch verlegt würde, müsse er auf seine Rede verzichten. Die Erklärungen Lenins und Plechanows wurden durch eine schriftliche Erklärung der Mehrheitsanhänger unterstützt, die mit Lenin und Plechanow an der Spitze den Kongress verließen. Doch die menschewistische Opposition verfügte auf dem Liga-Kongress über Stimmenmehrheit. Am letzten Tag des Kongresses (31. Oktober 1903) vollzog Plechanow, wie Lenin an das ZK schrieb, „plötzlich, nach all dem Skandal auf dem Kongress, eine Schwenkung und legte dadurch mich, Kurz (F. Wl Lengnik) und uns alle schauderhaft, schmählich hinein. Jetzt ist er, ohne uns, zu den Martow-Anhängern gegangen, um mit ihnen zu schachern; diese aber verlangen angesichts seiner Angst vor der Spaltung das Doppelte und Vierfache.. ," („Leninski Sbornik" VII, S. 190). In seiner Broschüre „Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück" schrieb Lenin: „… erklärte Genosse Plechanow seinen Kollegen aus den beiden zentralen Parteikörperschaften, dass er nicht die Kraft habe, auf die eigenen Reihen zu schießen", dass „eine Kugel durch den Kopf besser sei als die Spaltung, dass man, um ein größeres Übel zu vermeiden, die größten persönlichen Zugeständnisse machen müsse". Die Kooptation alter Redaktionsmitglieder der „Iskra", die nicht von dem Parteitag gewählt wurde, bewog Lenin, die Redaktion zu verlassen (siehe Brief Lenins an die Redaktion der „Iskra"). [Band 12]

Kommentare