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Kautsky zur Parteispaltung 1905

Die Resolutionen des 3. Parteitages des SDAPR und die Mitteilungen über den Parteitag wurden im Jahre 1905 in München in deutscher Sprache veröffentlicht. Über diese Veröffentlichung schrieb Kautsky einen Artikel „Die Spaltung der russischen Sozialdemokratie", der in Nr. 135 der „Leipziger Volkszeitung" vom 15. Juni 1905 erschien. In diesem Artikel schrieb Kautsky, die Resolutionen lassen „die sachlichen Gegensätze innerhalb der russischen Sozialdemokratie weit größer erscheinen, als sie wirklich sind". Er habe schon früher darauf hingewiesen, „dass unter den beiden Fraktionen unserer Bruderpartei… weit geringere sachliche Unterschiede zu finden seien, als etwa innerhalb der deutschen Sozialdemokratie selbst". Trotzdem komme es jetzt zwischen den beiden Fraktionen, „die programmatisch und taktisch auf dem gleichen Boden stehen", zur Spaltung. Den Anlass hierzu habe der 3. Parteitag gegeben. „Aber gerade diese äußerliche Spaltung kann die Grundlage werden zu einer Einigung." Denn es stehen sich jetzt zwei voneinander unabhängige Organisationen gegenüber, es gebe keine inneren organisatorischen Konflikte mehr. „So ist denn auch gerade nach der vollzogenen Spaltung das Einigungsbedürfnis auf beiden Seiten größer als seit langem." Aber gerade deshalb konnte die deutsche Ausgabe der Resolutionen des 3. Parteitags „zu keinem ungelegeneren Zeitpunkt erscheinen". Diese Resolutionen seien, so weit sie das Verhältnis zur „Iskra" behandeln, „vorübergehende Erscheinungen". „Auf jeden Fall aber hat das Ausland, wenn es sich einmal in diese Dinge mischt, alle Ursache, dafür zu sorgen, nicht dass diese Resolutionen verbreitet und damit die Gegensätze von neuem aufgestachelt, sondern dass diese Resolutionen samt ihrer Vorgeschichte vergessen werden." (Besonders diese Äußerung hatte Lenin bei seiner Bemerkung über Kautsky in seinem Briefe an das ISB im Auge.) Das sei die Vorbedingung der Einigung. „Hüten wir uns also, die Attacken Lenins und seiner Freunde gegen Plechanow und dessen Freunde in Deutschland weiter zu verbreiten, wie wir uns auch vor dem Umgekehrten hüten müssen." Kautsky betont dann die Bereitwilligkeit der Internationale, die Einigung zu vermitteln, aber: „Durch eine sachliche Resolution, wie im Falle der Franzosen" (gemeint ist der Beschluss des Amsterdamer Kongresses von 1904 über die französische Parteispaltung wegen der Ministerschaft Millerands) „kann die neue Internationale die russische Einigung nicht fördern; es fehlen dazu alle sachlichen Grundlagen". [Lenin, Sämtliche Werke, Band 8, Anm. 7]

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