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Epikurismus LW

Epikureismus – die Lehre des griechischen materialistischen Philosophen Epikur, der im 4.-3. Jahrhundert v. u. Z. lebte, und seiner Schüler. Als Ziel der Philosophie betrachtete der Epikureismus das Glück des Menschen, seine Befreiung von Leiden und die Erringung der Glückseligkeit. Die Philosophie, so lehrte er, ist dazu berufen, die Hindernisse auf dem Weg zum Glück zu überwinden: die Todesfurcht, die der Unkenntnis der Naturgesetze entspringt und ihrerseits den Glauben an übernatürliche, göttliche Kräfte hervorruft.

Epikur unterteilte seine Philosophie in Physik, Kanonik (Erkenntnislehre) und Ethik. Ausgangspunkt der Physik ist die Anerkennung der materiellen Einheit der Welt, des „Seins der Dinge außerhalb des menschlichen Bewusstseins und unabhängig von ihm".

In der Natur, lehrte Epikur, gibt es nur Atome und den leeren Raum, in dem sich die Atome dank ihrem Gewicht von oben nach unten bewegen. Mit gleicher Geschwindigkeit fallend, weichen die Atome von der gradlinigen Bewegung ab, stoßen zusammen, bleiben aneinander hängen und beginnen so mit der Bildung von Dingen. In seiner Doktordissertation „Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie" zeigt Marx die Rolle, die die Abweichung der Atome in der Lehre Epikurs spielt, und weist auf den Zusammenhang der Physik mit dem zentralen Begriff der epikureischen Ethik, dem Begriff der individuellen Freiheit, hin.

Epikur anerkannte die Objektivität der Eigenschaften der Dinge, hielt das Universum für unendlich und verstand, dass es sich nicht nach göttlichen, sondern nach natürlichen Gesetzen entwickelt. Er bestritt die Unsterblichkeit und Immaterialität der Seele und hielt sie für „einen besonders feinen Körper, der über den ganzen Organismus verteilt ist". Die Lehre von der Materialität der Seele hängt eng mit dem Atheismus Epikurs zusammen, der die Einmischung von Göttern in die Angelegenheiten der Natur und des Menschen verneinte.

In der Erkenntnistheorie ist Epikur Sensualist. Er vermutete, dass von den Dingen feinste Bildchen, Eidola, ausgehen, die durch die Sinnesorgane in die Seele des Menschen eindringen. Auf Grund der Sinneswahrnehmungen der Seele, in welcher das Gedächtnis lediglich die allgemeinen Merkmale der Bilder aufbewahrt, bilden sich die Begriffe von den Dingen. Das Kriterium der Wahrheit sind für Epikur die Sinneswahrnehmungen selbst, und die Quelle von Irrtümern sah er in der Zufälligkeit einzelner Empfindungen oder in voreilig gebildeten Urteilen. Epikurs Erklärung der grundlegenden Momente des Erkenntnisprozesses ist, wenn auch in sehr naiver Form, materialistisch.

Der epikureischen Ethik liegt die Lehre von der Lust zugrunde, in der sie das natürliche Ziel aller Lebewesen sieht; als höchste Lust des Menschen betrachtet Epikur die Freundschaft und das Wissen, durch welche die Unerschütterlichkeit des Geistes („Ataraxie") und die individuelle Freiheit erreicht werden, die Unabhängigkeit von den Einflüssen der Außenwelt wie auch von den eigenen Leidenschaften. Ausgehend von seiner individualistischen Ethik, betrachtete Epikur die Gesellschaft als Gesamtheit einzelner Individuen, von denen jedes zur Glückseligkeit strebt, und die übereinkommen, sich gegenseitig kein Übel zuzufügen.

Der Epikureismus, der im Alten Griechenland weit verbreitet war, wurde im Alten Rom von dem materialistischen Philosophen Titus Lucretius Carus propagiert. Die Anhänger des Epikureismus aus den obersten Schichten der Sklavenhaltergesellschaft jedoch vulgarisierten die Lehre Epikurs in der Folgezeit, indem sie sie ausschließlich als Propagierung sinnlicher Genüsse darstellten. Die christliche Kirche griff den Epikureismus, den sie mit Sittenverderbnis gleichsetzte, scharf an. Der Epikureismus war mehr als andere philosophische Lehren des Altertums Angriffen der Idealisten ausgesetzt, die die Lehre des großen griechischen Materialisten entstellten.

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