Lenin meint die Meinungsverschiedenheiten, die Ende 1919 zwischen dem Orgbüro des ZK der Partei und der Fraktion des Zentralrates der Gewerkschaften entstanden. Es handelte sich dabei um die Frage der Mobilisierung der Kommunisten, die in den Gewerkschaften arbeiteten, und um die Art, wie die Fraktion des Zentralrates der Gewerkschaften die gewerkschaftlichen Direktiven den untergeordneten Fraktionen zu übermitteln habe. Besonders ernste Meinungsverschiedenheiten entstanden bei der Beratung des Entwurfes der „Thesen über die Fraktion des Allrussischen Zentralstes der Gewerkschaften“, der von der Fraktion dem Orgbüro des ZK zur Bestätigung übergeben worden war. Dieser Entwurf enthielt einen Paragraphen, der „zwecks Koordinierung der Tätigkeit der Allrussischen Industrieverbände und möglichst erfolgreicher und organisierter Durchführung einer einheitlichen Politik der Kommunistischen Partei innerhalb der Gewerkschaftsbewegung … die unmittelbare Unterordnung aller bestehenden und neu entstehenden Fraktionen der Allrussischen Industrieverbände unter die Fraktion des Zentralrates der Gewerkschaften" forderte. Das Orgbüro des ZK sah darin einen Versuch der Fraktion des Zentralrates der Gewerkschaften, eine Spitze von kommunistischen Gewerkschaftern zu schaffen, um unmittelbar die kommunistischen Fraktionen der Gewerkschaftsbewegung zu leiten. Diese Befürchtungen fanden bald darauf ihre Bestätigung in der Praxis, besonders in der Tätigkeit der Fraktion des Südrussischen Büros des Zentralrates der Gewerkschaften. Die Differenzen zwischen dem Orgbüro des ZK und der Fraktion des Zentralrates der Gewerkschaften wurden im Politbüro behandelt, wo Tomski und Lutowinow den Standpunkt der Fraktion des Zentralrates der Gewerkschaften verteidigten, der aber vom Politbüro nicht gebilligt wurde. Der Beschluss des ZK über diese Frage fand seinen Ausdruck in den Thesen zur Gewerkschaftsfrage, die am 3. April vom 9. Parteitag angenommen wurden. Diese Thesen bringen wir im Anhang dieses Bandes. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 25, Anm. 77]