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Bialostoker Konferenz 1902

Die Konferenz von Bialystok wurde im März 1902 auf Initiative des Auslandsbundes der russischen Sozialdemokraten und des Bund einberufen, der die Ökonomisten unterstützte. Anfangs beabsichtigten die Ökonomisten, nach Bialystok einen Kongress der russischen Organisationen einzuberufen, um hier die Lage zu beherrschen und den wachsenden Einfluss der „Iskra“ auszugleichen. Aber angesichts der geringen Anzahl von Delegierten, und da der Vertreter der „Iskra“ (Theodor Dan) darauf bestand, bezeichnete sich die Tagung nur als Konferenz. An ihr nahmen die Vertreter der folgenden Organisationen teil: Auslandsbund, Auslandskomitee des Bund, ZK des Bund, Petersburger Parteikomitee, Jekaterinoslawer Parteikomitee, Gruppe „Juschnij Rabotschij“ und Redaktion der „Iskra“. Die Konferenz genehmigte eine Proklamation zum 1. Mai und wählte ein Organisationskomitee, das gleich darauf verhaftet, aber im Januar 1903 auf der Konferenz in Pskow erneuert wurde. Theodor Dan trat auf der Konferenz entsprechend den Direktiven der Redaktion der „Iskra“, die er von Lenin erhalten hatte, auf. [Ausgewählte Werke, Band 2]

Die sogenannte Вiаlоstoker Konferenz wurde im März 1902 einberufen  und zwar auf Initiative des Auslandsbundes der russischen Sozialdemokraten, der sich in Händen der Ökonomisten und des die Ökonomisten unterstützenden jüdischen „Bund" befand. Ursprünglich hatten die Ökonomisten die Absicht, in Bialostok einen Parteitag der russischen Organisationen einzuberufen; sie hofften, auf diese Weise ihre Stellung in der russischen Sozialdemokratie zu festigen und den wachsenden Einfluss der „Iskra" zu paralysieren. Doch angesichts der geringen Zahl der Delegierten und auf Bestehen des Vertreters der „Iskra" konstituierten sich die Anwesenden nicht als Parteitag, sondern als Konferenz. Auf der Konferenz waren anwesend: vom Auslandsbund der russischen Sozialdernokraten – M. Kogan-Grinewitsch, vom Auslands-Zentralkomitee des „Bund" – P. J. Rosenthal, vom Russischen Zentralkomitee des „Bund" – A. Kremer und Nojech, vom Petersburger Komitee – Krasnucha und Seldow, vom Jekaterinoslawer Komitee – F. Schipulinski-Luschin, vom „Juschny Rabotschij" („Arbeiter des Südens") – О. A. Ermanski-Kogan, von der Redaktion der „Iskra" – F. Dan. Die Konferenz beschränkte sich auf die Bestätigung des allgemeinen Parteiflugblattes für den 1. Mai und auf die Bildung eines Organisationskomitees für die Einberufung des 2. Parteitages im Ausland. Sehr bald nach der Konferenz wurden jedoch sämtliche Delegierte, mit Ausnahme Krasnuchas, verhaftet und das Organisationskomitee fiel auseinander. Krasnucha wurde später Mitglied des Organisationskomitees, das auf der Konferenz in Pskow im November desselben Jahres gebildet wurde.

Der auf der Konferenz anwesende Dan hatte vorher von der Redaktion der „Iskra", hauptsächlich von Lenin, Anweisungen für seine Stellungnahme auf der Konferenz erhalten. Er hat die Instruktionen der „Iskra" genau erfüllt.

Wir führen hier zwei Resolutionsentwürfe an, die Dan auf der Konferenz vorgeschlagen hatte, um sie mit den grundsätzlichen Thesen und den Organisationsthesen zu vergleichen, die Lenin in seinem Bericht aufgestellt hat.

Entwurf zu einer Resolution über die Konstituierung der Versammlung. „Da infolge des Fehlens einer mehr oder weniger umfassenden allgemeinen Parteitätigkeit in den letzten Jahren noch keine allgemeine Parteiorganisation entstehen konnte, die in so kurzer Zeit imstande gewesen wäre, den 2. Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands – hinsichtlich der Programmfrage und in technisch-konspirativer Hinsicht in befriedigender Weise vorzubereiten, da ferner nicht genügend viele Organisationen in der Versammlung vertreten waren und die Fragen nicht von allen Organisationen in genügendem Maße durchgearbeitet worden sind, – so erklärt die Versammlung, dass sie eine vorbereitende Konferenz darstellt, die das Ziel hat, die Einberufung dieses Parteitages in der nächsten Zukunft vorzubereiten, den Anfang zu einer tatsächlichen Vereinigung der Partei zu machen und die unaufschiebbaren praktischen Aufgaben zu lösen."

Entwurf zu einer grundsätzlichen Resolution. „Die Konferenz, die in Übereinstimmung mit dem Manifest des 1. Parteitages der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands die Hauptgrundsätze der revolutionären internationalen Sozialdemokratie anerkennt, lehnt unbedingt alle Versuche ab, den Opportunismus in die Klassenbewegung des Proletariats hinein zu tragen, – Versuche, wie sie im sogenannten Ökonomismus, im Bernsteinianertum und im Millerandismus zum Ausdruck gekommen sind; sie ist der Meinung, dass die Aufgabe der Partei darin besteht, die Endziele des Proletariats in ihrem ganzen Umfang zum Ausdruck zu bringen und den Kampf des Proletariats in allen seinen Erscheinungsformen zu leiten. Die Konferenz, die den Sturz des Absolutismus als die nächste Aufgabe der russischen Sozialdemokratie betrachtet, lehnt alle Versuche entschieden ab, den sozialdemokratischen Kampf einzuengen unter dem Vorwand der Notwendigkeit oder der besonderen Vorzüge eines unmittelbaren Zusammenhanges zwischen dem politischen Kampf der Arbeiter und ihrem Kampf um bessere Arbeitsbedingungen. Ausgehend von diesen Grundsätzen und angesichts der Verhältnisse in Russland hält die Konferenz die Bildung einer fest geschlossenen, zentralisierten, kampffähigen Parteiorganisation für unbedingt erforderlich, die einzig und allein fähig ist, die Massenbewegung des Proletariats auf die Höhe der geschichtlichen Aufgaben zu stellen, die dieser Bewegung zufallen und ihr im Augenblick des Zusammenbruchs des absolutistischen Regimes das höchste Maß an Kraft und Einfluss zu sichern.

Das beste Mittel, eine solche Organisation zu gründen und die politische Tätigkeit der Partei auf die notwendige Höhe zu stellen, ist nach Ansicht der Konferenz die Gründung eines allgemeinen Parteiorgans, dessen Herausgabe und Verbreitung die beste Grundlage bilden wird für die ideologische und organisatorische Einheit der in Russland wirkenden sozialdemokratischen Organisationen und Gruppen."

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