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Internationale Sozialistische Frauenkonferenz

Die Internationale Sozialistische Frauenkonferenz in Bern tagte am 26.-28. März 1915. Sie war auf Initiative der Auslandsvertreterinnen der dem bolschewistischen ZK der SDAPR angeschlossenen Frauenorganisationen einberufen. Die Einberufung der Konferenz war von ihnen im November 1914 angeregt worden und hatte die Unterstützung Clara Zetkins, der Sekretärin des Internationalen Sozialistischen Frauenbüros, gefunden, die im Dezember einen Aufruf an die sozialistischen Frauen aller Länder zum „Kampf für den Frieden“ veröffentlichte. Es waren auf der Konferenz insgesamt 25 Frauendelegierte anwesend: 4 aus England, 7 aus Deutschland, 3 aus Holland, 1 aus Frankreich, 2 aus der Schweiz, 1 aus Italien, 6 aus Russland (2 vom OK und 4 vom ZK), 1 aus Polen.

Auf der Tagesordnung stand die Frage: Internationale Friedensaktionen der sozialistischen Frauen. Ein (pazifistischer) Resolutionsentwurf wurde von Clara Zetkin unter Teilnahme der englischen und holländischen Delegierten ausgearbeitet. Die Delegation des ZK brachte einen selbständigen Resolutionsentwurf ein, worin der Mehrheitsstandpunkt der sozialdemokratischen Parteien scharf kritisiert und die Losung „Verwandlung des imperialistischen Kriegs in den Bürgerkrieg“ aufgestellt wurde. Diese Resolution wurde mit Stimmenmehrheit gegen die Stimmen der ZK-Delegation und der polnischen Delegierten abgelehnt.

Die Konferenz fasste eine Protestresolution gegen die Verurteilung der Duma-Fünfergruppe und gegen die Verhaftung Rosa Luxemburgs. Außerdem wurde von der pazifistischen Mehrheit eine Begrüßungsresolution an die bürgerlichen Pazifisten beschlossen.

Obwohl die Konferenz infolge ihrer Zusammensetzung nicht imstande war, dem gemeinsamen revolutionären Kampf der Sozialisten gegen den Krieg Wege zu weisen, so war sie doch als erste wirklich internationale Konferenz nach Kriegsbeginn von großer Bedeutung. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 18, Anm. 133]

Die Einberufung der Konferenz war von ihnen im November 1914 angeregt worden und hatte die Unterstützung Clara Zetkins, der Sekretärin des Internationalen Sozialistischen Frauenbüros, gefunden, die im Dezember einen Aufruf an die Sozialistischen Frauen aller Länder zum „Kampf für den Frieden“ veröffentlichte. Es waren auf der Konferenz insgesamt 25 Delegiertinnen anwesend: 4 aus England, 7 aus Deutschland, 3 aus Holland, 1 aus Frankreich, 2 aus der Schweiz, 1 aus Italien, 6 aus Russland (2 vom OK und 4 vom ZK), 1 aus Polen. Auf der Konferenz hatten die offenen und verkappten Anhängerinnen des Sozialchauvinismus das Übergewicht, es gab dort auch halb bürgerliche Pazifistinnen (die Delegierten aus England). Die Delegierten aus Deutschland gehörten zur oppositionellen Minderheit der Sozialdemokratie. Auf der Konferenz wurden die Berichte aus den einzelnen Parteien erstattet und daraufhin die Hauptfrage behandelt: „Über eine internationale Aktion der sozialistischen Frauen zugunsten des Friedens“. In der Debatte stießen die beiden entgegengesetzten Strömungen hart aufeinander: die konsequent revolutionäre Richtung, die von den bolschewistischen Delegierten vertreten wurde, und die zentristische, zu der die überwiegende Mehrheit der Konferenz gehörte. Die linken deutschen Delegierten mit Clara Zetkin an der Spitze nahmen gegenüber der zentristischen Mehrheit eine versöhnlerische Haltung ein. Diese Halbheit begründeten sie damit, dass im gegebenen Augenblick, wo die Wogen des Chauvinismus und des Nationalismus so hoch gehen, einheitliches Auftreten aller Teilnehmerinnen der Konferenz äußerst notwendig sei und dass ein solches einheitliches Auftreten die beste Demonstration der internationalen Solidarität der Sozialistinnen sein werde. Darin äußerte sich die allen deutschen Linken gemeinsame Halbheit in ihrer Haltung und ihre allgemeine Einstellung zum Zentrismus, die insbesondere darin zum Ausdruck kam, dass der von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht geführte Spartakusbund der kautskyanischen USPD angehörte und mit ihr erst Ende 1918 brach. Die Resolution der Konferenz wurde von einer Kommission ausgearbeitet, die aus den Vertreterinnen der Mehrheit bestand und der Clara Zetkin angehörte. In dieser Resolution wurde auf den imperialistischen Charakter des Krieges und auf das Unrichtige der Losung der „Vaterlandsverteidigung“ verwiesen. Die Arbeiter wurden zum „Kampf für den Frieden“ aufgefordert. Über das Verhalten der Sozialisten und den Zusammenbruch der II. Internationale stand in der Resolution kein Wort.

Die bolschewistischen Delegiertinnen stellten der Resolution der Kommission ihre eigene Resolution entgegen. Darin wurde der imperialistische Charakter des Krieges, seine Verderblichkeit für die Arbeiterklasse festgestellt, und auf Grund dessen wurde die Losung der „Vaterlandsverteidigung“ verworfen. Weiter hieß es in der Resolution, dass die Vertreter der Mehrheit der sozialistischen Parteien „einen ausgesprochenen Verrat am Sozialismus begangen und diesen durch den Nationalismus ersetzt haben“. Dann forderte die Resolution die Arbeiter auf, „dem kapitalistischen System ein Ende zu machen, den Kapitalismus endgültig zu stürzen“, denn in den fortgeschrittenen Ländern Europas seien die objektiven Bedingungen zur Verwirklichung des Sozialismus bereits herangereift. Die von der Minderheit der Konferenz beantragte Resolution wurde abgelehnt und die Resolution der Mehrheit angenommen. Die Minderheit veröffentlichte ihren Resolutionsentwurf zusammen mit der von der Konferenz beschlossenen Resolution. Lenin machte in seinem Artikel den linken deutschen Delegierten heftige Vorwürfe, dass sie die erste internationale sozialistische Konferenz nach Kriegsausbruch nicht dazu ausgenützt haben, um den Arbeitern die Wahrheit über den Verrat der Mehrheit der Sozialisten zu sagen und den Zusammenbruch der II. Internationale sowie die Gegensätze zwischen den Revolutionären einerseits und den offenen und versteckten Chauvinisten andrerseits aufzuzeigen, die auch auf der Konferenz zutage getreten waren. Der Artikel Lenins ist ein Angriff auf das versöhnlerische Verhalten gegenüber den Rechten und den Zentristen. Er war besonders wichtig zur Sammlung und zum Zusammenschluss der Kräfte der Internationalisten, da das Versöhnlertum gegenüber den Rechten und besonders gegenüber den Zentristen in den ersten Monaten des Krieges bei den Internationalisten in den westeuropäischen sozialistischen Parteien eine sehr verbreitete Erscheinung war. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 5, Anm. 67]

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