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Meinungsverschiedenheiten unter den Bolschewiki im Herbst 1917

Die Briefe Lenins „Die Bolschewiki müssen die Macht ergreifen" und „Marxismus und Aufstand" wurden in der Sitzung des Zentralkomitees der Bolschewiki am 15./28. September 1917 erörtert. Das Protokoll der Sitzung enthält folgende Notiz: „Tagesordnung. Briefe Lenins. Es wird beschlossen, in der nächsten Zeit eine Zentralkomiteesitzung zu veranstalten, die der Erörterung taktischer Fragen gewidmet werden soll. Genosse Stalin schlägt vor, die Briefe an die wichtigsten Organisationen zu senden und diese aufzufordern, sie zu besprechen. Es wird beschlossen, diesen Vorschlag in der nächsten Zentralkomiteesitzung zu erörtern. Es wird abgestimmt über die Frage, ob die Briefe nur in einem Exemplar aufgehoben werden sollen. Dafür stimmen sechs, dagegen vier, sechs enthalten sich der Stimme. Genosse Kamenew schlägt vor, folgende Resolution anzunehmen: ,Nach Erörterung der Briefe Lenins beschließt das ZK, die darin enthaltenen praktischen Vorschläge abzulehnen. Das ZK fordert alle Organisationen auf, nur den Anordnungen des ZK zu folgen, und wiederholt noch einmal, dass es alle Straßenaktionen in diesem Augenblick für unzulässig hält. Gleichzeitig wendet sich das ZK an den Genossen Lenin mit der Aufforderung, die in seinen Briefen gestellte Frage der Beurteilung der aktuellen Lage und der Politik der Partei in einer besonderen Broschüre auseinanderzusetzen.' Die Resolution wird abgelehnt. Zum Schluss wird folgende Entschließung angenommen: ,Die Mitglieder des ZK, die in der Militärischen Organisation und im Petrograder Komitee arbeiten, werden beauftragt, Maßnahmen zur Verhinderung irgendwelcher Aktionen in den Kasernen und Betrieben zu ergreifen'" („Protokolle der Sitzungen des Zentralkomitees der SDAPR", „Proletarskaja Rewoluzija", Nr. 10 [69], 1927).

In dieser Sitzung zeigten sich zum ersten Mal sehr scharf die Meinungsverschiedenheiten im Zentralkomitee in der Frage des bewaffneten Aufstandes. Diese Meinungsverschiedenheiten führten Ende Oktober zu einer offenen Spaltung zwischen Kamenew und Sinowjew einerseits und Lenin und der ZK-Mehrheit anderseits, nach dem Oktoberaufstand – zum demonstrativem Austritt Sinowjews und Kamenews aus dem ZK und eines Teiles der Volkskommissare aus dem Rat der Volkskommissare. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 21, Anm. 85]

In der Frage des Boykotts der Demokratischen Beratung und des von ihr geschaffenen Vorparlaments bestanden innerhalb des bolschewistischen Zentralkomitees zwei Meinungen: Lenin war für den Boykott, Kamenew für die Beteiligung. Die Frage, ob man die Demokratische Beratung verlassen sollte, wurde in einer Zentralkomiteesitzung am 21. September/4. Oktober 1917 erörtert. Das Protokoll der Sitzung enthält folgende Notiz: „Zur Frage der Demokratischen Beratung wurde beschlossen, diese nicht zu verlassen und nur die Mitglieder unserer Partei aus dem Präsidium abzuberufen. Was das Vorparlament anbelangt, so wurde mit neun gegen acht Stimmen beschlossen, sich an ihm nicht zu beteiligen. Mit Rücksicht auf die Tatsache aber, dass die Stimmen zu gleichen Teilen gespalten waren, wurde beschlossen, die endgültige Entscheidung einer Parteikonferenz zu überlassen, die sofort aus der versammelten Fraktion der Demokratischen Beratung organisiert werden soll. Auf dieser Konferenz sollen zwei Referate angehört werden: des Gen. Trotzki und des Gen. Rykow." Die Sitzung der bolschewistischen Fraktion der Demokratischen Beratung fand am 21. September/4. Oktober statt. Stalin und Trotzki traten in dieser Sitzung für, Kamenew und Rykow gegen den Boykott des Vorparlamentes ein. Ein Bericht über die Sitzung steht uns nicht zur Verfügung. Das Protokoll des Zentralkomitees enthält nur folgende Notiz: „In der Konferenz wurde mit 77 gegen 50 Stimmen beschlossen, sich am Vorparlament zu beteiligen; das Zentralkomitee hat diesen Beschluss bestätigt." Die Frage des Boykotts des Vorparlamentes wurde in der Sitzung des ZK vom 5./18. Oktober von Neuem erörtert. „Nach einer Diskussion wird mit allen gegen eine Stimme beschlossen, gleich am ersten Tag nach Verlesung einer Deklaration das Vorparlament zu verlassen. Es wurden Thesen angenommen, mit der Ausarbeitung der Deklaration wurde die Redaktion des Zentralorgans beauftragt." Gegen das Verlassen des Vorparlamentes hat Kamenew gestimmt, der dem Protokoll des ZK folgende Erklärung beifügte: „An das ZK der SDAPR. Werte Genossen, ich bin der Meinung, dass euer Beschluss, den ,Rat der Russischen Republik' gleich in der ersten Sitzung zu verlassen, die Taktik der Partei für die nächste Zeit in einer Richtung vorausbestimmt, die nach meiner persönlichen Ansicht für die Partei sehr schädlich sein wird. Ich ordne mich dem Parteibeschluss unter, bitte aber gleichzeitig die Genossen, mich meiner Pflichten in den vertretenden Körperschaften (ZK usw.) zu entbinden und mich mit irgendeiner andern Arbeit zu beauftragen. 5. Oktober 1917. Kamenew" („Protokolle der Sitzungen des ZK der SDAPR", „Proletarskaja Rewoluzija", Nr. 10 [69], 1927). Die bolschewistische Fraktion verließ das Vorparlament gleich in seiner ersten Sitzung, am 20. (7.) Oktober, nachdem Trotzki eine Deklaration verlesen hatte. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 21, Anm. 93]

Im Zentralkomitee der Bolschewiki gab es im Herbst 1917 zwei Strömungen. Die eine, an deren Spitze Lenin stand, hielt den Aufstand und den Sturz der Provisorischen Regierung für notwendig; die andere, mit Kamenew und Sinowjew an der Spitze, wandte sich gegen den Aufstand. Sie zog „parlamentarische" Entwicklungswege vor und wollte der bolschewistischen Partei die Rolle der äußersten linken Opposition in der zukünftigen Konstituierenden Versammlung zuweisen. Dieselbe Strömung opponierte gegen den Boykott des Vorparlamentes. In den entscheidenden Sitzungen des Zentralkomitees am 10./23. und 16./29. Oktober sprachen Kamenew und Sinowjew gegen den bewaffneten Aufstand. Die Meinungsverschiedenheiten gingen auch nach dem Sieg der Oktoberrevolution weiter, aber bereits in der Form eines Streites über die Bildung eines „sozialistischen" Koalitionsministeriums von den rechten Sozialrevolutionären und Menschewiki bis zu den Bolschewiki. Die Meinungsverschiedenheiten in den Spitzen der Partei endeten mit dem Austritt Kamenews, Sinowjews, Rykows u. a. aus dem Zentralkomitee und aus dem Rat der Volkskommissare im November 1917. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 21, Anm. 103]

Der Brief Lenins an das ZK „Die Bolschewiki müssen die Macht ergreifen“ sowie die folgenden Briefe bzw. Artikel „Marxismus und Aufstand“ und „Die Krise ist herangereift“ wiederholen mit außergewöhnlicher Eindringlichkeit ein und dasselbe: Die Notwendigkeit, unverzüglich, sofort, ohne den günstigen Augenblick verstreichen zu lassen, an die Organisierung des bewaffneten Aufstandes zu schreiten. Das hartnäckige Bestehen Lenins auf dieser Vorbereitung des bewaffneten Aufstandes ergab sich aus jenem Kräfteverhältnis zwischen Revolution und Konterrevolution, das Lenin in diesen Briefen bzw. Artikeln zeichnet, sowie aus der Lage innerhalb des ZK, in welchem Kamenew und Sinowjew mit Unterstützung einiger ihrer Gesinnungsgenossen (z. B. Rykow) die Stellung Kamenews vom April entnahmen: die Revolution auf der bürgerlich-demokratischen Etappe festzuhalten, die sie bereits überschritten hatte, ihre Umwandlung in die proletarische Revolution nicht zuzulassen. Dieses Bestreben trat im Zusammenhang mit der Einberufung der sogenannten Demokratischen Beratungdurch die Provisorische Regierung auf. [...]

Trotz aller Klarheit und Genauigkeit der Deklaration, die nach den Direktiven des ZK ausgearbeitet und auf der Demokratischen Beratung verlesen worden war, stieß die Haltung Lenins, die in seinen Briefen „Die Bolschewiki müssen die Macht ergreifen“ und „Marxismus und Aufstand“ ausgedrückt war [...], mit der Position Kamenews, Sinowjews und Rykows zusammen, die in den Schwankungen einiger anderer Mitglieder des Zentralkomitees einen Rückhalt fanden. Diese Briefe Lenins, die zur Organisierung des bewaffneten Aufstandes und somit zur Ablehnung der Beteiligung an der Demokratischen Beratung aufforderten, wurden in der Sitzung des ZK vom 15./28. September behandelt. Das Sitzungsprotokoll enthält hierüber das Folgende: „Tagesordnung. Briefe Lenins. Es wird beschlossen, in der nächsten Zeit eine Zentralkomiteesitzung einzuberufen, die der Erörterung taktischer Fragen gewidmet werden soll. Genosse Stalin schlägt vor, die Briefe an die wichtigsten Organisationen zu senden und diese zur Stellungnahme aufzufordern. Es wird beschlossen, diesen Vorschlag in der nächsten Zentralkomiteesitzung zu erörtern. Es wird abgestimmt über die Frage, ob die Briefe nur in einem Exemplar aufgehoben werden sollen. Dafür stimmen sechs, dagegen vier, sechs enthalten sich der Stimme. Genosse Kamenew schlägt vor, folgende Resolution anzunehmen: ,Nach der Erörterung der Briefe Lenins lehnt das ZK die darin enthaltenen praktischen Vorschläge ab. Das ZK fordert alle Organisationen auf, nur den Anforderungen des ZK zu folgen, und wiederholt noch einmal, dass es alle Straßenaktionen in diesem Augenblick für absolut unzulässig hält. Gleichzeitig wendet sich das ZK an den Genossen Lenin mit der Aufforderung, die in seinen Briefen gestellte Frage der Beurteilung der gegenwärtigen Lage und der Politik der Partei in einer besonderen Broschüre auseinanderzusetzen.' Die Resolution wird abgelehnt. Zum Schluss wird folgende Entschließung angenommen: ,Die Mitglieder des ZK, die in der Militärorganisation und im Petrograder Komitee arbeiten, werden beauftragt, Maßnahmen zur Verhinderung irgendwelcher Aktionen in den Kasernen und Betrieben zu ergreifen'.“

In dieser Sitzung zeigten sich zum ersten Mal sehr scharf die Meinungsverschiedenheiten im Zentralkomitee in der Frage des bewaffneten Aufstandes, Diese Meinungsverschiedenheiten führten Ende Oktober zu einem offenen Bruch zwischen Kamenew und Sinowjew einerseits und Lenin und der ZK-Mehrheit anderseits – und unmittelbar nach diesem Umsturz zur Desertion Sinowjews und Kamenews von ihren Partei- und Sowjetposten. Siehe hierüber auch die folgenden im vorliegenden Band abgedruckten Arbeiten Lenins: „Brief an die Genossen“, „Brief an die Mitglieder der Partei der Bolschewiki“, „Vom ZK der SDAPR. An die Genossen Kamenew, Sinowjew, Rjasanow und Larin“ und „Vom ZK der SDAPR. An alle Parteimitglieder und an alle werktätigen Klassen Russlands“. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 6, Anm. 71]

Ein Teil der bolschewistischen Fraktion unter der Leitung von Genosse Trotzki war der Ansicht, dass die Fraktion die demokratische Beratung verlassen müsse, die – in dieser Lage – nur ein Instrument zur Täuschung der Massen sei, und die Teilnahme der Fraktion an der Beratung verdecke die Kampfaufgaben vor denen die Partei und das Proletariat stehe. Allgemeinen wird dies im Buch von L. D. Trotzki „Von der Oktoberrevolution bis zum Brester Friedensvertrag“ erwähnt:

Noch während der Demokratischen Konferenz warf ich in unserer Parteifraktion die Frage auf, ob wir nicht die Konferenz demonstrativ verlassen und den Demokratischen Sowjet boykottieren sollten. Durch eine Aktion sollte den Massen gezeigt werden, dass die „Vermittler" die Revolution in eine Sackgasse getrieben hatten. Der Kampf um die Schaffung einer Sowjet-Regierung konnte lediglich auf rein revolutionärem Wege geführt werden. Die Gewalt musste denjenigen entrissen werden, die zum Positiven unfähig waren und die je weiter um so mehr selbst die Fähigkeit verloren, aktiv – sei es auch nur Negatives zu schaffen. Wir mussten unsern politischen Weg – der durch die Mobilisation der Kräfte um die Sowjets, den Allrussischen Sowjet-Kongress und den Aufstand hindurch führte, – ihrem Weg entgegenstellen, einem Weg, der durch das künstlich zusammengesuchte Vorparlament und die hypothetische Konstituierende Versammlung ging. Das konnte nur durch einen offenen Bruch mit jener Institution geschehen, die von Zereteli und seinen Gesinnungsgenossen geschaffen worden war, einen Bruch, der sich vor den Augen des ganzen Volkes vollzog; ferner durch die Konzentration der ganzen Aufmerksamkeit und aller Kräfte der Arbeiterklasse auf die Sowjet-Institutionen. Aus diesem Grunde eben schlug ich vor, demonstrativ den Saal zu verlassen und in den Fabriken und den Regimentern eine revolutionäre Agitation gegen die Versuche zu führen, den revolutionären Willen des Volkes zu unterschlagen und die Entwicklung der Revolution wieder in das Fahrwasser eines Paktes mit der Bourgeoisie zu lenken. In diesem Sinne sprach sich auch Lenin aus, von dem wir einige Tage darauf einen Brief erhielten. Unter den Parteispitzen war man in dieser Frage noch schwankend. Die Julitage hatten im Bewusstsein der Partei eine tiefe Spur hinterlassen. Die große Masse der Arbeiter und Soldaten hatte sich vom Julidebakel viel schneller erholt als viele der führenden Genossen, die von einem verfrühten Ansturm der Massen ein Misslingen der Revolution überhaupt befürchteten. In der Fraktion der Demokratischen Konferenz gewann ich für meinen Antrag 50 Stimmen; dagegen waren 70 Stimmen, die sich für eine Mitarbeit am Demokratischen Sowjet aussprachen. Die Erfahrungen dieser Mitarbeiterschaft waren jedoch dazu angetan, den linken Flügel der Partei bald zu stärken. Es wurde nur allzu klar, dass mit Hilfe der an Betrügereien grenzenden Kombinationen, die zur Aufgabe hatten, den Zensus-Elementen die weitere Leitung der Revolution zu sichern; mit Hilfe der in den unteren Volksmengen diskreditierten Vermittler kein Ausweg aus der Sackgasse gefunden werden würde, in die die Revolution durch die Schlappheit der kleinbürgerlichen Demokratie geraten war. Zu der Zeit, da der Demokratische Sowjet, durch die Zensus-Elemente ergänzt, sich in das Vorparlament verwandelte, stand in unserer Partei bereits der Entschluss fest, mit dieser Institution zu brechen.“

Bei dieser Fraktionssitzung gab es keine Meinungsverschiedenheiten mehr über die Frage des Verlassens der Demokratischen Beratung, da dieser Vorschlag bereits von der Mehrheit der Fraktion abgelehnt worden war, sondern in der Frage, ob sie am von den Kompromisslern geschaffenen Rat der Republik teilnehmen solle oder nicht. Es gab Berichte von den Genossen Trotzki und Kamenew, die zwei widersprüchliche Standpunkte vertraten. Trotzki sprach sich für einen direkten Boykott des Parlaments aus. Als sich herausstellte, dass die Mehrheit der Fraktion dagegen war, versuchte er es auf einem Umweg zu erreichen, der am Ende dieser Rede erwähnt wird. Für eine ausführlichere Darstellung dieses wichtigen Punktes geben wir die folgenden Angaben des Genossen Trotzki, die er über das Dokument Nr. 16 im Anhang [zu Band 3.1 der „Sotschinenija] macht:

Mein Vorschlag für einen Boykott des Vorparlaments scheiterte. Dann schlug ich vor, ohne sich am Vorparlament zu beteiligen, die Lösung des Problems auf den Sowjetkongress zu verschieben. Im Grunde war dies der gleiche Boykottvorschlag, da der Sowjetkongress über die Machtergreifung entscheiden musste, aber äußerlich erhielt die Resolution eine Art Kompromisscharakter in dem Sinne, dass eine kategorische Entscheidung über den Nichteintritt in das Vorparlament nicht angenommen wurde, und die Frage sozusagen bis zum Sowjetkongress offen war.“

Die Vertreter der Mehrheit setzen sich mit Feuereifer für die Teilnahme am Vorparlament ein, sie erklärten, dass der Boykottismus seit langem von der Partei verurteilt worden sei, dass die Nichtbeteiligung der Bolschewiki am Vorparlament einen Bürgerkrieg bedeuten würde. Ein paar Kommentare zu den Debatten, die stattgefunden haben, gibt L. D. Trotzki in seinen eigenen damaligen Aufzeichnungen aus dem Gedächtnis, die von uns im Anhang Nr. 16 gebracht werden:

Hier“ – schreibt Genosse Trotzki – „sind aufgelistet die Reden des Genossen Kamenews: „Warum nicht teilnehmen?“, des Genossen Rykow, der das Vorparlament mit einem Parlament im Allgemeinen identifizierte und argumentierte, es sei in gleicher Weise unpraktisch, das Vorparlament zu boykottieren wie bei jedem bürgerliches Parlament usw., Rjasanow, der sagte, dass wir im Vorparlament fordern würden, dass der Finanzminister ein Einnahmen-Ausgaben-Buch vorlegt. Ich erinnere mich nicht, wie viele Mitglieder unserer Fraktion bei der Versammlung anwesend waren, aber es waren wohl über hundert. Die Debatte war langgezogen und sehr heiß. Das Hauptreferat und das Gegenreferat wurden von mir und dem Genossen Kamenew gehalten. Die Boykott-Position wurde besiegt, aber der Unterschied in der Stimmenzahl war klein (etwa 40 und etwas auf der einen Seite und etwa 60 auf der anderen.) Vielleicht täusche ich mich aber bei den Zahlen.1 Die Aufzeichnungen in Anhang Nr. 16 dienten als Gerüst meiner Antwort. Zur Unterstützung des Boykotts des Vorparlaments habe ich in dieser Rede die gleichen Erwägungen wie die in Dokument Nr. 2 für das Zentralkomitee und die Vorparlamentsfraktion entwickelt. Warum ist letzteres Manuskript nicht fertiggestellt und nicht veröffentlicht? Soweit ich mich erinnern kann, erhielten wir gerade zu der Zeit, als ich die These über die Notwendigkeit schrieb, das Vorparlament zu verlassen, nachdem meine Entschließung abgelehnt wurde, die vorschlug, das Vorparlament zu boykottieren, einen Brief von Genossen Lenin (siehe unten – die Red.), der sich entschlossen mit der Boykott-Taktik solidarisierte und darauf bestand, das Vorparlament zu verlassen. Und zu meinem Brief gab es keine Notwendigkeit mehr.“

Diese äußerst wichtigen Meinungsverschiedenheiten waren bekanntlich die Schwelle jener akuten Streitigkeiten von historischer Bedeutung, die innerhalb der Partei in den Tagen des Oktober und unmittelbar nach ihnen auftraten. Genosse Lenin unterstützte bei den Meinungsverschiedenheiten über die Frage der Teilnahme an der Demokratischen Beratung und des Boykotts des Vorparlaments kategorisch die Boykottisten. Seine Stellung, wie die Position aller Boykotten, ist ganz verständlich, wenn wir uns erinnern, dass er bereits in den Tagen der Demokratischen Beratung der Partei die Frage der Machtbeherrschung stellte. Dem ist ganz sein folgender Brief gewidmet:

Nachdem jetzt die Bolschewiki in beiden hauptstädtischen Arbeiter- und Soldatendeputiertenräten die Mehrheit erhalten haben, können und müssen sie die Staatsmacht in ihre Hände nehmen. Die Demokratische Beratung vertritt nicht die Mehrheit des revolutionären Volkes, sondern nur die kompromisslerischen, kleinbürgerlichen Oberschichten. Man darf sich nicht durch Wahlziffern irreführen lassen. Nicht auf die Wahlen kommt es an: man vergleiche die Kommunalwahlen in Petrograd und Moskau und die Wahlen zu den Räten. Man vergleiche die Moskauer Wahlen und den Moskauer Streik vom 12. August: das sind die objektiven Daten über die Mehrheit der revolutionären Elemente, die die Massen führen.

Die Demokratische Beratung betrügt die Bauern, gibt ihnen weder Frieden noch Land. … Auch die Konstituante kann man nicht „abwarten", denn durch dieselbe Übergabe Petrograds können Kerenski und Co. die Konstituante zu beliebiger Zeit auffliegen lassen. Nur unsere Partei kann, nachdem sie die Macht ergriffen hat, die Einberufung der Konstituante gewährleisten und wird, nachdem sie die Macht ergriffen hat, gegen die anderen Parteien wegen der Verzögerung Anklage erheben und die Richtigkeit der Anklage beweisen.

Einen Separatfrieden zwischen den englischen und deutschen Imperialisten soll und kann man verhindern, aber nur durch rasches Handeln.

Das Volk ist durch die Schwankungen der Menschewiki und Sozialrevolutionäre ermüdet. Nur unser Sieg in den Hauptstädten wird die Bauern so mitreißen, dass sie uns folgen.

Es handelt sich nicht um den „Tag" des Aufstands, nicht um seinen „Augenblick" im engen Sinne. Das wird die gemeinsame Stimme derjenigen entscheiden, die mit den Arbeitern und Soldaten, mit den Massen in Berührung stehen.

Es handelt sich darum, dass unsere Partei jetzt auf der Demokratischen Beratung faktisch ihre eigene Tagung abhält, und diese muss (ob sie will oder nicht, sie muss) das Schicksal der Revolution entscheiden.

Es handelt sich darum, der Partei die Aufgabe klar zu machen, den bewaffneten Aufstand in Petrograd und Moskau (mit Provinz), die Eroberung der Macht, den Sturz der Regierung auf die Tagesordnung zu stellen. Man muss überlegen, wie dafür agitiert werden kann, ohne das in der Presse zum Ausdruck zu bringen.

Die Worte von Marx über den Aufstand: „Der Aufstand ist eine Kunst" usw. ins Gedächtnis rufen und durchdenken.

Es wäre naiv, eine „formelle" Mehrheit der Bolschewiki abzuwarten. Keine Revolution wartet das ab. Auch Kerenski und Co. warten nicht, sie bereiten die Auslieferung Petrograds vor. Gerade die kläglichen Schwankungen der Demokratischen Beratung müssen und werden die Geduld der Arbeiter Petrograds und Moskaus zum Reißen bringen! Die Geschichte wird uns nicht verzeihen, wenn wir die Macht jetzt nicht ergreifen.

Wir haben keinen Apparat? Der Apparat ist da: die Räte und die demokratischen Organisationen. Die internationale Lage ist gerade jetzt am Vorabend des Separatfriedens zwischen England und Deutschland für uns. Gerade jetzt den Völkern den Frieden anbieten, heißt siegen.

Die Macht muss in Moskau und in Petrograd gleichzeitig ergriffen werden (es ist gleichgültig, wer beginnt; vielleicht kann sogar Moskau den Anfang machen). Wir werden unbedingt und ohne Zweifel siegen. …“ („Die Bolschewiki müssen die Macht ergreifen. Brief an das Zentralkomitee, an das Petrograder und das Moskauer Komitee der SDAPR (Bolschewiki), geschrieben im September 1917, in den Tagen der „Demokratischen Beratung“, Sobr. Sotschinenija, Band XIV, Teil 2, S. 133-135)

Von diesem Augenblick an beginnt Lenin, die Partei darauf vorzubereiten, sich [den Gedanken] zu eigen zu machen, dass die Frage der Macht die Frage eines bewaffneten Aufstandes ist. Wie immer unterstreicht Lenin seinen Standpunkt, indem er objektiv Klassen und politische Beziehungen analysiert. Folgendes schrieb er in einem anderen Brief darüber:

Um zu beweisen, dass gerade der gegenwärtige Moment ein solcher ist, der die Partei verpflichtet, den Aufstand als von dem objektiven Gang der Ereignisse auf die Tagesordnung gesetzt zu betrachten, sich zu ihm als zu einer Kunst zu verhalten, – um dies zu beweisen, dürfte es das Beste sein, sich der vergleichenden Methode zu bedienen und den 3. und 4. Juli den Septembertagen gegenüberzustellen.

Am 3. und 4. Juli konnte man, ohne gegen die Wahrheit zu sündigen, die Frage so stellen: es wäre richtiger, die Macht zu ergreifen, denn die Feinde werden uns in jedem Falle der Meuterei bezichtigen und als Meuterer behandeln. Doch ist daraus nicht der Schluss zu ziehen, dass es damals gut gewesen wäre, die Macht zu ergreifen; denn die objektiven Bedingungen für einen siegreichen Aufstand waren damals nicht gegeben.

1. Wir hatten noch nicht die Klasse auf unserer Seite, die die Avantgarde der Revolution ist.

Wir hatten noch nicht die Mehrheit der Arbeiter und Soldaten der Hauptstädte. Wir haben sie jetzt in beiden Räten. Sie ist das ausschließliche Ergebnis der Geschichte des Juli und August, der Lehren der Repressalien gegen die Bolschewiki und der Lehren der Kornilowiade.

2. Es fehlte damals der revolutionäre Aufschwung des ganzen Volkes. Jetzt, nach der Kornilowiade, ist er da. Die Provinz und die Ergreifung der Macht durch die Räte in vielen Orten beweisen es.

3. Es fehlten damals die Schwankungen im großen, allgemein-politischen Maßstabe sowohl in den Reihen der Feinde wie in den Reihen der unentschiedenen Kleinbourgeoisie. Jetzt sind die Schwankungen gewaltig: unser Hauptfeind, der Imperialismus (der alliierte und der Weltimperialismus, denn die „Alliierten" stehen an der Spitze des Weltimperialismus) schwankte zwischen dem Krieg bis zum Siege und einem Separatfrieden auf Kosten Russlands. Unsere kleinbürgerlichen Demokraten, die augenfällig ihre Mehrheit im Volke verloren haben, schwankten gewaltig, sie haben auf den Block, d. h. auf die Koalition mit den Kadetten verzichtet.

4. Der Aufstand wäre am 3. und 4. Juli darum ein Fehler gewesen: wir hätten die Macht weder physisch noch politisch halten können. Physisch nicht, denn obwohl Petrograd vorübergehend in unseren Händen war, waren unsere Arbeiter und Soldaten damals nicht gewillt, sich zu schlagen, zu sterben für die Verteidigung Petrograds: es fehlte noch die „Wut der Verzweiflung", der kochende Hass sowohl gegen Kerenski wie gegen Zereteli-Tschernow, unsere Leute waren noch nicht zum Äußersten gereizt durch die Verfolgung der Bolschewiki unter Teilnahme der Sozialrevolutionäre und Menschewiki.

Politisch hätten wir die Macht nicht halten können, denn vor der Kornilowiade konnten die Armee und die Provinz gegen Petrograd marschieren – und wären marschiert.

Jetzt ist das Bild ein ganz anderes.

Mit uns ist die Mehrheit der Klasse, der Avantgarde der Revolution, der Avantgarde des Volkes, die fähig ist, die Massen mit sich zu reißen.

Mit uns ist die Mehrheit des Volkes, denn der Rücktritt Tschernows ist bei weitem nicht der einzige, sondern nur der deutlichste, anschaulichste Hinweis, dass die Bauernschaft von dem Block der Sozialrevolutionäre (und den Sozialrevolutionären selber) den Boden nicht bekommen wird. Diese Kardinalfrage aber gibt der Revolution den Charakter einer Volksrevolution.

Wir sind in der vorteilhaften Lage einer Partei, die inmitten unerhörter Schwankungen sowohl des ganzen Imperialismus als auch des ganzen Blocks der Menschewiki und der Sozialrevolutionäre festen Schrittes ihren Weg geht.

Der Sieg ist uns sicher, denn das Volk ist der Verzweiflung schon ganz nahe, und wir weisen dem ganzen Volk den wirklichen Ausweg, nachdem wir dem ganzen Volk den Wert unserer Führung „in den Kornilow-Tagen" gezeigt, nachdem wir den Blockisten einen Kompromiss vorgeschlagen haben, den diese ablehnten, ohne dass die Schwankungen ihrerseits ein Ende nahmen.

Es wäre der größte Fehler, zu glauben, dass unser Kompromissvorschlag noch nicht abgelehnt sei, dass die „Demokratische Beratung" ihn noch akzeptieren könne. Den Kompromissvorschlag machte die Partei den Parteien. Anders konnte er nicht gemacht werden. Die Parteien haben ihn abgelehnt. Die Demokratische Beratung ist nur eine Beratung, nichts mehr. Man darf das eine nicht vergessen: die Mehrheit des revolutionären Volkes, die ärmste und erbitterte Bauernschaft, ist in ihr nicht vertreten. Es ist eine Beratung der Minderheit des Volkes, man darf diese offensichtliche Wahrheit nicht vergessen. Es wäre der größte Fehler, der schlimmste parlamentarische Kretinismus unsererseits, in der Demokratischen Beratung ein Parlament sehen zu wollen, denn selbst wenn sie sich als Parlament und als souveränes Parlament der Revolution proklamiert hätte, sie hätte nichts zu entscheiden: die Entscheidung liegt woanders als bei ihr, in den Arbeitervierteln Petrograds und Moskaus.

Wir haben vor uns alle objektiven Voraussetzungen eines erfolgreichen Aufstandes. Wir haben vor uns die Vorzüge einer Lage, wo nur unser Sieg im Aufstand Schluss macht mit den für das Volk qualvollen Schwankungen, die die unerträglichste Sache in der Welt sind; wo nur unser Sieg im Aufstand das ganze Spiel mit dem Separatfrieden gegen die Revolution zum Scheitern bringen wird, zum Scheitern bringen wird durch das offene Anerbieten des vollständigsten, gerechtesten, sofortigen Friedens zum Nutzen der Revolution.

Nur unsere Partei wird schließlich, wenn sie im Aufstand gesiegt haben wird, Petrograd retten können, denn wenn unser Vorschlag eines Friedens abgelehnt wird und wir nicht einmal einen Waffenstillstand erhalten, so werden wir zu „Vaterlandsverteidigern" werden, so werden wir an die Spitze der Kriegsparteien treten, wir werden die kriegerischste" aller Parteien werden, wir werden den Krieg wirklich revolutionär führen. Wir werden den Kapitalisten das ganze Brot und die ganzen Stiefel wegnehmen. Wir werden ihnen nur Krusten lassen, wir werden ihnen Bastschuhe geben. Wir werden alles Brot und alle Stiefel an die Front schicken.

Und dann werden wir Petrograd behaupten.

Die materiellen sowohl wie die moralischen Hilfsquellen für einen wirklich revolutionären Krieg sind in Russland noch unermesslich groß: 99 von 100 Chancen sprechen dafür, dass die Deutschen uns zum mindesten einen Waffenstillstand zugestehen werden. Jetzt aber einen Waffenstillstand erhalten, heißt schon die ganze Welt besiegen.

Unsere Deklaration muss diese Schlussfolgerung, im Zusammenhang mit den Programmentwürfen, in der denkbar kürzesten und schärfsten Weise formulieren: Frieden den Völkern, den Boden den Bauern, Beschlagnahme der skandalösen Profite, schärfste Maßnahmen gegen die skandalöse Sabotage der Produktion durch die Kapitalisten.

Je kürzer, je schärfer die Deklaration sein wird, um so besser. In ihr muss man nur noch zwei äußerst wichtige Punkte klar hervorheben: das Volk ist der Schwankungen müde, die Unentschlossenheit der Sozialrevolutionäre und Menschewiki hat die Geduld des Volkes erschöpft; wir brechen endgültig mit diesen Parteien, denn sie haben die Revolution verraten. … Nachdem wir die Deklaration verlesen, nachdem wir aufgerufen haben, sich zu entscheiden – und nicht zu reden, zu handeln – und nicht Resolutionen zu schreiben, müssen wir unsere ganze Fraktion in die Betriebe und Kasernen werfen: dort ist ihr Platz, dort ist der Nerv des Lebens, von dort kommt die Rettung der Revolution, dort ist der Motor der Demokratischen Beratung.

Dort müssen wir in glühenden, leidenschaftlichen Reden unser Programm auseinandersetzen und die Frage so stellen: entweder restlose Annahme durch die Beratung – oder den Aufstand. Einen Mittelweg gibt es nicht. Man kann nicht warten. Die Revolution geht zugrunde.

Wenn wir die Frage so stellen und unsere ganze Fraktion in den Betrieben und Kasernen konzentrieren, werden wir in der Lage sein, den Moment für den Beginn des Aufstandes richtig zu wählen.

Um aber den Aufstand marxistisch, d. h. als Kunst zu betrachten, müssen wir gleichzeitig, ohne eine Minute zu verlieren, einen Stab der aufständischen Truppen organisieren, die Kräfte verteilen, die ergebenen Regimenter, die zuverlässigsten Truppen an die wichtigsten Punkte werfen, das Alexander-Theater einschließen, die Peter-Pauls-Festung besetzen, gegen die Junker und gegen die wilde Division solche Truppen schicken, die eher bereit sind, zu sterben, als den Feind ins Zentrum der Stadt durchzulassen; wir müssen die bewaffneten Arbeiter mobilisieren, sie zum letzten, verzweifelten Endkampf aufrufen; wir müssen sofort den Telegraf und das Telefon besetzen, unseren Stab des Aufstands im zentralen Telefonamt unterbringen, mit ihm alle Fabriken, alle Regimenter, alle wichtigen Punkte des bewaffneten Kampfes telefonisch verbinden usw.

Das alles natürlich nur annähernd, als Illustration dafür, dass man im jetzigen Augenblick dem Marxismus, der Revolution nicht treu bleiben kann, wenn man den Aufstand nicht als Kunst behandelt. …“ („Marxismus und Aufstand. Brief an das Zentralkomitee der RSDAP (Bolschewiki)“ Geschrieben im September 1917 in den Tagen der „Demokratischen Beratung“, Sobr. Sotschinenija, Band XIV, Teil 2, S. 136-140)

Was das Verhalten der Fraktion auf der Demokratischen Konferenz anbelangt, so werden ihre Fehler unmissverständlich in dem folgenden Brief von Lenin aufgezeichnet:

Freitag, den 22. September 19172

Die Fehler unserer Partei

Je mehr man über die Bedeutung der sogenannten Demokratischen Beratung nachdenkt, je aufmerksamer und mit je mehr Abstand man sie betrachtet – und der Abstand, sagt man, erlaubt besser zu sehen –, um so fester wird die Überzeugung, dass die Teilnahme unserer Partei an der Beratung ein Fehler war. Man hätte sie boykottieren müssen. Man wird vielleicht fragen, welchen Nutzen die Untersuchung dieser Frage bringt. Was geschehen ist, ist nicht mehr gut zu machen. Jedoch ein solcher Einwand in Bezug auf eine Taktik von gestern wäre offensichtlich unhaltbar. Wir verurteilen stets – und als Marxisten müssen wir es – die Taktik, die „von einem Tag auf den andern lebt". Die Erfolge des Augenblicks genügen uns nicht. Überhaupt genügen uns Berechnungen auf eine Minute oder auf einen Tag nicht. Wir müssen uns stets kontrollieren durch das Studium der Kette der politischen Geschehnisse in ihrer Gesamtheit, in ihren ursächlichen Zusammenhängen, in ihren Ergebnissen. An der Analyse der Fehler von gestern lernen wir die Fehler von heute und von morgen vermeiden.

Im Lande wächst offensichtlich eine neue Revolution heran, die die Revolution anderer Klassen sein wird (verglichen mit den Klassen, die die Revolution gegen den Zarismus vollbrachten). Der Zarismus wurde gestürzt von der Revolution des Proletariats, der Bauern und der mit dem englisch-französischen Finanzkapital verbündeten Bourgeoisie.

Jetzt wächst die Revolution des Proletariats und der Mehrheit der Bauern heran, und zwar der ärmsten Bauern, gegen die Bourgeoisie, gegen ihre Verbündeten, das englisch-französische Finanzkapital, gegen ihren Regierungsapparat, an dessen Spitze der Bonapartist Kerenski steht.

Wir wollen uns jetzt nicht bei den Tatsachen aufhalten, die das Anwachsen einer neuen Revolution bezeugen, denn nach den Artikeln unseres Zentralorgans „Rabotschij Putj" zu urteilen, hat unsere Partei bereits zum Ausdruck gebracht, was sie hierüber denkt. Das Anwachsen einer neuen Revolution ist, so scheint es. eine von der Partei allgemein anerkannte Erscheinung. Wir werden natürlich noch genaue Daten über dieses Anwachsen beibringen müssen, doch das wird die Aufgabe anderer Artikel sein.

In diesem Augenblick ist es wichtiger, die größte Aufmerksamkeit den Klassenunterschieden zwischen der alten und der neuen Revolution zuzuwenden, der Würdigung des politischen Augenblicks und unserer Aufgaben vom Standpunkt dieser Haupttatsache: der Wechselbeziehung der Klassen. Damals, in der ersten Revolution, waren die Arbeiter und die Soldaten, d. h. das Proletariat und die Bauern, die Avantgarde der Revolution.

Diese Avantgarde riss nicht nur viele der schlechtesten schwankenden Elemente des Kleinbürgertums mit sich (wir erinnern an die Schwankungen der Menschewiki und Trudowiki in den Fragen der Republik), sondern auch die monarchistische Partei der Kadetten und der liberalen Bourgeoisie, die sie republikanisch machte. Warum war eine solche Umwandlung möglich?

Weil für die Bourgeoisie die ökonomische Herrschaft alles ist, die Form der politischen Herrschaft ist für sie von zweitrangiger Bedeutung. Die Bourgeoisie kann unter der Republik herrschen, und selbst mit größerer Sicherheit, weil in einer Republik keine Änderung in der Zusammensetzung der Regierung oder in der Zusammensetzung der herrschenden Parteigruppierungen sie berührt. Gewiss, die Bourgeoisie war monarchistisch und wird es bleiben, weil eine brutalere militärische Form der Verteidigung des Kapitals, eine Form, die den monarchistischen Institutionen eigentümlich ist, den Kapitalisten und Grundbesitzern besser gefällt, ihnen „vertrauter" ist. Aber bei einem starken Druck von unten „passt sich" die Bourgeoisie immer und überall der Republik an, unter der Bedingung, dass sie ihre ökonomische Herrschaft behält.

Jetzt stehen das Proletariat und die ärmste Bauernschaft, d. h. die Mehrheit des Volkes, in einem solchen Verhältnis zur Bourgeoisie und zum „verbündeten" (wie auch zum internationalen) Imperialismus, dass man die Bourgeoisie nicht mit sich reißen" kann. Mehr als das: die Oberschichten des Kleinbürgertums und die wohlhabenden Schichten des demokratischen Kleinbürgertums sind offensichtlich gegen eine neue Revolution. Diese Tatsache tritt so klar zutage, dass es jetzt nicht notwendig ist, auf sie einzugehen. Die Herren Liber-Dan, Zeretelli und Tschernow illustrieren das außerordentlich anschaulich.

Die Wechselbeziehung der Klassen ist eine andere geworden, das ist der Kern der Sache.

Aber diese Klassen stehen „auf der einen und auf der anderen Seite der Barrikade".

Das ist die Hauptsache.

Das und nur das ist die wissenschaftliche Grundlage, die es erlaubt, von einer neuen Revolution zu sprechen, die, rein theoretisch gesprochen, die Frage abstrakt genommen, legal vor sich gehen könnte, wenn z. B. die von der Bourgeoisie einberufene Konstituierende Versammlung den Parteien der Arbeiter und der ärmsten Bauern eine Mehrheit gegen die Bourgeoisie gäbe.

Die objektive Wechselbeziehung der Klassen, ihre (wirtschaftliche und politische) Rolle außerhalb der Repräsentativkörperschaften vom gegebenen Typus und innerhalb dieser Körperschaften, das Ansteigen oder der Niedergang der Revolution, das Verhältnis zwischen außerparlamentarischen und parlamentarischen Kampfmitteln – das sind die wichtigsten, grundlegenden, objektiven Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, wenn man die Taktik des Boykotts oder der Beteiligung nicht willkürlich, auf Grund seiner „Sympathien", sondern marxistisch ableiten will.

Die Erfahrung unserer Revolution zeigt anschaulich, wie man an die Frage des Boykotts marxistisch herangehen muss.

Warum hat sich der Boykott der Bulyginschen Duma als eine richtige Taktik erwiesen?

Weil er dem objektiven Wechselverhältnis der gesellschaftlichen Kräfte in ihrer Entwicklung entsprach. Er gab die Losung der anwachsenden Revolution für den Sturz der alten Regierungsgewalt, die, um das Volk von der Revolution abzulenken, eine kompromisslerische, grob gefälschte und darum keine Aussichten auf ein ernstes „Anhaken" am Parlamentarismus eröffnende Körperschaft (die Bulyginsche Duma) einberief. Die außerparlamentarischen Kampfmittel des Proletariats und der Bauernschaft waren stärker. Aus diesen Erwägungen heraus ergab sich die richtige, der objektiven Lage Rechnung tragende Taktik des Boykotts der Bulyginschen Duma.

Warum hat sich die Taktik des Boykotts der dritten Duma als falsch erwiesen?

Weil sie sich nur auf das „Eindrucksvolle" der Losung des Boykotts und auf die Abscheu gegen den grob reaktionären Geist des „Stalls" vom 3. Juni stützte. Aber die objektive Lage war so, dass einerseits die Revolution sich in einem schroffen Niedergang befand und immer mehr abebbte. Um sie wieder zum Aufschwung zu bringen, gewann die parlamentarische Stütze (sogar aus dem Innern des „Stalles" heraus) eine ungeheure politische Bedeutung, denn die außerparlamentarischen Mittel der Propaganda, der Agitation, der Organisation waren fast gar nicht vorhanden oder waren äußerst schwach. Anderseits hinderte ihr grob reaktionärer Geist die dritte Duma nicht, das Organ einer wirklichen Wechselbeziehung der Klassen zu sein, und zwar der Stolypinschen Einigung der Monarchie mit der Bourgeoisie. Diese neue Wechselbeziehung der Klassen musste überwunden werden.

Aus diesen Erwägungen heraus ergab sich die richtige, der objektiven Lage Rechnung tragende Taktik der Beteiligung an der dritten Duma.

Es genügt, sich diese Lehren der Erfahrung, die Bedingungen für eine marxistische Beurteilung der Frage von Boykott oder Beteiligung zu überlegen, um sich zu überzeugen, wie absolut falsch die Taktik der Beteiligung an der „Demokratischen Beratung", am „Demokratischen Rat" oder am Vorparlament ist.

Einerseits wächst eine neue Revolution heran. Der Krieg steigt an. Die außerparlamentarischen Mittel der Propaganda, Agitation und Organisation sind in ungeheurem Umfang vorhanden. Die Bedeutung der „Parlamentstribüne" ist in diesem Vorparlament äußerst gering. Anderseits bringt dieses Vorparlament keine neue Wechselbeziehung der Klassen zum Ausdruck und „dient" keiner solchen; die Bauernschaft z. B. ist hier schlechter vertreten als in den bereits bestehenden Organen (dem Rat der Bauerndeputierten). Der ganze Sinn des Vorparlaments ist eine bonapartistische Fälschung nicht nur in dem Sinne, dass die schmutzige Bande der Liber-Dan, Zeretelli und Tschernow in Gemeinschaft mit Kerenski und Konsorten die Zusammensetzung dieser Zeretelli-Bulyginschen Duma zusammengeschoben, gefälscht hat, sondern auch in dem weit tieferen Sinne, dass es die einzige Bestimmung des Vorparlaments ist, die Massen zu bemogeln, die Arbeiter und Bauern zu betrügen, sie von der neuen heranreifenden Revolution abzulenken, den unterdrückten Klassen Sand in die Augen zu streuen durch ein neues Gewand für die alte, bereits erprobte, zerzauste, abgenutzte „Koalition" mit der Bourgeoisie (d. h. für die Verwandlung der Herren Zeretelli und Konsorten durch die Bourgeoisie in Clowns, die das Volk dem Imperialismus im imperialistischen Krieg unterordnen helfen).

Wir sind jetzt schwach – sagt der Zar im August 1905 seinen Fronherren-Gutsbesitzern. Unsere Macht schwankt. Die Welle der Arbeiter- und Bauernrevolution steigt. Man muss die „kleinen Leute" betrügen, ihnen Honig um den Mund schmieren …

Wir sind jetzt schwach – sagt der heutige „Zar", der Bonapartist Kerenski, den Kadetten, den parteilosen Spießern, den Plechanow, Breschkowskaja und Konsorten. Unsere Macht schwankt. Die Welle der Arbeiter- und Bauernrevolution gegen die Bourgeoisie steigt. Man muss die Demokratie betrügen und zu diesem Zweck jenem Narrengewand eine andere Farbe geben, in das sich seit dem 6. Mai 1917 die Sozialrevolutionären und menschewistischen „Führer der revolutionären Demokratie", unsere lieben Freunde Zeretelli und Tschernow, gekleidet haben, um das Volk zu narren. Es ist nicht schwer, ihnen mit dem „Vorparlament" Honig um den Mund zu schmieren.

Wir sind jetzt stark – sagt der Zar seinen Fronherren-Gutsbesitzern im Juni 1907. Die Welle der Arbeiter- und Bauernrevolution sinkt. Aber wir werden uns nicht in alter Weise halten können, und der Betrug allein genügt nicht. Eine neue Politik auf dem Lande, ein neuer wirtschaftlicher und politischer Block mit Gutschkow-Miljukow, mit der Bourgeoisie, ist notwendig.

So kann man drei Situationen darstellen: August 1905, September 1917, Juni 1907, um die objektiven Grundlagen der Boykott-Taktik, ihren Zusammenhang mit der Wechselbeziehung der Klassen anschaulicher zu erläutern. Ein Betrug der Unterdrücker an den unterdrückten Klassen ist immer vorhanden, aber die Bedeutung dieses Betrugs ist in den verschiedenen geschichtlichen Augenblicken verschieden. Die Taktik kann nicht nur auf die Tatsache begründet sein, dass die Unterdrücker das Volk betrügen; sie muss bestimmt werden durch eine allgemeine Analyse der Wechselbeziehung der Klassen und der Entwicklung sowohl des außerparlamentarischen wie des parlamentarischen Kampfes.

Die Taktik der Beteiligung am Vorparlament ist falsch, sie entspricht nicht der objektiven Wechselbeziehung der Klassen, den objektiven Bedingungen des Augenblicks.

Die Demokratische Beratung musste boykottiert werden, wir haben uns alle geirrt, als wir das nicht taten, ein Fehler ist kein Betrug. Den Fehler werden wir korrigieren, wenn nur der aufrichtige Wille vorhanden ist, für den revolutionären Kampf der Massen einzutreten, wenn wir nur über die objektiven Grundlagen der Taktik ernstlich nachdenken.

Das Vorparlament muss boykottiert werden. Man muss sich in den Rat der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten, in die Gewerkschaftsverbände zurückziehen, überhaupt zu den Massen gehen. Man muss die Massen zum Kampf aufrufen. Man muss ihnen die richtige und klare Losung geben: die bonapartistische Bande Kerenskis und sein gefälschtes Vorparlament, diese Zeretelli-Bulyginsche Duma auseinanderzujagen. Die Menschewiki und Sozialrevolutionäre haben sogar nach der Kornilowiade unseren Kompromiss, die friedliche Übergabe der Macht an die Räte (in denen wir damals noch keine Mehrheit hatten) abgelehnt, sie sind wieder in den Sumpf der schmutzigen und niederträchtigen Machenschaften mit den Kadetten hinab gesunken. Nieder mit den Menschewiki und den Sozialrevolutionären! Schonungsloser Kampf gegen sie. Sie müssen schonungslos aus allen revolutionären Organisationen verjagt werden. Keine Verhandlungen, keine Gemeinschaft mit diesen Freunden der Kischkin, den Freunden der kornilowistischen Grundbesitzer und Kapitalisten.

Sonnabend, den 23. September 1917

Trotzki ist für den Boykott eingetreten. Bravo, Genosse Trotzki!

Der Boykottismus hat in der Fraktion der Bolschewiki, die sich für die Demokratische Beratung versammelt haben, eine Niederlage erlitten.

Es lebe der Boykott!

Auf keinen Fall können und dürfen wir uns mit der Beteiligung abfinden. Die Fraktion der Beratung ist nicht das höchste Parteiorgan, aber auch die Beschlüsse der höchsten Organe unterliegen einer Revision auf Grund der praktischen Erfahrung.

Man muss um jeden Preis einen Beschluss in der Frage des Boykotts sowohl in der Plenarsitzung des Exekutivkomitees als auch auf einem außerordentlichen Parteitag herbeiführen. Man muss sofort die Frage des Boykotts zur Plattform für die Wahlen zum Parteitag und für sämtliche Wahlen innerhalb der Partei machen. Zur Erörterung dieser Frage müssen die Massen herangezogen werden. Es ist notwendig, dass die klassenbewussten Arbeiter die Sache in ihre Hand nehmen, die Diskussion durchführen und einen Druck auf die Oberschichten" ausüben.

Es kann absolut nicht daran gezweifelt werden, dass in den „Oberschichten" unserer Partei Schwankungen zu beobachten sind, die verhängnisvoll werden können, denn der Kampf entwickelt sich; in bestimmten Verhältnissen aber, in einem bestimmten Augenblick können Schwankungen die Sache zugrunde richten. Solange es nicht zu spät ist, muss man mit allen Kräften an den Kampf herangehen und die richtige Linie der Partei des revolutionären Proletariats durchsetzen.

In den „parlamentarischen" Oberschichten der Partei ist nicht alles in Ordnung; es ist notwendig, ihnen mehr Aufmerksamkeit zu widmen, sie mehr durch die Arbeiter kontrollieren zu lassen; die Kompetenz der Parlamentsfraktionen muss strenger festgelegt werden.

Der Fehler unserer Partei tritt klar zutage. Für die kämpfende Partei der vorgeschrittenen Klasse sind die Fehler kein Unglück. Ein Unglück wäre das Beharren auf einem Fehler, die falsche Scham vor der Anerkennung und Verbesserung eines Fehlers.

Sonntag, den 24. September 1917

Der Rätekongress ist auf den 20. Oktober verschoben worden. Das entspricht angesichts des Tempos, in dem Russland lebt, einem Aufschub auf den St. Nimmerleinstag. Zum zweiten Mal wiederholt sich die Komödie, die die Sozialrevolutionäre und die Menschewiki nach dem 20.-21. April gespielt haben. … („Proletarskaja Rewoluzija“, Nr. 3, 1924)

Welche Bedeutung Lenin diesen Fehlern beigelegt hat, erhellt sich daraus, dass er ihre Diskussion in die Presse gebracht hat und im „Rabotschij Putj“ am 24. September seinen Artikel „Helden der Fälschung“ veröffentlichte:

„… Und hier komme ich zu den Fehlern der Bolschewiki. Es war ein Fehler, sich in einem solchen Augenblick auf ironischen Beifall und Zwischenrufe zu beschränken.

Das Volk ist der Schwankungen und Verschleppungen müde. Die Unzufriedenheit wächst zusehends. Eine neue Revolution naht heran. Die reaktionären Demokraten, die Liber, Dan, Zeretelli usw., haben alles Interesse, die Aufmerksamkeit des Volkes auf die „Beratungs"-Komödie abzulenken, das Volk mit dieser Komödie zu beschäftigen" und die Bolschewiki von den Massen zu trennen mittels der Fesselung der bolschewistischen Delegierten durch eine so unwürdige Beschäftigung, wie das Dasitzen und Anhören der Sarudnijs! Dabei sind die Sarudnijs noch nicht die Schlechtesten!

Die Bolschewiki hätten die Beratung verlassen sollen, zum Zeichen des Protestes und auch, um der Ablenkung der Aufmerksamkeit des Volkes von ernsten Problemen durch die Beratung nicht Vorschub zu leisten.

Neunundneunzig Hundertstel der bolschewistischen Delegation hätten in die Kasernen und Fabriken gehen sollen. Dort war der wirkliche Platz der Delegierten, die aus allen Ecken Russlands zusammengekommen waren und nach der Rede Sarudnijs in den Abgrund der Sozialrevolutionären und menschewistischen Fäulnis geblickt hatten. Dort, in den Massen hätten die Lehren dieser Beratungskomödie in hunderten und tausenden Versammlungen und Gesprächen erörtert werden sollen.

Zehn überzeugte Soldaten oder Arbeiter aus einer rückständigen Fabrik sind tausendmal mehr wert als hundert von den Liber-Dans zusammengeschobene Delegierte. Die Ausnützung des Parlamentarismus besteht ganz besonders in revolutionären Zeiten durchaus nicht darin, dass man mit den Vertretern der Fäulnis kostbare Zeit verliert, sondern darin, die Massen am Beispiel dieser Fäulnis aufzuklären.

Schließlich beschloss Genosse Lenin, weil er sah, wie katastrophal das Verhalten der Mehrheit der Fraktion war, die Frage vollständig vor der Partei aufzuwerfen, „die Frage des Boykotts zur Plattform für die Wahlen zum Kongress und für alle Wahlen innerhalb der Partei“ zu machen (siehe oben seinen Brief „Irrtümer unserer Partei“). Ende September arbeitete er die folgenden „Thesen für die Petersburger Stadtkonferenz und Direktiven für Parteitagsdelegierte“ aus:

Zur Frage der Beteiligung der Partei am Vorparlament

1. Die Teilnahme unserer Partei am „Vorparlament" oder am „Demokratischen Rat" oder dem „Rat der Republik" ist ein offenkundiger Fehler und eine Abweichung vom proletarisch revolutionären Weg.

2. Die objektive Lage ist so, dass im Lande unzweifelhaft eine Revolution gegen die bonapartistische Regierung Kerenskis heranreift (Bauernaufstand, wachsende Unzufriedenheit und Konflikte mit der Regierung in der Armee und bei den nationalen Minderheiten, Konflikt mit den Eisenbahnern und Postbeamten, völliger Zusammenbruch der kompromisslerischen Menschewiki und Sozialrevolutionäre bei den Wahlen usw.).

Beteiligt man sich bei einem solchen Heranreifen der Revolution an einem zur Täuschung des Volkes zusammengeschobenen Pseudo-Parlament, so erleichtert man diese Täuschung, erschwert die Vorbereitung der Revolution und lenkt die Aufmerksamkeit und die Kräfte der Partei von den aktuellen Aufgaben des Kampfes um die Macht und um die Niederwerfung der Regierung ab.

3. Der Parteitag muss deshalb die Mitglieder unserer Partei aus dem Vorparlament abberufen, das Vorparlament boykottieren und das Volk zur Sammlung der Kräfte für die Auflösung dieser Zeretellischen „Bulygin-Duma" aufrufen.” (Lenin, Sobr. Sotschinenija, Band XIV, Teil 2, S. 267-268). [Trotzki, Sotschinenija, 3.1]

1 Der Stimmenanteil war in der Tat etwas anders. Bei diesem (21. September) Treffen der bolschewistischen Fraktion wurde der Beschluss zur Teilnahme am Vorparlament mit einer Mehrheit von 70 Stimmen gegen 50 gefasst.

2 Laut Redaktion der „Proletarskaja Rewoluzija” wurde dieser Brief nicht nach dem Original (W. I. Lenins Manuskripten) nachgedruckt, sondern nach einer der vielen Kopien, die viele Male kopiert wurden, die damals zur Hand waren, weshalb es im Text gewisse Ungenauigkeiten geben kann. Red.

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