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Allrussische Konferenz der KPR 1921

Die Allrussische Konferenz der KPR(B), auf der Lenin diesen „Bericht über die Naturalsteuer“ erstattete, fand in Moskau in der Zeit vom 26. Mai bis zum 1. Juni 1921 statt und beschäftigte sich hauptsächlich mit der Behandlung der wichtigsten Fragen der Wirtschaftspolitik im Zusammenhang mit dem Übergang zur neuen ökonomischen Politik und der Durchführung des Gesetzes über die Ersetzung der Zwangsumlage durch die Naturalsteuer. Auf der Tagesordnung der Konferenz standen folgende Berichte: 1. Die ökonomische Politik (W. I. Lenin); a) Die Naturalsteuer (A. I. Swiderski); b) Die Genossenschaften (L. M. Chintschuk); c) Über die Finanzreform (J. A. Preobraschenski); d) Die Kleinindustrie (W. J. Miljutin). 2. Die Rolle der Sozialrevolutionäre und Menschewiki im gegenwärtigen Zeitpunkt (K. Radek). 3. Der III. Kongress der Kommunistischen Internationale (K. Radek). Außerdem nahm die Konferenz einen Informationsbericht Lenins über die Tagung der Fraktion des IV. Gewerkschaftskongresses und einen Bericht des Genossen Molotow über die nächsten Aufgaben der organisatorischen Tätigkeit der Partei entgegen. Die wichtigste Resolution, die von der Konferenz angenommen wurde, war die Resolution „Über die ökonomische Politik“, die unter Mitwirkung Lenins und unter seiner allgemeinen Redaktion ausgearbeitet wurde.

Der Bericht Lenins auf dieser Konferenz wurde bereits nach Erscheinen der Broschüre „Über die Naturalsteuer“ erstattet und sollte nach einem Ausdruck Lenins „lediglich kleine Ergänzungen“ zu dieser Broschüre geben, um dazu beizutragen, die Unklarheiten in der Auffassung der neuen ökonomischen Politik in der Provinz zu beseitigen. Diese „kleinen Ergänzungen“ waren jedoch, wie der Leser aus dem Inhalt des Berichts und dann des Schlussworts ersehen wird, von gewaltiger praktischer Bedeutung für die richtige Durchführung der neuen ökonomischen Politik sowohl im damaligen Augenblick als auch in den darauffolgenden Jahren und von ebenso gewaltiger theoretischer Bedeutung für die richtige Erfassung der ganzen Tragweite des Bündnisses des Proletariats mit den Mittelbauern. In letzterer Hinsicht bildeten der Bericht und das Schlusswort die stärkste Waffe für die KPdSU(B) in ihrem Kampf gegen die liberale Auffassung von der neuen ökonomischen Politik und dem Bündnis mit den Mittelbauern, die in den letzten Jahren von den Rechtsopportunisten propagiert worden ist. Die von Lenin hier gegebene Definition des Bündnisses mit den Mittelbauern als eines Bündnisses, das auf die Unterstützung der Diktatur des Proletariats und die Aufhebung der Klassen gerichtet ist, sowie die Definition der Führung der Mittelbauernschaft durch das Proletariat in diesem Bündnis als einer Führung, die ebenfalls auf die „Aufhebung der Klassen“ gerichtet ist, schlagen dem Rechtsopportunismus direkt ins Gesicht. Und ein ebensolcher Schlag gegen die Rechtsopportunisten, die sich mit der Theorie unbegrenzter Zugeständnisse an den Mittelbauern herumtrugen, sind die von Lenin im Schlusswort aufgezeigten Grenzen und Ziele dieser Zugeständnisse. Diese Ziele und damit auch die Grenzen sind von Lenin in folgenden Worten formuliert worden: „Wir machen Zugeständnisse zur Sicherung gegen eine Restauration des Kapitalismus und zur Sicherung der Wege zum Kommunismus.“ Die von den Rechtsopportunisten empfohlene Politik war diesen Hinweisen Lenins diametral entgegengesetzt und erwies sich schließlich als eine Politik der „Restauration des Kapitalismus“. […]

In dem Bündnis der Arbeiterklasse mit der Bauernschaft muss dem Proletariat die führende Rolle gehören, die sich auf die unausgesetzt wachsende sozialistische Großindustrie stützt und auf die Landwirtschaft einen gewaltigen Einfluss im Sinne ihrer sozialistischen Umgestaltung ausübt.

Das Bündnis der Arbeiterklasse mit der Mittelbauernschaft beruht auf der Gemeinsamkeit der Grundinteressen dieser beiden Klassen. […]

Nur Opportunisten, die die Leninsche Lehre nicht begriffen haben, können glauben, dass das Dorf sich „von sich aus“, ohne feste führende Einflussnahme der Arbeiterklasse und ohne Kampf der Arbeiterklasse, auf dem sozialistischen Weg fortschreiten kann. […]

Das Proletariat, das die werktätigen Massen der Bauernschaft führt, muss auch die Schwankungen seines Verbündeten, dessen Kleineigentümervorurteile überwinden. Der Leninsche Satz, dass „der Mittelbauer eine schwankende Klasse“ ist, darf nicht vergessen werden.

Das Proletariat muss die Schwankungen der werktätigen Bauernschaft überwinden und diese durch beharrliche Anstrengungen in sozialistischer Richtung neu erziehen. Diese Neuerziehung ist eine eigenartige Form des Klassenkampfes gegen die Schwankungen der Bauernschaft, gegen ihre jahrhundertealten Gewohnheiten und Vorurteile. Das ist eine ganz besondere Form des Klassenkampfes, die sich vom schonungslosen Kampf der Arbeiterklasse gegen das Kulakentum, das im Prozess der entfalteten sozialistischen Offensive als Klasse liquidiert wurde, grundlegend unterscheidet. […] [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 9, Anm. 64]

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