Die Idee des „Arbeiterkongresses“ wurde zum ersten Male im Jahre 1905 von Axelrod in seinen beiden Briefen an einen Genossen aufgeworfen, die von der Redaktion der „Iskra“ als besondere Broschüre unter dem Titel „Volksduma und Arbeiterkongress“ (Genf 1905) herausgegeben wurde. Auf dem Wege des Arbeiterkongresses wollte Axelrod eine solche Arbeiterorganisation gründen, durch die man die Bourgeoisie beeinflussen könnte. 1905 setzte der weitere Aufschwung der Revolution die Frage des Arbeiterkongresses von der Tagesordnung ab. Im Jahre 1906, nach dem IV. Parteitage und nach der Auflösung der I. Duma, griff Axelrod seine Idee wieder auf. Das menschewistische ZK verhielt sich zu ihr anfangs ablehnend, aber nach der Agitation der Bolschewiki mit der Forderung der Einberufung eines außerordentlichen Parteitages beschloss das ZK, dieser Agitation die für den Arbeiterkongress entgegenzustellen. In der nun einsetzenden Diskussion rückten die Menschewiki den Arbeiterkongress als Mittel zur Lösung der Parteikrise und zur Gründung einer neuen „gesamtrussischen Arbeiterpartei“ anstelle der SDAPR immer mehr in den Vordergrund. Larin, der die Idee des Arbeiterkongresses offen gegen die Partei aufstellte, schrieb: der Arbeiterkongress bedeute, „das Aushängeschild herunterzunehmen“, „bedeute Verschmelzung mit den Sozialrevolutionären und mit den Gewerkschaften.“ Lenin unterstrich im Anschluss daran in seinem Artikel „Die Krise des Menschewismus“, dass für Larin „der Sozialdemokratismus nur ein Aushängeschild ist". Der offenkundig parteifeindliche Charakter der Agitation für den Arbeiterkongress, die auch von den Liberalen, den Anarchosyndikalisten und auch sogar von Elementen der Schwarzen Hundert aufgegriffen wurde, veranlasste die Reichskonferenz der Partei im November 1906, obwohl ihre Mehrheit menschewistisch war, eine Resolution zu beschließen, die jedwede konkreten Maßnahmen zur Einberufung des Arbeiterkongresses untersagte und die Diskussion über diese Frage ausschließlich auf dem Boden der Partei gestattete. Auf dem V. Parteitage traten die Menschewiki neuerdings mit dem Vorschläge eines Arbeiterkongresses auf, der Parteitag lehnte jedoch ihren Vorschlag ab und entschied, dass „die von den Anarcho-Syndikalisten zum Kampfe gegen den sozialdemokratischen Einfluss auf die Arbeitermassen aufgegriffene Agitation für einen parteilosen Arbeiterkongress für die klassenmäßige Entwicklung des Proletariats von Schaden ist.“ Auf diese Weise wurde durch den Beschluss des V. Parteitages die Frage des Arbeiterkongresses aus den Diskussionen der Partei endgültig entfernt. Eine Kritik der ganzen Idee gab Lenin in den Artikeln „Die Krise des Menschewismus“ und „Verärgerte Zerfahrenheit". [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 3, Anm. 159]